Unser Star für OsloDie "Bild"-Zeitung und Lena Meyer-Landrut - das ist ein schwieriges Verhältnis. Erst wollte die "Bild"-Zeitung das Raab-Casting "Unser Star für Oslo" totschweigen - und als man den Hype um Lena Meyer-Landrut nicht mehr ignorieren konnte, musste man sich Geschichten aus den Fingern saugen oder bei anderen abschreiben, weil Lena ebenso wie ihr Mentor Raab jede Zusammenarbeit mit dem Boulevard-Blatt verweigerte. Man hat also inzwischen Übung darin, Lena-Geschichten zu konstruieren - und am Mittwoch war es wieder  soweit.

"Der kometenhafte Aufstieg von Lena Meyer-Landrut hat ganz Deutschland verzaubert. Jetzt wird Lena zur TV-Telenovela!" schrieb die "Bild"-Zeitung am Mittwoch über die neue ZDF-Serie "Lena - Liebe meines Lebens", die der Mainzer Sender im Herbst an den Start bringt. Und abgesehen davon, dass der Start der Serie an sich schon seit langem bekannt ist - DWDL.de berichtete schon im Januar - mit Grand Prix-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut hat die Serie überhaupt nichts zu tun.

Die einzige Analogie zu Lena Meyer-Landrut abgesehen vom Namen: Die Serie spielt im Musikbereich. "Bild" fasst die Story so zusammen: "Lena trifft einen mächtigen Musikproduzenten. Der entdeckt ihre tolle Ausstrahlung, ihr großes Talent - ganz so wie Stefan Raab bei Lena." Dass die Telenovela vor allem von einer Liebesgeschichte zwischen Lena und dem erfolgreichen Musiker David von Arensberg - von "Bild" zum "Musikproduzenten" gemacht - handelt, lässt man da natürlich lieber weg, um die eigene Story nicht allzu absurd erscheinen zu lassen. Dass Stefan Raab als Vorlage für den Traum-Mann von "Lena" in der Serie taugt, scheint schließlich doch eher unwahrscheinlich. Auch ein "dunkles Schicksal" dürfte Meyer-Landrut und Raab wohl kaum verbinden - und Feinde, die vor Mord nicht zurückschrecken haben beide anders als die Telenovela-Figuren hoffentlich auch nicht.


Hauptdarsteller aus Lena - Liebe meines LebensDass man sich beim ZDF oder bei der Produktionsfirma Wiedemann & Berg/Endemol mit Sicherheit nicht an der Geschichte Lena Meyer-Landruts orientiert hat, hätte auch eine wenige Minuten lange Recherche bei Google zu Tage gefördert: Der Arbeitstitel "Lena" stand schon im Herbst vergangenen Jahres fest. Im November 2009 berichtete DWDL.de erstmals über eine Telenovela mit diesem Namen, im Januar stand schließlich fest, dass die Serie für das ZDF gedreht wird - also lange vor "Unser Star für Oslo", lange bevor Lena Meyer-Landrut einem größeren Kreis von Menschen bekannt wurde.

Damit wäre also geklärt, dass der Name keine Anspielung auf Lena Meyer-Landrut sein kann. Dass die Geschichte ebensowenig mit den Erlebnissen unserer Grand Prix-Siegerin zu tun hat, kann man zudem schon allein an der Tatsache ablesen, dass es sich um eine Adaption der südamerikanischen Telenovela "Don Juan y su bella dama" handelt - und die lief in Argentinien schon 2008. Beim ZDF heißt es dementsprechend auch, die von "Bild" suggerierte Darstellung, Lena Meyer-Landrut habe als Vorlage gedient, sei "absurd". "Man müsste den Argentiniern schon seherische Fähigkeiten attestieren, wenn sie damals den Erfolg von Lena Meyer-Landrut vorausgeahnt hätten", so ein ZDF-Sprecher.

So absurd die "Bild"-Geschichte auch war - sie war nicht abwegig genug, dass nicht diverse andere Medien auf den Zug aufgesprungen wären. Die "Bunte" berichtete etwa ebenfalls online. Inzwischen ist der Redaktion dort aber wohl aufgefallen, dass da etwas nicht stimmen kann: Der Artikel "Lena Meyer Landrut - Ihr junges Leben wird  zur TV-Serie" wurde kommentarlos gelöscht.

Ganz unrecht sein wird dem ZDF der Wirbel um die neue Telenovela und die sich durch den Namen auf den ersten Blick womöglich tatsächlich aufdrängende Analogie zu Lena Meyer-Landrut aber wohl auch nicht. Lanciert habe man die Story aber nicht, versichert man in Mainz ebenso wie bei der Produktionsfirma. Nur die zur Hauptdarstellerin auserkorene Jessica Ginkel lässt sich in der "Bild"-Story ausführlich zitieren und nährt die Analogie-Geschichte: "Alles kommt so unverhofft, alles ist so märchenhaft. Ein bisschen wie bei der echten Lena". Aber wirklich nur "ein bisschen".