Thomas GottschalkWas Gottschalk sagt, ist inzwischen so beliebig, wie ihm auf den ersten Blick hin egal geworden ist, was über ihn gesagt wird. Vor jeder Ausgabe von "Wetten, dass..?" redet Gottschalk nur um des Redens willen, weil es die Maschinerie der Show inzwischen so will. Am Freitag vor jeder Sendung wird beim traditionellen Pressegespräch alles gegeben für maximale PR zur Show am Samstag. Das ist ein Ritual mit den meist immer gleichen Themen, wie etwa der anhaltenden Diskussion um Qualität und Quote. So auch diesmal. Weil es aber offensichtlich schwer fällt, dazu noch etwas Neues und Glaubwürdiges zu sagen, probiert es Gottschalk inzwischen mit dem Gegenteil.

Vor dem Sommer-Special aus Mallorca hat sich Gottschalk am Freitag erneut zu der Qualitätsdebatte geäußerte und sagte laut ZDF-Mitteilung mit Blick auf die vergangene Sendung: "Hier ist der bockige Versuch von Herrn Gottschalk, Herrn Villazón ein Lied von Händel singen zu lassen, was mich aber Millionen Zuschauer gekostet hat. (....) Soll das Kulturvolk der Dichter und Denker sagen, raus mit Villazón und rein mit Ingrid van Bergen, die Würmer isst? (...) Es gibt eine Latte, unter der ich nicht durchkomme, und ich versuche bockig dann lieber in einer Form unterzugehen, mit der ich leben kann, als Dinge zu tun, von denen man mir sagt, die musst du tun, damit du überlebst."

Heuchler Gottschalk. Hart aber fair - denn wieder einmal glaubt der ZDF-Entertainer, er würde sich mit "seiner" Show von dem unterscheiden, was das Privatfernsehen mitunter bietet. Wer auch immer ihm das vor oder nach seinen Sendungen noch einzureden versucht: Das ZDF-Flagschiff "Wetten, dass..?" rudert inzwischen mit allen Mitteln, auch denen des Privatfernsehens, um den Erhalt des Einschaltquoten-Niveaus zu sichern. Wenn sich Gottschalk jetzt wieder indirekt über das RTL-"Dschungelcamp" auslässt, dann muss einem als Beobachter und Gebührenzahler der Kragen platzen.
 
 
 
 
Bei wem wurde in der Januar-Sendung an Tier-Kot gerochen, bei wem musste eine ahnungslose Iris Berben im März Hähnchenfüße und Stierhoden essen? Nicht bei RTL, sondern bei Ihnen, Herr Gottschalk - im ZDF. Als größter Kritiker mancher Auswüchse des Privatfernsehens bedienen sie sich genau der gleichen Mittel. Wie würden Sie es dann nennen, wenn jemand etwas lautstark kritisiert, was er in seiner Verzweiflung selbst tut? Sollte Ihnen da ein anderer Begriff als Heuchelei einfallen - wir sind gespannt auf die Erklärung. Eine Erklärung, die mehr Gehalt hat als eine sich entlarvende Selbstverherrlichung zu PR-Zwecken, die schnell nach hinten losgehen kann.

Wetten, dass..? LogoFälschlicherweise wird immer angenommen, die zunehmende Diskussion über "Wetten, dass..?" sei eine Folge der Quotenentwicklung, die das ZDF-Flaggschiff bei mancher Sendung in manchen Zielgruppen angreifbar macht. Doch das stimmt nur indirekt. Denn da könnte man drüber stehen. Im Grunde steckt eine gestiegene Nervosität dahinter.; eine Unruhe, sich äußern und verteidigen zu müssen. Das allerdings will so gar nicht zum Bild des über den Dingen stehenden Gottschalks passen. Des Rätsels Lösung ist einfach: Gottschalk geht die Kritik an seiner Person und seinen Sendungen entgegen öffentlichen Bekundungen sehr nahe. Da muss der Sender seinen Frontmann montags schon mal trösten.

Dieses Hochschaukeln der Presse zu der Sendung ist ein Verschulden des ZDF. Statt öffentlich-rechtlicher Gelassenheit, die man in Mainz bei anderen Themen in Perfektion beherrscht, will man bei "Wetten, dass..?" seit einiger Zeit alle PR-Register ziehen, die auch die Privatsender nutzen - denn es könnte ja der Quote helfen. Tat es allerdings bislang selten. Effektiver wäre es, wenn man stattdessen das ganz große Theater um die Show reduzieren würde und sich das ZDF und Gottschalk darauf konzentrieren würden, was sie wirklich können: Europas erfolgreichste Fernsehshow zu stemmen bzw. der immer noch beste TV-Gastgeber Deutschlands zu sein. Denn im Detail gibt es auch da genug zu tun.