In der Netflix-Dokureihe "Der Teufel wohnt nebenan" geht es um den Kriegsverbrecher John Demjanjuk, der 2011 vom Landgericht München wegen Beihilfe zum Mord verurteilt wurde. Demjanjuk war während des Zweiten Weltkriegs ukrainischer Soldat der Roten Armee und wurde von der deutschen Wehrmacht gefangen genommen, später diente er als Hilfswilliger der SS. Das Urteil wurde nie rechtskräftig, weil er zehn Monate nach dem Urteil starb - da war über die beantragte Revision noch nicht entschieden worden. Die Netflix-Doku über Demjanjuk sorgt nun in Polen für Unmut. 

So hat sich der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki in einem Brief an Netflix-Chef Reed Hastings gewandt und beschwert. Insbesondere durch historisch falsche Landkarten sei der Eindruck entstanden, Polen sei für Konzentrationslager und darin begangene Verbrechen verantwortlich gewesen, so Morawiecki. Tatsächlich habe Polen während des Zweiten Weltkriegs gar nicht als Staat existiert, sondern unter der deutschen Besatzung gelitten. Historische Darstellungsfehler dieser Art seien "für deren Schöpfer vielleicht nur unwichtige Irrtümer, aber für Polen sind sie sehr schädlich, deshalb ist es unsere Aufgabe entschlossen zu reagieren."

Ein Netflix-Sprecher erklärte am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, den Fall prüfen zu wollen. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass man sich in Polen über angebliche Fehler in TV-Produktionen beschwert. Auch das ZDF und die UFA befinden sich nach wie vor in einem Rechtsstreit, der auf einer Darstellung in dem Dreiteiler "Unsere Mütter, Unsere Väter" basiert. In den Filmen geht es auch um Mitglieder der polnischen Heimatarmee. In der Reihe sind sie zu sehen, wie sie die Juden ihrem Schicksal überlassen und abfällige Bemerkungen machen. Die Szene ist in Polen hochumstritten gewesen, weil Mitglieder der Heimatarmee während des Zweiten Weltkriegs auch Juden geholfen hatten. Polen sieht in der Szene aber einen pauschalen Vorwurf, die Heimatarmee sei antisemitisch gewesen.

Ende 2018 ist das ZDF vor dem Bezirksgericht Krakau zu einer Entschuldigung und einer Geldstrafe verurteilt worden. Der Sender kündigte damals an, in Berufung gehen zu wollen. Produzent Nico Hofmann erklärte in Hinblick auf den Rechtsstreit bereits 2017, dass er im Falle einer Niederlage weiterkämpfen würde. So sei er auch bereit, vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen, so Hofmann damals. "Ich will dann geklärt haben, ob ein solches Urteil gegen europäische, rechtsstaatliche Grundsätze verstößt. Es geht dabei um das freiheitlich-demokratische Kunstverständnis schlechthin."