Die Erwartungen waren hoch, die Kritiker voller Lob, doch die Zuschauer verschmähen die prestigeträchtige Serie "Deutschland 83" und sorgten in der dritten Woche nun dafür, dass die UFA-Fiction-Produktion die Hälfte ihrer Auftaktzuschauer verloren hat und selbst hinter eine Wiederholung von "Dirty Dancing" gefallen ist. Gegenüber den Kollegen von "Werben & Verkaufen" äußerte sich nun Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann zu den Quoten des ambitionierten Projekts.

"Wir haben mit der Serie viel mehr Menschen erreicht, als wir jemals gedacht hätten", stellt Hoffmann gegenüber "W&V" fest und schränkt aber zugleich ein: "Nur leider nicht in Deutschland". Für die RTL Group sei die Serie zwar ein besonderer Erfolg. "Von den Zahlen in Deutschland sind wir hingegen enttäuscht", so der RTL-Programmchef ernüchternd. Man werde nun analysieren, was man daraus lernen könne, ist die vage Aussage zur Zukunft der Serie.

Hoffmann sendet dabei zumindest nach außen ein positives Signal gerade an die Produzenten: "An unserer Lust, auf neue, eigene Inhalte zu setzen, hat sich nichts geändert", was auch daran liegt, dass aus den USA verstärkt horizontal erzählte Serien kommen, die wie bei "House of Cards" im Sinne von Hoffmann "eher für eine spitze Zielgruppe konzipiert" seien. "Es wird immer schwerer, mit Fremdprogrammen deutlich über Senderschnitt zu liegen", konstatiert Hoffmann. Deshalb habe man entschieden, auf Eigenproduktionen und Koproduktionen zu setzen. Mit NBC Universal und TF1 arbeite man "an weiteren interessanten Stoffen".

An Sendungen wie "Adam sucht Eva" oder "Der Bachelor", der laut Hoffmann "linear wie nonlinear ein Hit" sei, will der RTL-Programmchef dabei aber auch in Zukunft festhalten und "Fernsehen für alle" bieten und bemüht die alte Floskel des demokratischen Senders, bei dem über die Fernbedienung abgestimmt wird. Den nächsten großen Showhit sieht derweil auch Hoffmann nicht und will sich neben Eigenentwicklungen auch stärker auf Konzepte aus kleineren Märkten wagen. Des Weiteren will RTL auch weiter mit Dieter Bohlen, Daniel Hartwich und Günther Jauch zusammenarbeiten. Mit dem ehemaligen ARD-Talker Jauch "geht die aktuelle Planung weit über das kommende Jahr hinaus", verspricht Hoffmann. Dass eine Show aber noch einmal über zehn Millionen Zuschauer erreicht, hält Hoffmann für "nicht mehr möglich" und verweist darauf, dass Sportevents dies hingegen noch schaffen können.

Logisch, dass Hoffmann dabei auch auf die Qualifikationsspiele der Deutschen Herren-Nationalmannschaft verweist, mit denen RTL hohe Quoten erzielte. "Diese Top-Reichweiten werden seltener – und dadurch immer wertvoller", so Hoffmann. Naheliegend ist da auch ein gebot für die Rechte an der Bundesliga, an der man in Köln großes Interesse haben soll. Hoffmann verweist im Gespräch allerdings lediglich auf die finanzielle Ausstattung von ARD und ZDF. "Der sogenannte Wettbewerb zwischen uns ist nicht mehr als eine Farce", so Hoffmann, der sich aber "grundsätzlich jede Rechtevergabe" erst einmal ansehe. Wie viele Fernsehmacher fordert auch Hoffmann eine Lockerung der Werberegeln, welche nicht mehr zeitgemäß seien, "gerade wenn man den Vergleich mit Onlineanbietern zieht". Zugleich beruhigt er aber auch die Zuschauer: "Andererseits wären wir aus purem Eigeninteresse niemals dafür, am Ende mehr Werbung als Programm zu haben", so Hoffmann, der sich stattdessen mehr kreative Werbeformen wünscht.