Galavant© ABC
Fernsehformate mit Musical-Elementen sind eigentlich eher auf dem absteigenden Ast, nachdem bspw. "Glee" kaum noch gute Quoten holen kann und der Versuch von NBC im Dezember mit der Live-Ausstrahlung des Musicals "Peter Pan" gute Quoten zu holen, zu einer bitteren Enttäuschung wurde. Daher waren am vergangenen Sonntagabend alle Augen gespannt auf den Sender ABC gerichtet, welcher sich an eine musical-ähnliche Comedyserie heranwagte, die in dieser Form auf dem Disney-Sender noch nie gelaufen ist und auf den ersten Blick auch nicht so recht ins Programmbild zu passen scheint. Das Serienexperiment "Galavant" wurde bereits seit Ende September ununterbrochen mit Trailern als "Comedy Extravaganza" auf ABC beworben, um die Zuschauer auf das außergewöhnliche Format vorzubereiten. Die Serie wurde als 4-wöchige Event-Reihe programmiert und soll die Pause der Fantasy-Show "Once Upon A Time" im Januar überbrücken. Das Dreamteam Dan Fogelman, Alan Menken und Glenn Slater, die bereits für den animierten Disney-Kinoerfolg "Tangled" verantwortlich waren, konnten ABC von ihrem einmaligen Fernsehprojekt überzeugen.

Galavant© ABC
"Galavant" ist der Name des tapferen aber gleichzeitig auch tollpatschigen Ritters, der in der märchenhaften Serie unsterblich in die wunderschöne Madalena verliebt ist. Doch wie es sich für ein kitschiges Märchen gehört, ist das Glück der beiden nicht von langer Dauer. Der habgierige und skrupellose König Richard kommt eines Tages im Dorf der beiden vorbeigeritten und entführt Madalena, um sie daraufhin zur Heirat zu zwingen. In Sorge um die Liebe seines Lebens schwört Galavant, Madalena von dem Tyrann wieder zu befreien. Diese Ausgangssituation der Serie wird den Zuschauern zu Beginn in Form einer Musical-Nummer dargereicht. Bereits in diesem knapp 3-minütigen Song, geschrieben von Alan Menken, der u.a. für seine berühmten Songs in "Arielle - Die Meerjungfrau" und "Die Schöne und das Biest" bekannt ist, wird klar, was der Zuschauer zu erwarten hat: Eine Mischung aus "Monty Python" und "Game of Thrones" mit Musical-Stücken angereichert. Regen die ersten fünf Minuten der Pilotfolge lediglich zum Schmunzeln an, kommt die Serie so richtig in humorige Fahrt als Galavant die Hochzeit von seiner geliebten Madalena und König Richard verhindern will und in die kirchliche Trauung reinplatzt.

König Richard und Madalena© ABC
Nach einer heroischen Rede Galavants wird dieser allerdings von Madalena enttäuscht, da sie sich kurzfristig doch für Reichtum und Macht entscheidet. Galavant kehrt somit am Boden zerstört in sein Dorf zurück. Sein Kampfgeist wird erst wieder geweckt, als er von der frechen Isabella aus dem Königreich Valencia aufgesucht wird, die ihn dazu bringt, für einen Diamanten um Madalena zu kämpfen und den Tod ihrer Eltern zu rächen. Die ABC-Serie setzt meist auf plumpe Witze anstatt auf subtilen Humor, was bei dieser Art von Format aber perfekt passt und durch die Musical-Nummern wunderbar ergänzt wird, die übrigens dank der Komponisten einen beeindruckenden Ohrwurmcharakter haben. Für die zweite Folge, die direkt im Anschluss lief, konnte der ehemalige "Full House"-Star John Stamos gewonnen werden, der Galavants hochnäsigen und eingebildeten Herausforderer beim ritterlichen Zweikampf spielt, der am Ende lustigerweise für beide auf dem Boden endet. Doch Stamos ist nicht der einzige Gast in der Serie. In den kommenden Wochen wird das Gast-Staraufgebot noch weiter hochgeschraubt, da Hugh Bonneville, Weird Al, Ricky Gervais and Anthony Stewart Head in der ABC-Serie auftauchen werden.



Fraglich ist allerdings, ob sich ABC mit der Strategie halbstündige Folgen zu produzieren, einen Gefallen getan hat, da jene nun als Doppelfolgen ausgestrahlt werden. So wirkte es etwas seltsam, als am Ende der Pilotfolge eine Musicalnummer gezeigt wurde, die mit Vorschaubildern auf die nächste Folge aufmerksam machte, obwohl die doch direkt im Anschluss lief. Auf der anderen Seite könnte dies auch vor dem Hintergrund entschieden worden sein, dass das Format in anderen Ländern eventuell anders programmiert werden kann.

Quotentechnisch legte "Galavant" mit 7,88 Millionen Zuschauern (2,1 Zielgruppenrating) aber einen soliden Start hin und musste sich lediglich den "Simpsons" geschlagen geben. Allerdings gab es bereits Einbußen bei der darauffolgenden Episode, die nur noch 6,8 Millionen Zuschauer verfolgten (1,9 Zielgruppenrating).

Galavant© ABC Studios
Doch am überraschendsten war sicherlich die Kritik im Vorfeld. Da "Galavant" nicht wirklich ernst zu nehmen ist und teilweise natürlich auch lächerlich rüberkommt, hat ABC bestimmt damit gerechnet, die ein oder andere vernichtende Kritik zu erhalten. Doch erstaunlicherweise waren sich fast alle Kritiker einig, dass es sich bei "Galavant" um ein erfrischendes und unterhaltsames neues Comedy-Event handle, welches sich nicht allzu ernst nimmt. Besonders hervorgehoben wurde von den Kritikern der Mut ABCs, ein solches Projekt umzusetzen. Zu Recht, da der Disney-Sender mit diesem ungewöhnlichen Fernsehformat auf Risiko setzte und dank eines erfahrenen Produktionsteams eine Meisterleistung ablieferte.