Die AfD schwebt weiterhin im Umfragehoch – womöglich auch, weil sie in der öffentlichen Diskussion und Berichterstattung präsenter ist als andere Parteien und ARD und ZDF ihr mehr Sendefläche für ihre Botschaft bieten als es die Bedeutung der Partei rechtfertigen würde? Gegenüber „promedia“ räumt ZDF-Chefredakteur Peter Frey ein, dass Pegida und die AfD durch die regelmäßige Berichterstattung „ziemlich sichtbar“ geworden seien. Er verteidigt den großen Raum für die AfD aber.

„Es ist besser, AfD-Positionen und -Vertreter zur Diskussion zu stellen. Demokraten sollten vor Populisten nicht in Deckung gehen. Aber wir sollten uns auch nicht in die Falle locken lassen, ihnen die Definition der politischen Agenda zu überlassen.“ Es gelte, „kritisch, sachlich und unaufgeregt“ über die Partei und ihre Protagonisten zu berichten. Zugleich sei es wichtig, ihre „Methode“ aufzudecken, „die Empörungsschraube immer ein bisschen weiter zu drehen, um dann wieder ein Stück zurückzuweichen.“ Man müsse sich auch stärker analytisch mit dem Programm der AfD auseinandersetzen sowie die innerparteilichen Querelen abbilden. „Es ist nicht damit getan, AfD-Politiker nur reden zu lassen, wir müssen sie auch kritisch hinterfragen. Und wir müsse sie mehr als bisher zwingen, Farbe zu bekennen – und zu erklären, wohin sie eigentlich wollen, in welche Art von Gesellschaft, in welches internationale System.“

Generell wird das ZDF es aber ohnehin schwer haben, AfD-Sympathisanten zu erreichen – schließlich sieht man sich von dort dem Vorwurf, ein staatlich gelenktes Medium zu sein, ausgesetzt – Stichwort „Lügenpresse“. Diesen auf die Nazi-Ideologie zurückgehenden Begriff sieht Frey als „Angriff auf die liberale und pluralistische Presse als Grundpfeiler einer funktionierenden Demokratie“. Es gehe dabei „nicht um handwerklich ernsthaft gemeinte Kritik, es geht darum, mit pauschalen Angriffen auf die Presse die Demokratie selbst zu attackieren.“

Dass sich Journalisten angesichts der Vorwürfe stärker zurücknehmen müssten, sieht Frey aber nicht – auch nicht bei einem möglichen „TV-Duell“ vor der Bundestagswahl. Die ATV-Variante, Spitzenkandidaten ohne Beeinflussung Moderator diskutieren zu lassen, sei jedenfalls keine gute Idee. „Wohin es führt, wenn man auf Moderatoren verzichtet, hat der Schlagabtausch in Wien eindrucksvoll bewiesen. Das kann ich mir in meiner Verantwortung bei uns so nicht vorstellen.“ Wie das TV-Duell zur Bundestagswahl aussehen wird, steht aber natürlich noch in den Sternen. Frey sagt nur so viel: „Ich hoffe, dass wir auf Spaß-Moderatoren wie Stefan Raab diesmal verzichten.“

Die Reaktion von ProSiebenSat.1 darauf ließ in Form eines Tweets von Konzernsprecher Julian Geist nicht lange auf sich warten...

 

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