Peter RadszuhnDieter Bohlen sieht sich von der ARD boykottiert. Laut einem Bericht bei "bild.de" ist es für Musiker aus dem "Deutschland sucht den Superstar"-Kosmos nicht leicht, auf die Playlists der Radiowellen der ARD zu kommen. "Ohne diese Präsenz im Radio ist es für einen 'DSDS'-Sieger unheimlich schwer, dauerhaft Hits zu haben", pflichtet "DSDS"-Juror Volker Neumüller bei. "DSDS"-Zentralfigur Dieter Bohlen vermutet Böses: "Es geht denen nicht darum abzubilden, was die Leute an CDs kaufen, sondern ihren eigenen Kram aufzudrängen", sagte er.

Während "DSDS"-Sieger Daniel Schuhmacher 12 Mal pro Woche gespielt werde, sei Lena mehr als 2.000 Mal zu hören, beklagt sich Volker Neumüller. Beim WDR heißt es laut "bild.de" über die Bohlen-Songs: "Die Musikfarbe passt nicht zu uns". Der HR wird zitiert mit den Worten: "Unsere Hörer mögen die Sachen von Stefan Raab lieber". Bohlen sieht das anders. Er spricht von "Geschmacksdiktat" sowie von "Manipulation und Meinungsmache auf Kosten von GEZ-Gebührenzahlern".
 

 
Diesen Vorwurf weist Peter Radszuhn (Bild rechts) auf DWDL.de-Nachfrage als "Unsinn" zurück. Radszuhn ist Musikchef der RBB-Welle Radio Eins. "Kein Musikredakteur wird wider besseren Wissens Titel ins Programm nehmen, die dem Programm schaden könnten. Ebensowenig wird er aus Antipathie Titel nicht spielen, die das Publikum hören will". Derart konzertierte Aktionen gebe es im ARD-Radio ohnehin nicht. Auch nicht in Sachen Lena. "Eine Lex Lena gibt es nicht", sagt Radszuhn.  Zwar tausche man sich untereinander in einzelnen redaktionellen Fragen aus, eine dezidierte Abstimmung sei in der föderalen Struktur allerdings nicht der Fall. Beim RBB entscheide auch jeder einzelne Sender eigenständig über sein Musikprogramm.

Dem Vorwurf eines Geschmacksdiktats auf Kosten des Gebührenzahlers widerspricht Radszuhn deutlich. Schließlich sei es nicht die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, als Verkaufsarm der Plattenfirmen zu agieren. "Gerade dafür sind die Gebührengelder doch auch da: Nicht nur den Mainstream zu zelebrieren, sondern auch bislang Unentdecktem eine Plattform zu bieten". In der Person des Dieter Bohlen jedenfalls könne es nicht liegen, dass die "DSDS"-Songs möglicherweise seltener zu hören sind. "In der Zeit, in der Modern Talking groß geworden sind, gab es noch keinen privaten Rundfunk. Die wurden von den Öffentlich-Rechtlichen groß gemacht", sagt Radszuhn.
 
Die Entgegnung des NDR zu den Vorwürfen von Bohlen und Neumüller: "Wichtigstes Kriterium beim Einsatz von Musiktiteln im Radio ist für uns die Frage, ob ein Song unseren Hörerinnen und Hörern gefällt. Dazu führen wir regelmäßig Umfragen durch, bei denen die Hörer Titel bewerten. Produktionen von Dieter Bohlen haben bei den Hörern von N-JOY dabei in der Vergangenheit nicht gut abgeschnitten und wurden daher nur sehr selten eingesetzt", so Sprecher Ralph Coleman. Andere Castingshow-Gewinner wie die No Angels, Stefanie Heinzmann oder Queensberry hätten bessere Ergebnisse erzielt und liefen entsprechend häufiger im Programm, so Coleman weiter.
 
"Von einem 'Boykott' der aktuellen Single 'Sweat' der DSDS-Gewinner Mehrzad Marashi und Mark Medlock kann keine Rede sein. Der Titel wird in den reichweitenstarken NDR 1-Landesprogrammen eingesetzt; Mehrzad Marashi ist außerdem an diesem Freitag im NDR Fernsehen in der 'Aktuellen Schaubude' zu Gast, Mark Medlock am 20.08.", erklärt NDR-Sprecher Coleman.