"Focus" und "Bild"-Gruppe verlieren massiv Leser

Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse, die zwei Mal jährlich die Reichweiten der Zeitschriften in Deutschland ermittelt, legte am Mittwochmorgen ihre neuen Zahlen vor und hat dabei einen "leicht positiven Trend" ausgemacht. So sei die Zeitschriftennutzung pro Person von 3,71 auf 3,79 Titel pro Person angestiegen.

Dass die teils deutlich rückläufigen Auflagenzahlen in vielen Fällen nicht mit voller Wucht auf die Zahl der Leser durchschlägt, führt Michael Walter, Vorstand Zeitschriften der ag.ma, auf eine "tendenziell zunehmende Weitergabe der Hefte" zurück. Walter: "Die Preiserhöhungen der vergangenen Jahre bleiben im Einzelfall nicht ohne Reaktion auf die Auflagenentwicklung. Die Zeitschriften gewinnen aber weitere Mitleser."

Doch abseits der positiven Deutung der Zahlen durch die AG.MA: Ein genauer Blick auf die Reichweiten der Einzeltitel zeigt, dass die überwiegende Zahl der Zeitschriften Leser verloren. Während von allen ausgewiesenen Titeln 52 Gewinne verbuchen konnten, ging es für 98 Zeitschriften bergab. In den Top 10 der meistgelesenen Zeitschriften gibt es gar nur Verlierer, wenn auch meist in relativ geringem Umfang.

Zu den großen Verlierern gehört - wie schon bei den zurückliegenden IVW-Zahlen - einmal mehr der "Focus". Markworts Magazin verlor im Vergleich zur letzten MA 380.000 Leser und kann nun nur noch eine Reichweite von 5,35 Millionen vorweisen. Beim "Focus" spricht man von einer "strategische Vertriebs-Konsolidierung". Der Rückgang sei auf weniger Prämienwerbung und weniger Bordexemplare zurückzuführen. Wie dem auch sei: Der "Spiegel" zieht dem "Focus" langsam davon. Er kommt derzeit auf 6,11 Millionen Leser, der "Stern" erreichte eine Reichweite von 7,47 Millionen Lesern.

Bei den Programmzeitschriften - bei den verkauften Auflagen ein seit langem arg gebeuteltes Segment - herrschen auch bei den Reichweiten überwiegend Minuszeichen vor. Doch es gibt auch Gewinner, allen voran die "TV Digital". Während die verkaufte Auflage zuletzt nach dem Stopfen der Premiere/Sky-Sicherheitslücke deutlich einbrach, stieg die Reichweite noch einmal um zwölf Prozent auf über drei Millionen Leser an. Erstmals platzierte sich der Springer-Titel damit in der Top 20 der meistgelesenen Zeitschriften.

Damit überholte die "TV Digital" zudem auch die klassische Wochentitel "Auf einen Blick" oder "TV Hören und Sehen". Das auf die Traditions-Weeklies aber noch lange nicht zwangsweise ein Abgesang eingestimmt werden muss, zeigten zwei andere Titel: Die "Hörzu", wie "TV Digital" ebenfalls aus dem Hause Springer, legte um 4 Prozent auf nun 4,74 Millionen Leser zu, der "Gong" steigerte seine Reichweite gar um 5 Prozent auf 1,12 Millionen. Zurück zu den 14-täglichen: Neben "TV Digital" gibt es dort nur Verlierer, besonders hart traf es die "TV Today", deren Auflage um über zehn Prozent einbrach. Auch der einstige Aufsteiger "tv 14" und die "TV Movie" mussten deutliche Verluste hinnehmen.

Noch ein Blick auf die Zeitschriften mit der höchsten Reichweite überhaupt: Wenn man von der "ADAC Motorwelt", die ADAC-Mitgliedern automatisch geliefert wird, und dem Supplement "rtv" absieht, bleibt nach wie vor die "Bild am Sonntag" mit großem Vorsprung an der Spitze. Allerdings verschärft sich der seit Abwärtstrend auch aus Reichweitensicht zusehends. Nachdem beim letzten Mal die 11-Millionen-Marke gefallen war, erreichte "Bild am Sonntag" schon nur noch 10,52 Millionen Leserinnen und Leser.

Die 20 meistgelesenen Zeitschriften waren laut MA 2009/II:

Auf den folgenden Seiten wirft DWDL.de noch einen Blick auf die Gewinner und Verlierer dieser MA.

• Die größten Gewinner der MA 2009 Pressemedien II
• Die größten Verlierer der MA 2009 Pressemedien II