Noch Mitte August sah es so aus als wenn sich die beiden Schwestersender History und A&E vorerst nicht am Strategiewechsel ihrer US-Kollegen orientieren. In den Staaten setzen die ehemals auf non-fiktionale Dokumentation und Unterhaltung spezialisierten Kabelsender längst auch auf Akzente durch eigenproduzierte fiktionale Serien. "Vikings" machte bei History vor drei Jahren den Anfang, bei A&E liefen schon "The Glades", "Breakout Kings", "The Bates Motel" und "Longmire".

Im deutschen Fernsehen fanden all diese Produktionen jedoch andere Abnehmer. A&E und History konzentrierten sich weiter auf non-fiktionale Programme. Der Verkauf der Lizenzen brachte offenbar mehr als die Eigenverwertung. Im zunehmend härter werdenden Pay-TV-Markt haben sich die Prioritäten jedoch verschoben: So wie History und A&E in diesem Herbst mit deutschen Eigenproduktionen Akzente setzen wollen, soll nun auch die erste fiktionale Serie im Programm von History bei der Stärkung der Sendermarke helfen.



Am 30. Mai diesen Jahres feierte ein Remake der Miniserie „Roots“ seine vielbeachtete Premiere im US-amerikanischen Fernsehen. 5,3 Millionen Zuschauer waren dabei. Die Produktion erzählt in vier Teilen die Geschichte von Kunta Kinte aus Gambia, der im Jahr 1767 von britischen Sklavenhändlern verschleppt und in die Neue Welt verkauft wird, sowie die Geschichte seiner Kinder und Kindeskinder über mehrere Generationen hinweg. Die u.a. mit Malachi Kirby, Forest Whitaker, Jonathan Rhys Meyers, Anna Paquin und Laurence Fishburne besetzte Neufassung des TV-Klassikers von 1977 war in diesem Jahr auch im Emmy-Rennen dabei, wenn auch eher glücklos.

LeVar Burton ("Star Trek – The Next Generation"), der im Original Kunta Kinte verkörperte, fungierte bei der "Roots"-Neuauflage neben Korin D. Huggins als Co-Executive Producer. Für die Sendergruppe von A&E war es das bisher teuerste Prestige-Projekt mit einem Budget von 50 Millionen Dollar für vier 90-minütige Episoden. Ein solches Investment war eine besondere Programmierung wert: So lief die von Kritikern gefeierte Neuauflage von "Roots" in den USA gleichzeitig auf History, A&E und Lifetime.

An Ostern 2017 läuft "Roots" nun auch beim deutschen History, wie der Sender am Dienstag gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de bestätigt. "'Roots' ist ein Novum für History Deutschland. Mit diesem Top-Highlight wird bei uns erstmals eine fiktionale Drama-Serie zu sehen sein, die das History-Programm mit seinen hochwertigen Dokumentationen und Factual-Entertainment-Formaten auf ideale Weise ergänzt", erklärt Dr. Andreas Weinek, Geschäftsführer von History im deutschsprachigen Raum. Auf dem Film Festival Cologne zeigt History in der kommenden Woche die erste von vier Folgen im englischen Original.