Kai BlasbergHerr Blasberg, vier Jahre ist Tele 5 heute als Spielfilmsender auf Sendung: Sind Sie schon da, wo sie hinwollten mit dem Sender?

Ich würde sagen, wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, aber die zweite Hälfte liegt noch vor uns. Vor drei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass wir heute so gut dastehen würden. Damals, ein Jahr nach dem Relaunch, sah es sehr schwierig aus. Man hatte uns im Werbemarkt hinter Das Vierte angesiedelt, weil die Deutschen ja immer glauben, dass jemand aus Amerika es einfach besser können muss, als wenn es hier jemand selber macht. Wir konnten aber mit einer klaren Positionierung und einem vernünftigen Gesellschafter doch so reüssieren, dass sich die Anderen als abgehängt bezeichnen lassen müssen. Wir sind gleichzeitig gestartet und aus dem am Anfang knappen Rennen inzwischen als Sieger hervorgegangen. 1,2 Prozent gegen 0,5 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen ist sehr deutlich.

Sie sprachen Ihren Gesellschafter an. Der wurde aber auch schon oft gefragt, wieso er nicht mehr in Tele 5 investiert. Fühlen Sie sich kleingehalten?

Wer einen Fernsehsender startet und über die Jahre hinweg kontinuierlich aufbaut, hält ja nichts klein. Große Sprünge sind aber erst recht in diesem Jahr nicht finanzierbar. Das musste ja auch Das Vierte feststellen. Wir haben Europas größten privaten Filmhändler im Rücken und das nutzen wir.
 

 
Aber der hat auch noch attraktivere Filmrechte als die, die Sie derzeit verwerten...

Naja, also wir waren 2008 der wachstumsstärkste Fernsehsender in Deutschland und sind es auch im ersten Halbjahr 2009 gewesen. Das belegt doch den Erfolg unserer Programmware. Aber es geht natürlich immer besser: Unser Gesellschafter hat uns für 2010 deutlich mehr Blockbuster angekündigt. Ein bis zweimal im Monat wollen wir dann unsere Marktanteile explodieren lassen, in einer Qualität wie aktuell schon "Eyes Wide Shut" oder "The Italian Job". Das ist großes Kino. Aber ich würde jetzt nicht drei Millionen Euro in eine Erstausstrahlung von "Harry Potter" investieren. Das bringt zwar eine Mordsquote, aber ich will keine einmaligen Höhepunkte, sondern eher dauerhafte Befriedigung.

Reichweite allein ist aber ja nur die halbe Miete. Wächst die Vermarktung bzw. Werbebelegung im gleichen Tempo mit?

In der größten Werbekrise der Geschichte verzeichnen wir im zweiten Halbjahr eine Überbuchung von 120 Prozent. Wir konnten gerade in den vergangenen Wochen mehrere Konzerne, die insbesondere auch für Masse stehen, gewinnen, weil sie in uns eine günstige Alternative sehen. Da haben wir es inzwischen zu einer Planungsrelevanz geschafft und können Qualität und Quote garantieren. Gerade die Ausstrahlung von Serien hat uns da sehr geholfen, weil wir die Netto-Reichweite deutlich steigern konnten und Kunden dort ein wiederkehrendes Werbeumfeld haben.