Umgerechnet knapp 200 Millionen Euro muss die BBC jährlich sparen, alleine ein Viertel entfällt dabei auf den Sportbereich der Anstalt. Nun haben die Sparauflagen der BBC ein sehr prominentes Opfer gefunden: Wie bereits seit etlichen Wochen spekuliert, wird die Formel 1 fortan nicht mehr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ihre Runden drehen. Die BBC hielt die Rechte seit 2009 und teilte sie sich, ebenfalls unter Sparaspekten, bereits seit einigen Jahren mit dem Bezahlsender Sky.

Der wiederum wird die Rechte aber auch in Zukunft nicht exklusiv halten, was durchaus etwas überraschend kommt. Letztlich wurde aber offensichtlich auch Formel-1-Boss Bernie Ecclestone bewusst, dass es durchaus im Sinne der Motorsport-Königsklasse sein sollte, wenn zumindest ein Teil der Rennen auch von der breiten Masse gesehen werden kann. Nachdem kürzlich ITV als potentieller Interessent gehandelt wurde, bekam den Zuschlag nun aber ein Neuling im Bereich der Formel 1: Channel 4 machte sich ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk und wird bereits ab der kommenden Saison von den Rennstrecken dieser Welt berichten.

Auch Channel 4 muss sich aber die Rechte mit Sky teilen. Pro Saison werden zehn Rennen live übertragen, womit die Formel 1 auch weiterhin im Free-TV und auch in HD empfangbar bleibt. Alle übrigen Rennen wird es wie bislang nur gegen Gebühr bei Sky gegeben, Channel 4 wird von diesen Rennen und auch den Qualifikationen aber ausführliche Highlights ins Programm nehmen. Medienberichten zufolge soll sich Channel 4 die Rechte rund 25 Millionen Pfund im Jahr, umgerechnet etwa 34 Millionen Euro, kosten lassen. Weitere zehn Millionen Pfund (ca. 13,5 Millionen Euro) soll die Produktion verschlingen. Channel 4 hält die Rechte für die kommenden drei Jahre.

Channel 4 sendet zwar wie die BBC mit öffentlichem Auftrag – bekommt allerdings keine Gelder aus dem Gebührentopf, sondern muss sich beispielsweise über Werbung finanzieren. Alle Freunde der Formel 1 beruhigte der Sender aber bereits jetzt mit einer durchaus überraschenden und bemerkenswerten Ankündigung: Die Rennen sollen bei Channel 4 nicht durch Werbepausen unterbrochen werden. Welche Rennen live bei Channel 4 laufen werden, soll Anfang des Jahres entschieden werden. Dann will Channel 4 auch bekannt geben, wer die Übertragungen moderieren und kommentieren wird.

"Es tut mir leid, dass die BBC ihren Vertrag nicht erfüllen konnte, ich bin aber glücklich, dass wir nun einen anderen Sender gefunden haben, der die Formel 1 ohne Werbeunterbrechung während des Rennens überträgt", kommentiert Bernie Ecclestone den Wechsel der Rechte. Er sei zuversichtlich, dass Channel 4 nicht nur den Standard erreichen werde, den die BBC in der Vergangenheit setzte, sondern auch neue Ansätze finde, die den Fortschritt der Welt und der Formel 1 reflektieren. "Die Formel 1 ist eines der größten Sportevents der Welt mit einer großen Anziehungskraft beim britischen Publikum. Ich bin hocherfreut, diese aufregende neue Partnerschaft mit Bernie Ecclestone geschlossen zu haben, um den Sport im frei empfangbaren Fernsehen zu behalten", freut sich Channel-4-Chef David Abraham.

Sport spielte bei Channel 4 lange keine große Rolle. Erst 2012 stieg der Sender größer in die Sport-Berichterstattung ein und übertrug erstmals die Paralympischen Spiele und wird diese auch im kommenden Jahr wieder ins Programm nehmen. Der aus Quotensicht ins Straucheln geratene Sender scheint mit dem Formel-1-Erwerb nun offensichtlicher denn je erkannt zu haben, wie wichtig auch ein Live-Sportrecht in einem immer härter umkämpften Markt sein kann. Dabei ist die Zukunft des Senders derzeit ungewisser denn je: im kommenden Jahr will die Regierung entscheiden, ob Channel 4 privatisiert wird. Mit der Formel 1 im Portfolio macht man sich für den kommerziellen Markt zumindest aber schon einmal etwas attraktiver.