NidoVersuchen Sie sich vorzustellen, wie eine Abwandlung des Gruner+Jahr-Erfolgstitels "Neon" für junge, urbane Eltern aussehen könnte. Wenn Sie jetzt ein Bild im Kopf haben, dann wird dies höchstwahrscheinlich exakt mit der ersten Ausgabe von "Nido" übereinstimmen, denn das neue Magazin mit dem Untertitel "Wir sind eine Familie" ist optisch exakt so geworden wie man es erwartet hatte. Man kann es konsequent oder langweilig nennen, dass die Aufmachung des Heftes auf Anhieb an "Neon" erinnert.

Diese optische Nähe wirft dann auch beim ersten Durchblättern die erste Frage auf: Wären viele der Themen aus "Nido" nicht über die Monate verteilt auch in "Neon" untergekommen? Mit Sicherheit. Denn manche echten Eltern-Themen sind spannend genug für "Neon". Andere hingegen, Tipps für ein kinderfreies Wochenende in Wien, entpuppen sich gar als reguläre "Neon"-Themen.
 

 
Für 3,90 Euro bekommt der Käufer am Kiosk ein 164 Seiten dickes Magazin. Die Titelthemen der Erstausgabe: "Ich will wieder arbeiten - Wie familienfreundlich deutsche Firmen wirklich sind", "Guter Sex trotz kleiner Kinder - Wie auch müde Eltern wieder mehr Spaß im Bett haben" und "Weltreise - Bis nach Neuseeland: Großer Trip noch vor der Einschulung". Aufbereitet werden die Themen in einer in sich zwar konsequenten, aber nicht sehr übersichtlichen Optik.

Immerhin: Wer nur Info-Häppchen will, wird auch gut bedient. Zahlreiche kleine kurze Rubriken oder Infokästen lockern auf und Ideen wie die Reihe "Zeig mal her" mit einem Blick in Kinderzimmer überall auf der Welt sind nett. Auch die Frage, wie sich das Verhältnis zu den eigenen Eltern verändert, wenn man selbst Kinder hat, ist durchaus interessant erläutert. Doch wieder erwischt man sich bei der Frage: Hätte das nicht auch in "Neon" gepasst?

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Denn der neue Familientitel "Nido" erscheint zunächst halbjährig - die nächste Ausgabe kommt erst im Herbst. Eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, weil es schwerfällt, sich eine monatliche Erscheinungsweise vorzustellen. Zu viele nahe liegende Themen sind dafür schon in der ersten Ausgabe verbraten worden. Und würde man die interessantesten Themen in sechs Ausgaben "Neon" verteilen, es wäre eine verträgliche Dosierung Eltern-Themen auch für Nicht-Eltern.

Am Ende bleibt daher ein fader Beigeschmack. Wie schon "Wir" aus dem Hause des Süddeutschen Verlages ist auch "Nido" ein gewolltes Konstrukt mit einer attraktiven Zielgruppe vor Augen, die man den Werbekunden zum Start offenbar auch sehr erfolgreich schmackhaft machen konnte. Ob Eltern sein an sich aber ein Lifestyle-taugliches Thema ist und sich auf Dauer und regelmäßig am Kiosk verkaufen lässt, ist äußerst fraglich.

Es würde wohl reichen, wenn sich weiterhin sowohl der "Stern" in einem seiner Journals und "Neon" den Ratgeber bzw. Lifestyle-orientierten Themen für junge Eltern widmen. In gewisser Weise teilt "Nido" das Schicksal von "Stern"-Ableger "View": Durchaus nett, aber belanglos und damit eher optional.