Utopia US Logo© FOX
Das 'Social Experiment' "Utopia", welches dank John de Mol ein Sensationshit in den Niederlanden ist und mittlerweile in viele andere Länder - darunter Deutschland -  verkauft wurde, hatte am Sonntag seinen Fernsehstart nun endlich auch in den USA. Für FOX steht viel auf dem Spiel, da "Utopia" u.a. die Lücke vom abgesetzten "The X Factor" füllen und mit einem Kostenaufwand von rund 50 Mio. Dollar den erwarteten Erfolg bringen muss. Ein Jahr lang sollen 15 Kandidaten auf einem Gelände in Santa Clarita, Kalifornien, mit nur einer Scheune, einem See, zwei Kühen und zwölf Hühnern unter Beobachtung von 130 Kameras eine neue Gesellschaft gründen und dabei ohne jeglichen Einfluss der Produktionsfirma ihr Leben bestimmen. Dabei ist es ihnen freigestellt, nach welchen Gesetzen und Regeln sie ihr so genanntes Utopia aufbauen wollen und welche Ziele sie sich setzen. Die Utopians, wie die Bewohner von "Utopia" genannt werden, haben dafür ein Startkapital von 5.000 Dollar, die in einem Safe auf dem Gelände aufbewahrt sind.

Jon Kroll© FOX
Ihnen ist völlig freigestellt, was mit dem Geld passiert, wie Executive Producer Jon Kroll in einem Interview erklärte: "Die Kandidaten haben ein Telefon und haben bereits bei Supermärkten und Baumärkten Sachen bestellt." Ein gewagtes und mutiges Experiment, da die Show auf solch eine lange Zeit angelegt ist. Daher setzte FOX alles daran, in der Woche zuvor so viel Buzz wie möglich in den USA zu erzeugen. Bereits am 29. August zogen die 15 Bewohner auf das Gelände und im Internet konnten die Zuschauer bereits per Livestream verfolgen, wie sich die Utopians die ersten Tage so schlugen. Bereits vor der ersten Sendeminute kam es zur ersten Aufregung und Konzeptänderung, da das Format eigentlich zum Start 15 Kandidaten vorsieht, die einmal pro Monat mit Hilfe der Zuschauerstimmen einen Kandidaten rauswählen können. Doch eine der Kandidatinnen brach angeblich ihren Vertrag, da sie in der Woche vor Produktionsstart, als alle Kandidaten von der Produktionsfirma eingeladen und separat auf das Projekt vorbereitet wurden, ihr Handy reinschmuggelte, um Informationen über ihre Mitkandidaten herauszufinden.

Amanda© FOX
Daher startete Utopia mit nur 14 Kandidaten. Doch auch diese Zahl stellte sich im Laufe der ersten Folge als nicht ganz korrekt heraus, da es eigentlich 14,5 Kandidaten waren. Die Kandidatin Amanda eröffnete nämlich, dass sie schwanger ist und voraussichtlich im November oder Dezember ihr Baby erwartet und in Utopia entbinden will. Ein aus Dramaturgiesicht raffinierter Schachzug, wo der Produktionsfirma generell ein großes Lob ausgesprochen werden muss. Die Castingabteilung leistete exzellente Arbeit, da die Charaktere nicht besser und unterschiedlicher hätten ausgewählt werden können. Vom frommen Priester über einen Ex-Häftling bis hin zur polygamen Bauchtänzerin ist im US-"Utopia" fast alles vertreten, weshalb auch wenig Zeit verging, bis die ersten Spannungen untereinander aufkamen.

Utopia US© FOX
So konnten die Zuschauer während der ersten Zusammenfassung am Sonntag verfolgen, wie der Bauunternehmer Josh auf Grund von zu viel Alkohol ausfallend wurde und eine Kandidatin belästigte. So kam es direkt zur ersten Intervention, die vom Anwalt Mike moderiert wurde und die bestimmen sollte, ob Josh bleiben darf oder nicht. Die erste zweistündige Folge war gespickt mit Machtkämpfen u.a. über ein totes Huhn, Lästereien und Nervenzusammenbrüchen, wie es die Zuschauer von ähnlichen Formaten wie bspw. "Big Brother" gewohnt sind. Die Kandidaten sind sogar so überzeugend und aktiv, dass manchmal sogar der Verdacht aufkommt, dass die Utopians einen Schauspielhintergrund haben und eventuell doch ein wenig von der Produktionsfirma im Vorfeld zum Drama angestachelt wurden, um ausreichend unterhaltsames Material für die erste Folge zu haben.

Utopia US© FOX
Da die TV-Folge immer nur eine Zusammenfassung der Geschehnisse der Tage zuvor zeigt und auch laut FOX keine Live-Ausstrahlung geplant ist, sind die Internetzuschauer immer einen Schritt voraus. Es kam sogar schon zu einer Unterbrechung des Livestreams, da die Kandidatin Hex auf Grund von Dehydrierung ins Krankenhaus gebracht werden musste, wie Executive Producer Jon Kroll erklärte: "Ihr geht es wieder gut, aber wir wollten diesen Vorfall nicht streamen… und auf Nummer sicher gehen." All die Vorfälle im Vorfeld der ersten Folge brachte Utopia eine bemerkenswerte Presseaufmerksamkeit, doch die Quoten spiegelten dies leider nicht wider. Aus der guten Football-Quotenvorlage von 10,37 Mio. Zuschauern (4,1 Zielgruppenrating) konnte "Utopia" leider keinen Profit schlagen, da nur bescheidene 4,1 Mio. Zuschauer bei FOX blieben, was einem Zielgruppenrating von 1,9 entspricht. Zwar muss zur Verteidigung erwähnt werden, dass das in diesem Jahr sehr starke "Big Brother" von CBS und ein weiteres Football-Spiel auf NBC im Gegenprogramm liefen, doch nach all der Publicity hatte FOX sicherlich mit einem besseren Quoteneinstand gerechnet. Aber auch wenn die Quoten der ersten Folge nicht überragend waren, darf die Livestream-Komponente bei der Erfolgsbetrachtung nicht unterschätzt werden, da dort eine zusätzliche Einnahmequelle vorhanden ist.

Utopia App© FOX

Um vollen Zugang zu allen Livestreams im Internet und über die eigene "Utopia"-App haben zu können, sind die Fans gezwungen, einen Passport zu kaufen, der monatlich 4,99 Dollar kostet. Auch wenn FOX bisher noch nicht veröffentlich hat, wie viele Abonnenten sie zum Start gewinnen konnten, so ist zumindest beachtlich, dass anscheinend in den ersten vier Tagen über 1 Mio. Views generiert wurden. Die erste Folge der US-Version von "Utopia" war abgesehen vom völlig deplatzierten Moderator Dan Piraro, der mit seinen überflüssigen Anmoderationen eingespart werden könnte, durchaus unterhaltsam. Dank der perfekt gecasteten Kandidaten verspricht die Sendung viele weitere Spannungsmomente, was die Show auch benötigt, da die Produktionsfirma keinen Einfluss auf den Inhalt hat und lediglich einmal im Monat bis zu zwei neue Kandidaten aufs Gelände voten lassen kann. Die große Frage wird sein, ob FOX dieses Experiment auf diesem Quotenniveau wirklich für ein komplettes Jahr durchhalten kann. In Deutschland wird "Utopia" übrigens im Frühjahr 2015 auf Sat.1 starten.