Auch für das kommende Jahr plant der Hessische Rundfunk wieder mit einem deutlichen Minus. "Trotz massiver Einsparungen", wie man in Frankfurt nicht müde wird zu betonen, fehlen dem Hessischen Rundfunk im kommenden Haushalt 82 Millionen Euro. Dennoch genehmigte der Rundfunkrat am Freitag den vom Intendanten Helmut Reitze vorgelegten Haushaltsplan, in dem Erträgen von 500 Millionen Euro Aufwendungen von 582 Millionen Euro gegenüber stehen – im Vergleich zum Haushaltsplan des aktuellen Jahres steigen die Aufwendungen damit um 41 Millionen Euro, während die Einnahmen nur um acht Millionen steigen. Hauptgrund für den Fehlbetrag von nun 82 Millionen Euro sind laut hr die gesetzlichen Regelungen für die Altersversorgung, die insbesondere durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zu stark steigenden Rückstellungen zur Sicherung zukünftiger Rentenansprüche fühlen – "wie bei vielen anderen Unternehmen auch", betont der hr. Für das laufende Jahr sah der Haushaltsplan bereits ein Minus von 51 Millionen vor.

"Wir befinden uns trotz der massiven Einsparungen in den letzten Jahren und des erheblichen Personalabbaus in einer sehr schwierigen Situation", betonte Reitze in seiner Rede vor dem Rundfunkrat. Das Eigenkapital sei trotz der Sparanstrengungen weiterhin negativ, die Liquidität sei aber für die nächsten Jahre gesichert. "Im kommenden Jahr 2016 finden wichtige Weichenstellungen statt. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) wird im 20. Bericht den vor allem inflationsbedingt benötigten Mehrbedarf nach acht Jahren Beitragsstabilität prüfen. Davon wird abhängen, wie viel Geld wir im hr bis 2020 zur Verfügung haben, um unseren Auftrag weiterhin erfüllen zu können. Dann wird es auch Klarheit zur Verwendung der aus dem neuen Beitragsmodell entstandenen Mehrerträge geben, die derzeit auf einem Sperrkonto liegen", so Reitze.

Der Intendant, der sich Anfang kommenden Jahres von der hr-Spitze zurückziehen wird, betonte, dass es dem hr trotz der Sparmaßnahmen gelungen sei, zahlreiche programmliche Erfolge zu erreichen und verwies u.a. auf die preisgekrönten Produktionen "Männertreu", das Doku-Drama "Meine Tochter Anne Frank" und den "Tatort" "Im Schmerz geboren". Auch im Hörfunk und Internet setze der hr weiterhin Akzente, beispielsweise mit der Umstellung auf hessenschau.de.

Der Rundfunkrat lobte zwar die Sparerfolge des Senders, macht sich aber zugleich Sorgen um die finanzielle Basis der Rundfunkanstalt. "Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein wertvolles System, dessen Stärken Glaubwürdigkeit, Qualität und Vielfalt sind. Wir machen gutes Programm – das sieht man, wenn man sich anschaut, welche Programmerfolge der hr in letzter Zeit erreicht hat und welche Preise und Auszeichnungen ihm verliehen wurden – von der 'Goldenen Kamera' bis zum 'Grimme-Preis'", sagte der Vorsitzende des hr-Rundfunkrats Jörn Dulige. "Auch aus diesem Grund steht die Politik in der Verpflichtung, für eine langfristige Sicherung der Rundfunkbeiträge zu sorgen. Schließlich müssen den öffentlich-rechtlichen Sendern die finanziellen Möglichkeiten gewährt werden, die sie benötigen, um den gesetzlich definierten Programmauftrag zu erfüllen."