Die Verschwiegenheit der neuen Marktteilnehmer ist legendär: Weder Amazon noch Netflix lassen sich in die Karten schauen und vermelden konkrete Zahlen zu Abonnenten oder Nutzung in einzelnen Märkten wie etwa Deutschland. Den Wunsch der Branche, einige Anhaltspunkte für dieses sich dynamisch entwickelnde Marktsegment der VoD-Dienste, bedient das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Goldmedia. Und mangels harter Zahlen stürzen sich auch  Journalisten auf die Ergebnisse einer Online-Befragung unter gut 2.000 Teilnehmern.

Gestellt wurde darin u.a. die Frage „Welche Videoportale nutzen Sie, um online Videos anzuschauen?“. Mit 32 Prozent ist dabei Amazon der am häufigsten genannte und genutzte Anbieter. Mit weitem Abstand folgen Netflix (17 Prozent), Sky (12 Prozent) und Maxdome (11 Prozent). Es folgen auf den weiteren Plätzen Google Play mit 10 Prozent, iTunes mit 8 Prozent sowie Videoload und Watchever mit je 3 Prozent. Aus diesem Teilergebnis einer Online-Umfrage konstruieren einige Journalisten - nicht einmal Goldmedia selbst - kurzerhand einen Marktanteil.

Bei Amazon wird man sich über diese steile Übersetzung mancher Berichterstatter nicht beklagen. Fragt man das Unternehmen nach Belegen für den Erfolg von Amazon Prime Video in Deutschland, verweist man dort gerne auf die Studien von Goldmedia. Netflix wiederum schweigt gänzlich bei Fragen zu Nutzerzahlen und Nutzung - auch als bei der gleichen Umfrage vor einem Jahr erstmals Amazon die am häufigsten genannte Antwort war und daraufhin von Journalisten kurzerhand eine Marktführerschaft Amazons daraus gemacht wurde.

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Weniger umstritten ist die Erkenntnis der Goldmedia-Studie, wonach Video-on-Demand inzwischen auch bei uns im Massenmarkt angekommen ist. Demnach nutzen bereits 43 Prozent aller Onliner in Deutschland kostenpflichtige VoD-Angebote, was 24 Millionen Nutzern entspricht. Der Wert habe sich seit Ende 2014 damit mehr als verdoppelt. In der Prognose bis 2021 sieht Goldmedia VoD auf dem Weg zum „Milliardenmarkt“.

„Wie unsere Analysen zeigen, wird die zunehmende Verbreitung von VoD insbesondere durch junge Nutzer unter 30 Jahren getrieben – und diese bevorzugen ganz klar Abos. Der SVoD-Markt wächst deshalb besonders stark“, erklärt Dr. André Wiegand, Geschäftsführer Goldmedia. Eine weitere Erkenntnis: „Ein noch größeres Wachstum ist vorstellbar, wenn die Mobilfunknetzbetreiber zeitnah Datentarife für Pay-VoD-Angebote einführen.“