GQSchön über einen Relaunch reden ist das Eine. Wort halten, ist das Andere. Beim ersten Blättern in der von Chefredakteur José Redondo-Vega umgestalteten "GQ" fällt glücklicherweise auf: Condé Nast hat Wort gehalten. Denn schon im Vorfeld wurde betont, dass die neue "GQ" sich mit neuen Autoren und einem verlagerten Fokus stärker als bisher auf Themen und Texte konzentrieren will. Genau das fällt schon zu Beginn des Heftes auf, denn der sonst sehr kleinteilige Einstieg in den redaktionellen Teil wurde abgeschafft.

Stattdessen kommt die neue "GQ" schneller zum Punkt bzw. den Titelstorys. Das Interview mit Uschi Glas' Sohn Ben Tewaag sowie mehrere Portraits von Männern des Monats bilden das Ressort "Gentlemen", mit dem das Heft ab sofort eröffnet wird. Damit löst der Condé Nast-Titel besser als bisher das Versprechen ein, das Name und Marke geben. Schon auf diesen Seiten fällt auch die neue Optik auf. Eine Revolution ist sie nicht. Hier merkt man den konservativen Ansatz von Redondo-Vega - und auch einen Unterschied zu so mancher Epoche der Zeitschrift in den vergangenen Jahren: Das Design der neuen "GQ" soll den Inhalten dienen - nicht umgekehrt.
 

 
Was fällt auf beim Lesen des Heftes? Die Erotik spielt eine geringere Rolle als bisher. Stattdessen finden sich zahlreiche neue Kolumnen in der "GQ". Im Editorial betont Chefredakteur Redondo-Vega, dass man damit künftig meinungsfreudiger werden will. Es gehe um Haltung. Etwas bedauerlich ist dabei nur, dass sich die Meinungsfreude offensichtlich auf neue Kolumnen beschränkt, die sich Themen widmen, die niemandem weh tun. Bleibt abzuwarten ob "GQ" auch bei relevanteren Themen abseits von Kolumnen Stellung beziehen wird. Inhaltlich liefert sich die Erstausgabe keine großen Schwächen - und doch, im Detail wird man fündig.
 
 
Man könnte zwar Bestnoten für die Erstausgabe vergeben, wenn sich das Team selbst bloß nicht so hohe Ziele gesetzt hätte. Denn dafür ist das Ben Tewaag-Interview allein schon wieder etwas zu wenig Relevanz und Exklusivität. Das Gespräch mit Nationalspieler Mesut Özil liest sich nett, kommt aber gefühlt zu spät. Gewartet hat darauf niemand. Und die Titelstory "100 Ideen, die das Leben spannender machen" ähnelt dem gern genommenen "66 Dinge, die ein Mann tun muss bevor er stirbt" sehr und ist für eine Relaunch-Ausgabe zwar eine sichere Bank - aber damit eben nicht sehr innovativ.