Wie glaubwürdig sind die Nachrichtenmedien in Deutschland? Eine repräsentative Umfrage des Instituts TNS Emnid für den Bayerischen Rundfunk hat herausgefunden, dass weniger als die Hälfte der Bevölkerung die verschiedenen Medien für unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Interessen hält, auch wenn die Medien grundsätzlich für glaubwürdig und verständlich gehalten werden. Am ehesten wird die Unabhängigkeit demnach noch dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den überregionalen und regionalen Tageszeitungen zugebilligt. 60 Prozent der Befragten glauben jedoch, dass als unerwünscht geltende Meinungen in der Berichterstattung ausgeblendet würden.

Ebenso viele gehen davon aus, dass es Vorgaben für die Berichterstattung gebe - vor allem von Seiten der Regierung oder staatlicher Stellen, der Wirtschaft oder den Parteien. 65 Prozent sind der Ansicht, dass Journalisten nicht immer das sagen dürfen, was sie wirklich denken. In der Gruppe der "Zweifler" - Menschen, die Politik und Medien besonders kritisch gegenüberstehen - sind sogar 81 Prozent dieser Meinung. Es sind spannende und womöglich ein Stück weit auch besorgniserregende Zahlen, gerade vor dem Hintergrund der seit geraumer Zeit köchelnden "Lügenpresse"-Debatte.

Neben den "Zweiflern" sind übrigens auch junge Leute unter 30 Jahren und Ostdeutsche von einer Lenkung der aktuellen Berichterstattung überzeugt. So halten 59 Prozent der Befragten in den neuen Bundesländern das öffentlich-rechtliche Fernsehen für gelenkt. Es kommt damit sogar auf schlechtere Werte als die Privaten. Bundesweit wird das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit Blick auf die Unabhängigkeit etwas besser bewertet: 47 Prozent der Befragten halten die Sender für unabhängig, aber genauso viele sind genau gegenteiliger Meinung.

"Das große - inhaltlich aber sehr diffuse - Misstrauen der "Zweifler" gegenüber etablierten Medien ist vermutlich nur die Spitze des Eisbergs für ein grundsätzliches Dilemma, vor dem Medienanbieter stehen: Ein allgemeines Unbehagen gegenüber Politik, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Eliten, das sich im Zuge der Krisen der vergangenen Jahre nun auch offensiv manfestiert", heißt es im Fazit der Studio. Dieses Unbehagen erfasse auch die Medien, da diese als "Teil des Systems" wahrgenommen würden. "Der Eindruck, dass die Medien das Establishment stützen oder gar von ihm gelenkt werden, gibt diesem Dilemma weitere Nahrung."

Hinzu komme, dass Medien in ihrer Funktion als Übermittler von Nachrichten ebenso wie von Meinungen der Politik(er) und anderer gesellschaftlicher Eliten nicht selten in "Mithaftung" genommen würden für die Inhalte, die sie übermitteln. Am Ende heißt es: "Vor diesem Hintergrund ist auch die hohe Zustimmung zu der Einschätzung dass in den Medien häufig absichtlich die Unwahrheit gesagt wird, zu werten."

Von den Nachrichtenmedien wünschen sich die Deutschen vor allem, dass diese nicht nur über Probleme, sondern auch über Lösungsansätze berichten. Zwei Drittel fordern eine tiefergehende Berichterstattung: Nach Auffasung von zwei Dritteln der Befragten sollten Medien Sachverhalte nicht zu sehr vereinfachen oder zu stereotyp darstellen; 61 Prozent finden, dass mehr auf die Folgen der Entscheidungen von Politikern eingegangen werden müsste. Die Mehrheit wünscht sich zudem mehr Transparenz in den Medien - diese sollten die Quellen ihrer Informationen besser und detaillierter offenlegen. Die Hälfte der Deutschen wünscht sich zudem, dass die Medien ihnen mehr Gehör schenken und über ihre eigenen Sorgen und Probleme berichten.

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