Die große Aufmerksamkeit für die Berichterstattung von ARD und ZDF bei den Terroranschlägen von Paris sei rückblickend ein Beweis dafür, wie gefragt öffentlich-rechtliche Informationsangebote in solchen Ausnahmesituationen seien, analysiert ZDF-Intendant Thomas Bellut im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de. „Auch wenn das natürlich differenziert zu betrachten ist: Wir kämpfen offen gesagt weiterhin um mehr jüngere Zuschauer, wie wir es auch mit ‚heute+‘ versuchen. Aber zunächst einmal ist das eine beruhigende Erkenntnis.“

Dass auch das ZDF an jenem Abend zunächst lange am Regelprogramm festgehalten hat, verteidigt Bellut: „Wir wussten schon während das Fußballspiel in Paris noch lief, dass etwas passiert ist und hatten das Studio auch relativ schnell einsatzbereit. Wir haben trotzdem die laufende Krimiserie zu Ende gezeigt, weil außer den Bildern vom Blaulicht von Einsatzwagen, die überwiegend von CNN angeboten wurden, noch nichts da war. Da muss ich die Redaktion auch vor sich selbst schützen: Wir müssen einen Ansatz von Substanz haben, um auf Sendung gehen zu können.“

Dennoch soll das künftig schneller möglich sein. Der ZDF-Intendant zieht Lehren aus den Erwartungshaltungen des Publikums. „Offenkundig wird auch außerhalb der Kernzeiten und auch am Wochenende mehr von uns erwartet. Am Abend sind wir sehr gut aufgestellt, aber besonders im Tagesprogramm besteht Verbesserungsbedarf, so dass wir im Augenblick überlegen, wie wir das noch perfektionieren und die Teams von ‚MoMa‘, ‚MiMa‘ und Nachrichtenredaktion besser koordinieren können, so dass wir jederzeit die Infrastruktur in Bereitschaft haben, mit Substanz auf Sendung gehen zu können.“

Dabei gehe es um „die Strukturen hinter dem sichtbaren Programm, so dass man jederzeit Sendeflächen hat, die im Falle einer aktuellen Nachrichtenlage noch schneller aktivierbar sind.“ Bellut im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de: „Leider mussten wir in dem Bereich auch Personal abbauen und die Auswirkungen dieser Einsparungen spüren wir hier schon. Das darf aber nicht sein, weil die Erwartungshaltung an die Qualitätsmedien ARD und ZDF offenbar ist, jederzeit perfekt aufgestellt zu sein.“

Von Kritik will sich der ZDF-Intendant aber grundsätzlich nicht zu schnell aus der Ruhe bringen lassen. Mit einer gewissen Zufriedenheit ergänzt Thomas Bellut: „Es gibt sicher immer Anlass zur Kritik, aber ich sage meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer: Freut Euch auch über die Kritik; sie zeigt, dass wir bedeutend wir sind.“

Das gesamte Wortlaut-Interview mit ZDF-Intendant Thomas Bellut u.a. über Pespektiven für Jan Böhmermann, die Lügenpresse-Debatte, zögerliche Medienpolitik, einen Ausbau von ZDFneo und einen Relaunch der ZDF-Mediathek lesen Sie am Freitagvormittag beim Medienmagazin DWDL.de.