Foto: ZDF / Magdalena MateÜber mehrere Jahre wurde die deutsche Serie in der Krise gewähnt. Allerdings gab es wohl weniger ein Serienproblem, als ein Innovationsproblem. Denn während sich neue Formate wie "Die Anwälte" bei RTL und "Klinik am Alex" bei Sat.1 in jüngerer Zeit mehr als schwer taten, gibt es nach wie vor ein breites Repertoire an akzeptierten Serien, die sich seit Jahren bis Jahrzehnten beim Publikum behaupten. Das wurde einmal mehr deutlich, als die Cologne Conference sich dem Thema "Langlaufende Serienformate" widmete.

So bringen es öffentlich-rechtliche Serien wie das "Großstadtrevier" und "Forsthaus Falkenau" auf mehr als 20 Staffeln. Vom Krimi-Klassiker "Soko 5113"  (Bild) wurden bereits 432 Folgen produziert, "Der Alte" kommt auf 346 Folgen. Auf 30 Staffeln bringt es "Ein Fall für zwei", von der Ärzte-Serie "In aller Freundschaft" liegen derzeit 13 Staffeln vor. Die "Lindenstraße" zählt weit mehr als 1.000 Folgen. Während sich Sat.1 und ProSieben bei solchen Schlagzahlen noch schwertun, hat RTL mit "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" einen Soap-Dauerbrenner vorzuweisen, der es auf mehr als 4.500 Folgen bringt. Die Action-Reihe "Alarm für Cobra 11" läuft derzeit in Staffel 17.

Doch was macht eine Serie zu einem langfristigen Erfolg? In seiner Keynote versuchte Dennis Eick, Autor und Gastprofessor an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam, einige Faktoren herauszuarbeiten. Neben Aspekten wie Konstanz durch verlässliche Markenbildung, einem interessanten Look, einer klaren Struktur und überzeugenden Figuren nannte Eick überzeugende Plots.

Hier allerdings führte er in Anlehnung an Lee Goldberg aus, dass eine Serie nicht wegen der Geschichte an sich geschaut werde - sondern weil man wissen wolle, was mit den vertrauten Figuren geschieht, wie sie mit Situationen umgehen. Sein Beleg für die These: Der Episodentitel "Hochzeit mit Hindernissen", zu dem er 49 Serien jedweder Couleur gefunden hat, die eine so benannte Geschichte erzählen. "Wir erinnern uns an Momente", sagte Eick.

Diese entstünden, wenn die Figur im richtigen Kontext steht. Dafür allerdings nun brauche man die überzeugenden Geschichten. Sein Beispiel: "CSI"-Ermittler Nick Stokes wird im Finale der fünften Staffel in einem gläsernen Sarg lebendig begraben. Die Szene ist jedem Zuschauer der Serie im Gedächtnis geblieben - doch das Wie und Warum gerieten in Vergessenheit.

Figuren in spannende Kontexte zu setzen verlangt von den Autoren bei einer Serie ein eigenes handwerkliches Geschick - schließlich bewegt man sich kreativ in einem klar vorgegebenen Kosmos mit klaren Erwartungen der Zuschauer. "Es gibt mehrere Korsetts", sagte in der an den Vortrag anschließenden Diskussion der Drehbuchautor Andreas Knaup. "Entscheidend ist, in welcher Reihenfolge man sie denkt". So sollte man sich nicht als erstes vor Augen führen, was man innerhalb einer Serie alles nicht dürfe. "Dann macht man zu", sagte Knaup, der unter anderem für "Soko Stuttgart" und "In aller Freundschaft" schreibt.

Als "das schwierigste Geschäft" im Fiktionalen bezeichnete Klaus Bassiner, Leiter der Hauptredaktion Reihen und Serien (Vorabend) beim ZDF die Serie - auch wenn zuweilen der Fernsehfilm als die Königsklasse angesehen werde. Die Herausforderung in Konzeption und Umsetzung: Bei nur einem Fehler - einer falschen Besetzung, einer schwer zugänglichen optischen Umsetzung - laufe man Gefahr, das gesamte Projekt zum Scheitern zu verurteilen.

Ob der derzeitige Auftrieb der Werbemärkte sich positiv auf das Seriengeschäft auswirkt, ist vorerst noch nicht entschieden. Michael Lehmann, Chef der Studio Hamburg Produktion, hofft auf mehr Aufträge für neue Formate, glaubt jedoch, dass die Budgets beim Bestand eher gekürzt werden. Eine Prognose, die Barbara Thielen, Fiction-Chefin von RTL, bestätigt. So habe man auch beim Erfolgsgaranten "Alarm für Cobra 11" im vergangenen Jahr Einsparungen vorgenommen. Allerdings sei man bei RTL gerade auch dabei "wahnsinnig viele Serien zu pilotieren". Das Ziel dabei: Das Produktionsniveau halten und gleichzeitig günstiger werden.