Logo: WDR; Grafik: DWDL.deKurz vor den Weihnachtsfeiertagen schlugen die Wogen hoch, als "Tagesschau"-Chefredakteur Kai Gniffke eine iPhone-App für die Internet-Inhalte des Nachrichtenflaggschiffes ankündigte. Die Verlagswelt war in heller Aufruhr und sah eine große Marktverzerrung auf privatwirtschaftliche Medienunternehmen zukommen. Seitens der ARD versuchte man die Bedenken auszuräumen. Nun mahnt der Rundfunkrat des WDR zu Vorsicht beim Einsatz von Apps ohne eine Legitimierung der dahinter stehenden Internetangebote durch den Drei-Stufen-Test.

Allerdings sieht der WDR-Rundfunkrat bei den Apps selbst keine Notwendigkeit für einen neuen Test, sondern will lediglich die Ergebnisse bereits laufender Tests für bereits etablierte Angebote abwarten. "Klar ist, dass es sich bei den Apps nicht um neue Angebote handelt, sondern nur um einen neuen Verbreitungsweg. Sowohl die Rundfunkmitteilung der EU-Kommission als auch der Rundfunkstaatsvertrag lassen keinen Zweifel daran, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk alle Übertragungswege nutzen kann", erklärt WDR-Rundfunkratschefin Ruth Hieronymi.
 

 
Allerdings heißt es weiter in der Mitteilung des Gremiums: "Um einen rechtsfesten und praktikablen Weg zur Einbeziehung der Apps in den Drei-Stufen-Test zu finden, empfiehlt der WDR-Rundfunkrat der ARD, während der Prüfung der vorliegenden Telemedienkonzepte darauf zu verzichten, neue Verbreitungswege zu nutzen.

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Nachdem sich in der aufgeregten Debatte um die Apps bereits zahlreiche Stimmen zu Wort gemeldet haben, ist diese Empfehlung des WDR-Rundfunkrates die erste institutionaliserte Äußerung eines Gremiums zur diesem Thema. Allerdings sind die Entscheidungen des Rundfunkrates lediglich für die betroffene Anstalt - hier den WDR - und ihre Angebote bindend. Die "Tagesschau" ist Teil von ARD-aktuell und damit im NDR angesiedelt. Dessen Rundfunkrats-Chefin erklärte bereits, dass sie keinen Bedarf für einen eigenen Drei-Stufen-Test der "Tagesschau"-App sehe.

In der Frage um den Umgang mit der Verbreitung von digitalen Inhalten über Programme für mobile Endgeräte steht die ARD derzeit noch am Anfang. Eine einheitliche Meinungsbildung ist noch nicht erfolgt. Auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de heißt es bei der Gremienvorsitzendenkonferenz der ARD, dass man das App-Thema für die kommende Sitzung Anfang Februar auf der Tagesordnung stehen hat.