TV-Duell zwischen Merkel und SteinmeierBundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Kandidat Frank-Walter Steinmeier haben mit ihrer Weigerung, an Diskussionsrunden mit den Spitzenkandidaten aller im Bundestag vertretenen Parteien teilzunehmen, den Zorn der öffentlich-rechtlichen Sender auf sich gezogen. Am Mittwoch zog bereits das ZDF Konsequenzen, nachdem nach Angela Merkel auch noch Frank-Walter Steinmeier nur einen Vertreter schicken wollte und nahm die für diesen Donnerstag geplante "Berliner Runde" komplett aus dem Programm.

Am Donnerstag zog nun auch die ARD nach und streicht die ähnlich aufgebaute Sendung "Die Favoriten", die am kommenden Montag um 21 Uhr laufen sollte, ebenfalls aus dem Programm. Laut ARD-Chefredakteur Thomas Baumann habe die ARD am Mittwochvormittag zunächst eine Absage von Frank-Walter Steinmeier, am Nachmittag dann auch von Kanzlerin Merkel bekommen. Baumann: "Da wir ausdrücklich die Spitzenkandidaten eingeladen haben und der besondere Reiz darin bestanden hätte, Frau Merkel und Herrn Steinmeier im direkten Schlagabtausch mit den Spitzenkandidaten der anderen Parteien zu erleben, hat es nun keinen Sinn, die Sendung mit anderen Politikern einfach durchzuziehen." 

Ähnlich harsche Kritik wie von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, der Merkel und Steinmeier eine Beschädigung der demokratischen Kultur vorgeworfen hatte, kommt von Thomas Baumann öffentlich zwar nicht - dafür lässt sich das Ersatzprogramm durchaus als Stichelei in Richtung der aktuellen Politiker verstehen. Denn statt der aktuellen Diskussions-Sendung zeigt Das Erste am kommenden Montag kurzerhand unter dem Titel "Kämpfe ums Kanzleramt - Die spannendsten Elefantenrunden im deutschen Fernsehen" ein Best of früherer Jahre - und zeigt damit, dass Wahlkampf nicht schon immer zwangsweise langweilig sein musste und sich die Kandidaten nicht schon immer der öffentlichen Diskussion verweigert haben. 

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Dass sich ARD und ZDF aufgrund der Politiker-Absagen so entschlossen zeigen, kommt dabei durchaus überraschend: Auch vor den letzten beiden Bundestagswahlen hatte etwa Kanzler Gerhard Schröder nicht an der "Berliner Runde" teilgenommen, 2002 weigerte sich darüber hinaus auch CSU-Herausforderer Edmund Stoiber. Die Diskussionsrunden fanden damals dennoch statt.