Herbert Kloiber will seinen österreichischen Privatsender ATV bekanntlich verkaufen, das kündigte er im August in einem Zeitungsinterview an. Darin bezeichnete er den Sender auch als den "größten Fehler" seines Lebens, die Verkaufsverhandlungen mit möglichen Interessenten dürften auch deshalb recht interessant sein. Kurz nach Bekanntwerden von Kloibers Verkaufsabsichten hieß es damals, er habe schon mit RTL und ProSiebenSat.1 Gespräche geführt. Markus Breitenecker, Geschäftsführer von ProSiebenSat.1 Puls 4, dementierte damals das angebliche Interesse des Medienkonzerns am Konkurrenten.


Nun ist man aber ganz offenbar doch wieder interessiert: Wie die österreichische Tageszeitung "Kurier" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, könne ATV schon bald Teil von ProSiebenSat.1 Puls 4 werden. Darauf hätten sich der Medienkonzern und Herbert Kloiber bereits verständigt. Bestätigen will man das bei ProSiebenSat.1 allerdings nicht. Man kommentiere keine Marktgerüchte, lässt das Unternehmen gegenüber dem "Kurier" verlauten. Ein Dementi, wie im August, gibt es nicht.

Kloiber selbst sagt gegenüber dem "Kurier", dass man mit jedem Interessenten spreche, der ernsthaft "sowohl finanziell als auch von Seite etwaiger Genehmigungsverfahren zu einer Übernahme in der Lage sein kann". Konkrete Verhandlungspartner will er nicht nennen. Eine angepeilte Übernahme von ATV durch ProSiebenSat.1 Puls 4 wirft kartellrechtliche Fragen auf, würde ein solches fusioniertes Unternehmen doch den TV-Werbemarkt dominieren. Gemeinsam kommen ProSiebenSat.1 Puls 4 und ATV auf rund 41 Prozent Anteil am Brutto-Werbemarkt, das ist ziemlich eindeutig das, was die österreichischen Wettbewerbshüter eine marktbeherrschende Stellung nennen. Offiziell wurde noch kein Prüfverfahren eröffnet, laut "Kurier" klopfen beide Seiten derzeit aber die Lage beim Kartellamt ab.

Neben ProSiebenSat.1 Puls 4 wird aber noch über einen weiteren möglichen Interessenten spekuliert, der sich ATV einverleiben könnte. Dabei geht es um die Mediaprint, dem mit Abstand stärksten Zeitungsverlag im Land, zu dem auch die "Kronen Zeitung" und der "Kurier" gehören. Dort will man in Zukunft seine Bewegtbild-Angebote stärken, das ist schon länger bekannt. Am Mittwoch hat der ehemalige ORF-Finanzchef Richard Grasl seinen Wechsel zur Mediaprint bestätigt - dort soll er eben diesen Bewegtbild-Bereich stärken. Ein Kauf von ATV würde da nur Sinn machen.