Doris HeinzeDie Erkenntnisse rund um die Verfehlungen der mittlerweile fristlos gekündigten NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze lassen den großen Unmut, der in der Produktionsbranche herrscht, nun sichtbar werden. Nachdem bereits Schauspieler- und Autorenverband Stellung bezogen haben und nicht nur Heinze, sondern auch die Praxis der öffentlich-rechtlichen Sender kritisierten, legt nun der Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure in Deutschland seine "Thesen zum Status des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Fernsehfilm-Produktion" vor.

Darin zeigt der Verband die für ihn notwendigen Schritte auf, die erfolgen müssen, damit das öffentlich-rechtliche Fernsehen seinem Auftrag und seiner Vorbildfunktion als Auftraggeber wieder gerecht werden kann. Vor allem kritisiert man eine voranschreitende Marktbeherrschung durch ARD und ZDF. "Die Umstände des Falls Doris Heinze lassen jenseits der persönlichen Verfehlungsebene die Frage nach strukturellen Veränderungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zwingend erscheinen", heißt es in der Einleitung. So sei eine Arbeitsstruktur, "die sich an den gleichen pluralistischen Maßstäben orientiert, wie sie im Programmauftrag vorgeschrieben sind" für ARD und ZDF notwendig.
 

 
In ihren acht Thesen fordern die Regisseure unter anderem die Entflechtung bei der Herstellung und Verbreitung von Fernsehfilmen. "Die krakenhafte Ausdehnung öffentlich-rechtlicher Anstalten mit weitreichenden horizontalen und vertikalen Verflechtungen durch Gründung von Tochterfirmen vor allem in den Bereichen Produktion, Technik und Rechtehandel gehört jetzt auf den Prüfstand", heißt es in den Thesen. Auch bei der Filmförderung sieht man eine zu enge Verbindung zu ARD und ZDF. "Die Sender dürfen sich als Mitgesellschafter von Förderinstituten nicht länger Zugriffsmöglichkeiten auf die inhaltliche Gestaltung von Kinoprojekten oder auf die Förderung eigener Co-Produktionen sichern. Filmfördermittel sind ausschließlich für Kinofilme einzusetzen. Einzahlungen der Sender in Fördertöpfe müssen bedingungsfrei erfolgen", schreibt der Verband.

Sorgen haben die Regisseure auch bei den Internetaktivitäten der Sender. "Nachdem der öffentlich-rechtliche Rundfunk bereits die Fernsehfilmproduktion und den TV-Rechtehandel dominiert, schickt er sich nun an, auch die Internet-Distribution von fiktionaler und dokumentarischer Unterhaltung zu beherrschen", heißt es in den Thesen. Hier strebe der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine marktbeherrschende Stellung an.

Darüber hinaus fordert der Verband die Einrichtung von Ombudsstellen, um eventuellen Verfehlungen einzelner Mitarbeiter in den Sendern, direkt nachgehen zu können. "Produktionsfirmen und freiberufliche Mitarbeiter, die oft besonders abhängig sind, sollten Missstände ohne Gefährdung ihrer weiteren Arbeitsmöglichkeiten und damit ihrer Existenz offenlegen können", heißt es in den Thesen. Weitere Themen der Regisseure sind die Arbeitsbedingungen mit Blick auf Outsourcing, die Umsetzung des Urheberrecht und des Rundfunkstaatsvertrages, höhere Investition in das Programm und mehr Transparenz im Umgang mit Gebührengeldern.

Die Thesen in voller Länge finden Sie auf der folgenden Seite.