Oliver PocherDas Genre der LateNight-Show kann auch Oliver Pocher nicht zum Leben erwecken. Seine neue Sat.1-Sendung ist viel, nur keine LateNight. So wie auch "Harald Schmidt" in der ARD keine LateNight darstellt. Das ist allerdings eine Erkenntnis, die man schon vor der Premiere haben konnte. Denn das in den USA geprägte Genre bedeutet eine tagesaktuelle, satirische Auseinandersetzung mit den Themen, die die Zuschauer den Tag über bewegt haben. Doch wie auch Schmidt ist Pocher nur einmal die Woche auf Sendung.

Für Pocher ist das ein Vorteil, denn der StandUp zu Beginn der Show ist und bleibt nicht seine Stärke. Auch wenn er inzwischen nicht mehr lauter über seine Gags lacht als das Publkum, so fehlt ihm die Fallhöhe eines Harald Schmidt. An den Gags selbst lag es nicht, denn man die mit Schmidts Sprüchen vergleicht - es liegen nicht Welten dazwischen. Das Problem liegt woanders: Pochers Stärke ist die Spontanität und Interaktion. Beides ist beim Gags ablesen von Peter Rüttens Schildern nicht wirklich gefragt.
 

 
Stichwort Peter Rütten. Seit 1995 arbeitet er im deutschen LateNight-Geschäft. Erst Koschwitz, dann Schmidt, dann "Freitag Nacht News", Niels Ruf, Mike Krüger, "Schmidt & Pocher" und jetzt die "Oliver Pocher Show". Seine Handschrift merkte man bei manchem Einspieler, etwa einem Nachwahlwerbe-Spot der CDU oder gleich dem Opening. Dort spielt er Sat.1-Chef Guido Bolten, der Aussteiger Pocher - mit Einsiedler-Bart beim Angeln am See - zu einer LateNight-Show überreden will.

Darüber lacht die Branche, aber vielleicht auch nur die. Denn Guido Bolten muss dem normalen Zuschauer kein Begriff sein. Als der gespielte Bolten Pocher damit provoziert, dass er nur Schiss vor Schmidt habe, stimmt dieser zu und kommt mit. Die Show konnte beginnen. Nach dem StandUp gabs vom Tisch aus die bekannte Mischung aus Geplauder und Einspielern. Zusammen mit seinem Vater beim Deutschen Fernsehpreis oder alleine auf dem Oktoberfest ist Pocher in Höchstform und sich selbst dabei für nix zu schade. Gerade beim Fernsehpreis-Besuch musste so mancher Kollege gut einstecken können.