"Es ist ja nicht so, dass bei den Öffentlich-Rechtlichen nur alte Menschen arbeiten, die keine Ahnung vom Internet haben." Das sagt Radioeins-Programmchef Robert Skuppin in einem Interview mit dem jungen journalistischen Projekt "jungpublik" auf die Frage, ob sich die Öffentlich-Rechtlichen nicht verstärkt junge Menschen mit frischen Ideen ins Boot holen können. "Unser Hauptproblem ist kein Mangel an Kreativität oder an Talenten, sondern ein ganz anderes: Wir dürfen vieles einfach nicht. Es gibt juristische Beschränkungen", so Skuppin in dem Gespräch.

So dürfe man im Netz nur programmbegleitend tätig sein. "Wenn wir das Internet als richtige Multiplattform nutzen dürften, wie das Streamingdienste und private Radiostationen machen, möchte ich mir gar nicht vorstellen, was im Netz los wäre." Es sind durchaus spannende Aussagen, die Skuppin in dem Interview tätigt, das noch vor der lautstarken Kritik von Jan Böhmermann und Olli Schulz geführt wurde. So sagt Skuppin mit Blick auf die Konkurrenz: "Die privatwirtschaftliche Konkurrenz hat sicherlich ein Interesse daran, dass die Verbote bestehen bleiben. Ich denke, dass vor allem Streamingdienste es viel schwerer hätten, wenn die Öffentlich-Rechtlichen das Internet richtig bespielen dürften."

Skuppin weiter: "Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass sich der Markt ganz neu gestalten würde, wenn es weniger Restriktionen für die Öffentlich-Rechtlichen gäbe. Dann würden sich sicherlich die Privaten darüber beschweren, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihre Geschäftsmodelle kaputt machen." Das Interview mit "jungpublik" überrascht allerdings nicht nur mit einigen interessanten Ausführungen des Radiomachers, der sich kürzlich noch sehr verärgert zeigte wegen des Wechsels seiner prominenten Schützlinge zu Spotify. Überraschend ist nämlich auch, wie viele Antworten von Seiten des RBB nachträglich gestrichen wurden - woraus die beiden Fragensteller keinen Hehl machen.

Wo sind Skuppins Antworten?

So fehlt Skuppins Antwort auf die Frage, was er mit dem Vorwurf meint, Spotify kenne die Marktregeln nicht, ebenso wie seine Reaktion auf Kritik an seinen Aussagen zum angeblich mangelnden Geschäftsmodell des Streamingdienstes. Stattdessen ist etwa zu lesen: "Die Pressestelle des RBB hat die Antwort auf diese Frage im Zuge der Autorisierung des Interviews gänzlich gestrichen." Gegenüber "Meedia" äußerten sich Frederik Mittendorff und Sina Aaron Moslehi, die die Fragen stellten, zu dem Vorgang: "Richtig ist, dass vor dem Interview vereinbart wurde, nicht ausschließlich über den Wegkauf von 'sanft & sorgfältig' zu sprechen, sondern auch über die allgemeine Konkurrenzsituation zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten." Im Zuge der Autorisierung seien auch solche Antworten gestrichen worden, "die von der Absprache gar nicht oder nur marginal betroffen waren".

Und weiter: "Wir haben uns schließlich darauf eingelassen, alle Fragen und Antworten gänzlich zu streichen, in denen es um Jan Böhmermann und Olli Schulz geht. Doch auch darauf hat sich die Pressestelle nicht eingelassen." Inzwischen macht im Netz gar der Zensur-Vorwurf die Runde. Es ist Kritik, die man beim RBB freilich nicht teilt. RBB-Sprecher Justus Demmer zeigte sich auf DWDL.de-Nachfrage jedenfalls verwundert und spricht von einem "Sturm im Wasserglas". Demmer: "Robert Skuppin hat das Interview mit der klaren Vorgabe gegeben, dass wir es komplett zur Autorisierung bekommen. Das haben wir wahrgenommen. Wenn die Kollegen das anders hätten haben wollen, hätten sie es anders verabreden müssen. Wenn jetzt Dritte Zensur zu rufen, halte ich das für abenteuerlich." Und doch scheint sich Skuppin aus Sicht des Senders offenkundig an einigen Stellen etwas zu deutlich geäußert zu haben.

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