Montag, 20:15 Uhr. Ein besonderer Abend für Carsten Sostmeier. Häufig kommt es nämlich nicht vor, dass zur besten Sendezeit Reiten auf dem Programmplan steht. Sostmeier ist Kommentator bei der ARD und hat über viele Jahre hinweg einen gewissen Kultstatus erreicht. Niemand sonst schafft es, das Kommentieren von Traversalen in derart viel Erotik zu verpacken wie der 56-Jährige, der für seine Leistung bei den olympischen Dressurentscheidungen in Athen vor zwölf Jahren sogar mit dem Deutschen Fernsehpreis bedacht wurde.

Nein, so schön und vor allem bildhaft wie Sostmeier sprechen im Fernsehen nur wenige Menschen ins Mikrofon – und womöglich wollte er genau das allen noch einmal beweisen, als er am Montagabend zu derart prominenter Uhrzeit zu seinem Einsatz beim Vielseitigkeitsreiten kam. Reichlich verärgert wirkte der Mann, weil er zu diesem Zeitpunkt schon wusste, was die Zuschauer erst in den folgenden Minuten zu sehen bekamen. Eine junge Reiterin absolvierte die Strecke auf ihrem Pferd nämlich alles andere als souverän.

"Am Wasser sagt das Pferd: Mädel, was willst du eigentlich? Schlimmer geht's nimmer. Jetzt nimmt sie den Weg der Angsthasen, den der blassen Nasen", kommentierte Sostmeier im Ersten den Ritt der Olympia-Debütantin. "Da kippt das Mädel fast aus dem Sattel und Reitsportdeutschland aus allen Wolken." Und das war noch nicht alles: "Die Dame hat schon einen braunen Strich in der Hose, wenn sie losreitet", ätzte er und zeigte sich nach dem Rennen gespannt, was "die Blondine" denn dazu zu sagen habe.

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) reagierte am Tag danach erwartungsgemäß verärgert auf Sostmeiers Kommentar, dem immerhin mehr als vier Millionen Zuschauer gelauscht hatten. "Bei aller Fachkenntnis von Herrn Sostmeier und seiner Nähe zum Reitsport - in seinem Kommentar hat er sich klar vergaloppiert", sagte Dennis Peiler, Chef de Mission der deutschen Reiter in Rio de Janeiro, in einer Erklärung. "Mit einigen seiner Kommentare ist er ganz klar über das Ziel hinausgeschossen. Das war unsportlich."

Sostmeier bedauert seine Wortwahl

ARD-Teamchef Gerd Gottlob entschuldigte sich inzwischen für die unglücklichen Äußerungen. "Der Kommentar von Carsten Sostmeier war völlig unangemessen", sagte Gottlob gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. "Es wird ein Gespräch mit ihm geben. Ich verspreche, dass das nicht wieder vorkommt, und entschuldige mich dafür." Sostmeier selbst meldete sich bei "Spiegel Online" zu Wort und bedauerte seine Wortwahl. "Es liegt mir fern, Sportler zu beleidigen. Wenn das so angekommen sein sollte, dann kann ich mich dafür nur aus tiefstem Herzen entschuldigen."

Bereits bei den Olympischen Spielen in London hatte es Wirbel um Carsten Sostmeier gegeben, weil er nach dem damaligen Gewinn der Goldmedaille beim Vielseitigkeitsreiten zu einem äußerst fragwürdigen Vokabular griff und viele Zuschauer damit an eine Äußerung Adolf Hitlers erinnert. Später entschuldigte sich der Kommentator, der zuvor vom damaligen Teamchef Walter Johannsen öffentlich angezählt worden war.

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