Ove SaffeReichweite um jeden Preis - so schien lange Zeit die Losung der Verlage. Wenn normale Abo- und Einzelverkäufe zurückgingen, dann wurde die Auflage eben mit verschenkten Abos und den für wenig Geld an die Fluggesellschaften gelieferten Bordexemplare die Auflagen künstlich hoch gehalten. Finanzieren sollte sich das durch höhere Werbeeinnahmen dank einer höheren Reichweite.

In einer Zeit, in der aber auch die Anzeigeneinnahmen wegbrechen, rentiert sich das immer weniger. Der "Focus" fährt daher schon seit einiger Zeit seine aufgeblasene Auflage zurück. Nun kündigt Konkurrent "Spiegel" gegenüber "Horizont.net" an, künftig die Bordexemplare fast vollständig zu kappen. Über 80.000 Exemplare wurden bislang jede Woche an die Fluggesellschaften geliefert, die diese kostenfrei an ihre Fluggäste weitergaben. Ab dem kommenden Jahr sollen davon nur noch rund 5.000 übrig bleiben, die dann nur noch an einige internationale Airlines geliefert werden, die noch bessere Abnahmepreise zählen würden.

"Spiegel"-Geschäftsführer Ove Saffe erklärte die Maßnahme gegenüber "Horizont.net" damit, dass "der Borddienst zum Verlustgeschäft geworden ist". Insbesondere an die Lufthansa habe man den "Spiegel" zuletzt unter dem Selbstkostenpreis geliefert, andere Verlage würden gar noch Geld an die Fluggesellschaften zahlen, so Saffe.

Nachdem der "Spiegel" insgesamt derzeit auf eine Gesamtauflage von 1,04 Millionen Heften kommt, droht die Auflage kommendes Jahr dann womöglich unter die Millionen-Grenze zu fallen. Für Saffe wäre das kein Beinbruch. Die Marke sei im Lesermarkt völlig irrelevant und auch im Anzeigengeschäft sei die Auflage nur eines von mehreren Kriterien. Eine nennenswert sinkende Reichweite erwartet Saffe durch den Wegfall der Bordexemplare nicht. Marktforschungen des "Spiegel" hätten ergeben, dass die Bordexemplar-Leser den "Spiegel" auch anderweitig beziehen würden.