In Zeiten von „Lügenpresse“-Vorwürfen und „Schweigekartell“-Unterstellungen will der Bert-Donnepp-Preis auch in diesem Jahr das Bedürfnis nach kritischer Reflektion und Analyse des Mediensystems würdigen. Die vom Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises als Deutscher Preis für Medienpublizistik verliehene Auszeichnung wird kommende Woche bereits zum 25. Mal vergeben. Bei der Verleihung im Rahmen des Bergfests der Jurysitzungen zum diesjährigen Grimme-Preis wird es auch in diesem Jahr drei Gewinner geben. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis geht an die „SZ“-Redakteurin Claudia Tieschky sowie den freien Medienkritiker und DWDL.de-Autoren Hans Hoff. Darüber hinaus erhält der TV-Produzent und Dokumentarist Stephan Lamby für sein Internet-Format „dbate“ eine „besondere Erwähnung“.

Claudia Tieschky leiste „seit vielen Jahren einen herausragenden Beitrag zum Verständnis von Medien, speziell der öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten“, so die Jury des Bert-Donnepp-Preises. Sie befriedige als Medienredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ in ihrer allgemein verständlichen, unaufgeregten und von großer Sachkenntnis geprägten Berichterstattung keine Reflexe, sondern arbeite erkenntnisorientiert. „Wer ihre Texte liest, ist hinterher klüger als vorher“, so die Jury weiter.  Ihre Analysen über die Öffentlich-Rechtlichen zeichneten sich dabei durch eine wohltuende und in diesem Feld keineswegs selbstverständliche Differenziertheit aus: „Weder singt sie das Lied der Anstalten noch stimmt sie in den Chor derer ein, die gegen sie pauschal als von ‚Zwangsgebühren‘ veranstaltetem ‚Staatsfunk‘ polemisieren.“

Hans Hoff „hat bei seiner Kritik über Fernsehen – sowohl so, wie es auf dem Bildschirm wirkt, als auch über die Produktionsbedingungen immer die vielfältigen Hintergründe im Blick“, begründet die Jury. Dabei urteile er „mit Engagement und mit einer mitunter polemischen Haltung, über die sich oft streiten, die sich aber immer klar erkennen lässt. Überschriften wie ‚Günther Jauch befreit das Erste (von sich selbst)‘ – das ist Hans Hoff pur“. So sei Hoff nach Einschätzung der Jury des Bert-Donnepp-Preises Inbegriff des freien Kritikers mit weitem Überblick und tiefer Kenntnis, wie er zu einer funktionierenden Medienpublizistik unbedingt dazu gehöre.

Kein Preisgeld aber eine besondere Erwähnung erhält Stephan Lamby und sein Team der Hamburger Produktionsfirma ECO Media für die von ihnen entwickelte Videoplattform www.dbate.de. Darauf werden vor allem Videotagebücher und Skype-Interviews veröffentlicht - und zur Diskussion gestellt. Die Jury urteilt: „Diese bislang ziemlich einzigartige Form von Medienpublizistik im Internet dient der seriösen Überprüfung des Wahrheitsgehalts von Informationen und Bildern und richtet sich gegen die vorschnelle Veröffentlichung von Geschichten, die oft auf ungeprüften oder nicht belegten Quellen basieren.“

Zu den zahlreichen Preisträgern des Bert-Donnepp-Preises in den vergangenen 25 Jahren gehören bekannte Größen des deutschen Medienjournalismus, darunter u.a. Klaudia Wick, Stefan Niggemeier, Michael Hanfeld, Hans-Jürgen Jakobs, Peter Turi, Ulrike Kaiser, Volker Lilienthal, Dieter Anschlag, Dietrich Leder, Ulrike Simon und Steffen Grimberg. Vor zwei Jahren wurde neben DWDL.de-Autor Peer Schader auch DWDL.de-Gründer Thomas Lückerath mit dem Deutschen Preis für Medienpublizistik geehrt. "Gratulation an Claudia Tieschky nach München sowie Stephan Lamby und sein Team nach Hamburg. Meine ganz besondere Freude gilt natürlich der Würdigung von Hans Hoffs Arbeit, die neben der TV-Kritik gerade in diesem nervösen Nachrichtenjahr immer wieder wichtige Medienkritik umfasst. Ich freue mich sehr, dass er Teil der DWDL-Familie ist", erklärt Thomas Lückerath.