Der Berliner „Tagesspiegel“ lüftete am Freitagnachmittag als Erster das Geheimnis um die Moderation des Polittalk-Piloten von dem DWDL.de am Dienstag vorab berichtete: RTL schickt „Stern TV“-Moderator Steffen Hallaschka in den Test eines neuen Polittalks, der so neu gar nicht ist. Hinter dem von Probono produzierten Projekt verbirgt sich eine Neuauflage des früheren RTL-Erfolgsformats „Der heiße Stuhl“.

Zum Thema „Fühlen wir uns noch sicher in Deutschland?“ begrüßte Hallaschka sechs Gäste im Hauptstadtstudio der Mediengruppe RTL Deutschland. Einer davon nahm auf dem heißen Stuhl Platz: Sebastian Fiedler, stellvertretender Vorsitzender beim Bund Deutscher Kriminalbeamter. Ihm gegenüber standen besorgte Bürger, ein Blogger und Publizistin Jutta Ditfurth.

Es entstand eine durchaus hitzige Debatte in die sich auch die ca. 80 Publikumsgäste mit Kommentaren einmischten. Die Atmosphäre: Erhitzter als bei den üblichen Talkshows, doch Fiedler schlägt sich tapfer auf dem heißen Stuhl. Steffen Hallaschka bleibt zu seiner linken und ist ein Stück weit mehr Zuschauer eines regen Schlagabtauschs als dessen Moderator.

Kaum jemand nimmt ihn jedenfalls wahr. Er lässt die Diskussion laufen, in der zwar oftmals unterbrochen wird - und doch auch längere Gedanken formuliert wurden. Nur so manche Beleidigung ist vielleicht doch ungewohnt angesichts der sanften Diskussionskultur der öffentlich-rechtlichen Talkshows. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Eine ungewohnte Sendung - das konnte man Hallaschkas Reaktionen entnehmen. Aber ein Comeback-Versuch der einst so erfolgreichen Talkshow-Idee könnte durch ihr temperamentvolles Alleinstellungsmerkmal funktionieren.

Von 1989 bis 1994 gab es bereits 159 Ausgaben von „Explosiv - Der heiße Stuhl“ bei RTL. Der konfrontative Polittalk, moderiert erst von Ulrich Meyer und später Olaf Kracht bekam aufgrund der kontroversen Äußerungen der Gäste auch damals schon viel Presse. 1994 jedoch sanken die Einschaltquoten rapide. „’Der heiße Stuhl’ ist vielleicht auch an seinem eigenen Erfolg gescheitert“, analysierte RTL-Anchorman Peter Kloeppel vor zwei Jahren in einem DWDL.de-Interview.

"Es würde heute wenige Politiker geben, die sich auf einen 'Heißen Stuhl' wie damals setzen würden", befürchtete Kloeppel. "Die kann man vielleicht an zwei Händen abzählen, das reicht aber leider nur für zehn Sendungen. Damals, Anfang der 90er Jahre, haben wir auch von der Neugierde der Politiker auf das Privatfernsehen und ein kontroverseres Format profitiert."

Einen neuen Anlauf mit gelegentlichen Sendungen ohne den Zwang einer wöchentlichen Ausstrahlung und mit inhaltlicher Abgrenzung zu den öffentlich-rechtlichen Gesprächssendungen wäre es wert. So viel lässt sich nach der hitzigen Pilotsendung vom Freitag sagen.

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