Steckbrief

Sendestart: 28. April 2002 (11. Januar 1988)
Geschäftsführer: Kai Blasberg
Betreiber: Tele München Gruppe
Vermarkter: Eigenvermarktung
Kernzielgruppe: 20- bis 59-Jährige

Erfolgsbilanz

Marktanteil 2015/16: 0,9 % (ab 3) / 1,0 % (14-49)

Auch wenn davon auszugehen ist, dass Tele 5 seine Mitarbeiter nicht mit Blumen oder Schokolade bezahlt, so will der Sender nicht über jene Zahlen sprechen, die seit vielen Jahren als Währung der Fernsehbranche gelten - man mag das gut oder blöd finden, doch Fakt ist, dass auch bei einem Sender wie Tele 5, der sich seit einiger Zeit bewusst "anders" positioniert, die Quoten zumindest in bestimmten Zeitschienen stimmen müssen. "Solche Ziffern dienen am Ende nur der Verallgemeinerung", erklärt der Sender dazu, verbunden mit einigen Fragen: "Sind Communities oder Peergroups nicht gehalt- und damit wertvoller als 14- bis 49- oder 59-Jährige? Wer entscheidet, ob 3,0 Prozent Marktanteil 'desaströs' oder 12,4 Prozent Marktanteil 'erfolgreich“ sind? Wer bestimmt, welche Zielgruppe ein Sender ansprechen soll oder will? Was macht einen Nicht-mehr-49-Jährigen, der über Kaufkraft verfügt, wertlos und was einen 14-Jährigen ohne Einkommen wertvoll für die Werbeindustrie? Das ist nicht unsere Welt."

Oliver Kalkofe und Peter Rütten© Tele 5 / Gert Krautbauer
Man wolle den Lesern Zahlen ersparen, heißt es - wir allerdings nicht, schließlich möchten wir Ihnen in dieser Reihe die Möglichkeit geben zu erfahren, womit Tele 5 und all die anderen kleinen Sender eigentlich bei seinen Zuschauern punktet und womit nicht. "Wir machen Programm mit Ideen, nicht nach dem Geschmack eines Testpublikums - weil wir Bock auf Fernsehen haben", sagt ein Sendersprecher. "Internationales Kino von outside Hollywood, experimentelle und ausgefallene Auftragsproduktionen, Serien, die Communities elektrisieren und Inhalte, die Aufmerksamkeit erregen. Sechs Grimme-Nominierungen für mutiges und inhaltlich gut gemachtes Fernsehen in vier Jahren sind uns mehr Wert, als in Zahlen-Kategorien gemessen zu werden, die wir uns nicht einmal selbst ausgesucht haben." Und doch möchte man anmerken, dass auch Tele 5 schon Sendungen abgesetzt hat, die schwache Quoten verzeichneten, und man - wenn es passt - wie alle andere Sender auch im Erfolgsfall Jubel-Meldungen an die Presse verschickt. 

Die wahre Primetime: "Kreative Frage, aber Primetime ist Primetime. Da sie in der Vermarktung die höchste Relevanz hat, ist das auch die Zeit, die für unser Businessmodell die größte Bedeutung hat", erklärt Sprecher Nico Wirtz. "Wir setzen aber auch darum herum Akzente, sei es mit 'Star Trek'-Serien in der Access, wie auch mit den Eigenproduktionen um kurz nach Acht oder WWE RAW an der Schwelle zur Lateprime. Alles da, wo es hinpasst."

Höchste Quote: Verrät Tele 5 nicht.

Größte Erfolge des Senders: Aus Sicht der Quoten gehören ganz sicher "Kalkofes Mattscheibe" und "Raw" dazu. Mit der wöchentlichen Wrestling-Show erzielt der Sender in diesem Jahr bislang im Schnitt 2,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen - und auch Kalkofe liegt mit 1,6 Prozent in diesem Jahr klar über dem Senderschnitt. Tele 5 hat für Erfolg freilich eine ganz eigene Definition: "Alles, was man nicht von uns erwartet, was auffällt und für Gesprächsstoff sorgt, zählt für uns als Erfolg. Tele 5 leistet es sich, Dinge auszuprobieren ohne auf den schnellen Euro oder Massentauglichkeit zu schielen. Aufmerksamkeit zu erregen und Anerkennung für Qualität zu bekommen, beflügelt uns. Daher sind die größten Erfolge für uns nicht zuletzt all die neuen Dinge, die wir noch ausprobieren werden."

Werdegang und Profil

Tele 5 - 2006© Tele 5
Tele 5 hat eine spannende Vergangenheit, denn den Sender gab es zwischen 1988 und Ende 1992 schon einmal - und zwar dank kultiger Formate wie "Koffer Hoffer", "Ruck Zuck" oder "Bim Bam Bino" mit großem Erfolg. Leo Kirch kaufte den Sender schließlich, weil er darin eine Konkurrenz zu ProSieben sah, und wandelte ihn in den Sportsender DSF um. Das Comeback gab es im Jahr 2002, zunächst deutlich angelehnt an das Tele 5 vergangener Tage. Nach drei Jahren, in denen sich Tele 5 an Kinderprogramm, "Musicbox", "Nachtfalke" und einer Neuauflage von "Ruck Zuck" probierte, kam die erste Umpositionierung hin zum Spielfilmsender. Betont edel sollte der Sender damals wirken und der Claim "Wir lieben Kino" unterstrich den Anspruch. Heute kokettiert man hingegen gerne mit Trash-Filmen, unter denen sich aber auch durchaus so manche Perle versteckt. Inzwischen schmückt sich Tele 5 sogar damit, "Die schlechtesten Filme aller Zeiten" zu zeigen - ein Coup, mit dem sich sogar Quote machen lässt.

Inzwischen ist "SchleFaZ" die bekannteste Marke des Senders, der unter Kai Blasberg aber auch viele weitere Experimente wagte. Doch Thomas Gottschalk, einst mit Film-Kolumne und Telefon-Talkshow am Start, ist längst Geschichte und auch viele weitere Ideen waren eher kurzlebig, so wie im Falle der Zusammenarbeit mit Christian Ulmen. Auch der bis dato unbekannte Philipp Walulis machte sich schnell vom Acker, nachdem er den Grimme-Preis eingeheimst hatte. Erinnert sei an dieser Stelle auch an einen Fußball-Talk mit Rudi Brückner oder Hugo Egon Balders Suff-Talk "Der Klügere kippt nach", der noch während der zweiten Staffel abgesetzt wurde. Dabei war die Show durchaus unterhaltsam, zumindest als Desirée Nick noch nicht als Stammgast mit am Tisch saß. Und sonst? Streng genommen nimmt Tele 5 täglich erst gegen 14 Uhr den Sendebetrieb auf. Wenn all die Teleshops geschlossen sind, übernehmen mit einigem Erfolg diverse Raumschiffe so lange das Kommando, bis die Primetime beginnt.

Eigenproduktionen

  Marktanteil
(ab 3)
Marktanteil
(14-49)
Boomarama Late Night
1,4 %
2,3 %
Kalkofes Mattscheibe - Rekalked 1,1 % 1,7 %
The Dingens Show 0,5 % 0,6 %

Quelle: DWDL.de-Recherche

Tele 5 will auch hier keine Zahlen nennen und fragt: "Was ist interessanter: Zwölf Staffeln von einer 'auf Senderschnitt' laufenden Serie zu zeigen, oder immer wieder Neues zu wagen und damit kommunikativ aufzufallen?" Wir finden beides interessant und können daher an dieser Stelle sagen, dass das Mini-Format "Man vs. Fly" am Vorabend an guten Tagen bis zu 1,5 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe holt, an schlechten aber auch mal weniger als einen halben Prozent. Im Juni startet mit "Höggschde Konzentration" die neue Staffel der Fußball-Comedy von Tele 5 und auch "Die schlechtesten Filme aller Zeiten" sollen im Sommer mit gleich zwölf Folgen weitergehen.

Fragen an den Senderchef

Kai Blasberg© Tele 5 / Gert Krautbauer
Kai Blasberg ist seit Herbst 2005 Geschäftsführer von Tele 5

Wo sehen Sie derzeit die Schwachstellen im Programm - und woran arbeiten Sie?

Die Schwachstelle ist der Mensch. Ob Mitarbeiter, Zuschauer oder Assistent einer Mediaagentur.  Ohne die Menschen wäre alles sehr leicht. Und so bleibt es mühsam, aber auch nicht ganz so einsam.

Was ist Ihr direktes Wettbewerbsumfeld - und wie heben Sie sich davon ab?

Ich höre die Signalhörner der Caterpillars beim Verschieben der Programmpakete in den Bauhöfen des Industriefernsehens. Derweil sitze ich in meiner Manufaktur und sinniere und sichte einzelne Programmpralinen. Dies soll dieselbe Branche sein?

Welchen Marktanteil kann der Sender mittelfristig realistisch erreichen, ohne seine derzeitige Positionierung aufgeben zu müssen?

Ich kenne einen Menschen, der mir eine solche Frage stellen könnte. Der das aber weder je tat noch jemals tun wird. Warum also soll ich mir diese Frage stellen, oder mir gar von Dritten stellen lassen. Und wann im Namen aller bekannten Götter hört diese dumme Fragerei nach Marktanteilen mal auf? Tele 5 verdient auf sehr solider Basis Geld. Und das wird so bleiben. Und das soll eine Unternehmung schaffen.

Wenn Sie nur ein einziges Format Ihres Senders empfehlen dürften: Welches wäre es - und warum?

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Welches Format hätten Sie gerne auf dem Sender, wenn Kosten und Quotenerwartungen keine Rolle spielen würden?

Alle meine Wünsche sind in Erfüllung gegangen und werden es auch weiter tun. P.S.: bei Tele 5 gibt es keine Formate.

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