In weiser Voraussicht hat man bei der Constantin Medien AG bereits im Vorfeld der am Mittwoch gestarteten Hauptversammlung angekündigt, einfach einen zweiten Tag dranhängen zu wollen, falls es im Laufe des Tages noch offene Punkte geben würde. Genau das ist nun passiert: Da Vorstand, Aufsichtsrat und Aktionäre das Programm am Mittwoch nicht vollständig über die Bühne bringen konnten, wird die Hauptversammlung am Donnerstag fortgesetzt. Wie erwartet kam es zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen den streitenden Parteien.

Da war zum einen die Gruppe um Aufsichtsratschef Dieter Hahn und den Vorstandsvorsitzenden Fred Kogel. Sie wollen die Constantin Medien AG neu ausrichten und sich in Zukunft auf das Sport-Segment konzentrieren. Die traditionsreiche Constantin Film wollen sie verkaufen. Demgegenüber steht eine Gruppe rund um den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Bernhard Burgener, die das Filmgeschäft behalten will. Burgener ist heute Chef bei der Highlight Communications AG, die zu rund 60 Prozent im Besitz von Constantin Medien ist und zu der auch Constantin Film gehört. Beide, Hahn und Burgener, halten Anteile an der Constantin Medien AG.


Auf der Hauptversammlung kam es am Mittwoch zum erwarteten Streit zwischen den beiden Seiten, vor allem Hahn teilte kräftig aus. "Sie zahlen sich unanständig hohe Gehälter, schanzen sich teure Darlehen auf unser aller Kosten zu und fahren die größten Dienstwagen, die sie sich vorstellen können", griff der Aufsichtsratsvorsitzende den Chef von Highlight Communications offen an. Burgener wies das von sich. Hahn machte am Mittwoch außerdem eine Vereinbarung aus dem November 2015 öffentlich, demnach habe Burgener dem Verkauf des Filmgeschäfts damals bereits zugestimmt. Weil Burgener auch das abstreitet, spricht Hahn von einer Lüge.

Es gibt aber auch Kritik an der aktuellen Führung bei Constantin Medien. So wurde schon gleich zu Beginn der Hauptversammlung deutlich, dass einige kleinere Aktionäre mit dem Vorgehen von Hahn und Kogel nicht einverstanden sind. Sie stellten Anträge zur Abberufung des Versammlungsleiters und wollten auch einige Aufsichtsräte loswerden - damit scheiterten sie allerdings. Von anderen Aktionären kommt die Kritik, Hahn wolle die Hauptversammlung durch fehlende Unterlagen und den Ausschluss von Stimmrechten bestimmter Anteilseigner manipulieren.

Nun gibt es am Donnerstag wohl einen Showdown im Kampf um die Zukunft von Constantin Medien. Ausgang ungewiss. Eins ist aber klar: Mit Constantin Film wollen Hahn und Kogel eines der traditionsreichsten deutschen Produktionshäuser veräußern. Zuletzt machte das Unternehmen mit Filmen wie "Fack ju Göhte" und "Er ist wieder da" von sich Reden, in den 60er Jahren verantwortete Constantin Film auch die alten Edgar-Wallace-Filme. Heute steuert das Unternehmen nach wie vor rund die Hälfte des Umsatzes und etwa zwei Drittel des Gewinns zum Gruppenergebnis bei, die Rendite liegt allerdings deutlich unter denen des Sport-Segments. Deshalb wollen Hahn und Kogel verkaufen.

Constantin-Film-Chef Martin Moszkowicz äußerte sich vor wenigen Tagen besorgt über die aktuelle Situation, die für das Tagesgeschäft nicht hilfreich sei. Zuletzt stand auch das Sport-Segment unter Druck: Die Constantin-Tochter Plazamedia muss rund 50 Stellen streichen, weil ein Produktionsvertrag mit Sky im kommenden Jahr ausläuft. Der Bezahlsender hatte sich nach der gescheiterten Plazamedia-Übernahme dazu entschlossen, die Spiele der Fußball Bundesliga in Zukunft selbst produzieren zu wollen.

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