Bild: MDR/FriedrichIn einem ungewöhnlich offenen Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" hat sich MDR-Intendant Udo Reiter über den jahrelangen Betrug beim Kinderkanal geäußert. Auch wenn die Höhe des Schadens noch nicht genau bekannt ist: "Es dürften auf jeden Fall diese sieben Millionen Euro werden, von denen immer zu lesen ist", sagte Reiter.

Auf die Frage, ob es in der ARD jemals einen größeren Betrugsfall gegeben habe, sagte der MDR-Intendant augenzwinkernd: "Ich kenne keinen. Diesen Ruhm haben wir für uns." Es sei schwer nachzuvollziehen, wie der Betrug abgelaufen sei. "Der Mann, um den es hier geht, hat den Kika mit aufgebaut, er war der zweite Mann beim Kika, er kannte jeden Winkel des Senders und galt außerdem als vertrauenswürdig und zuverlässig."

 

Seine Schlüsselposition habe der Betrüger "offenbar rücksichtslos und mit hoher krimineller Energie ausgenutzt, anders ist der ganze Vorgang nicht zu erklären", so Reiter im "Tagesspiegel". "Die Rechnungen waren offenbar so detailliert und spezifisch, dass ein Außenstehender, der nicht direkt in den Betrieb involviert ist, nur sehr schwer nachvollziehen kann, ob eine Position korrekt ist oder nicht. Eine bessere Erklärung habe ich dafür bislang nicht bekommen."

Dabei war der für den Kinderkanal verantwortliche MDR in der Vergangenheit durch einen anderen Fall bereits vorgewarnt. Reiter: "Wir haben die Schrauben nach dem Fall Mohren so eng angezogen wie nur irgend möglich. Aber irgendwo müssen Sie auch noch Platz lassen für kreatives Handeln. Wir machen ja Fernsehen und produzieren keine Autos." Dennoch müsse man nach den nun gemachten Erfahrungen bei den Kontrollen nachlegen.

Bleibt die Frage, ob der Kinderkanal das Geld noch einmal wiedersehen wird. "Wir werden es natürlich versuchen. Wir wissen nicht, ob alles in der Spielbank geblieben ist. Wenn nicht, dann werden wir es uns zurückholen, das kann ich Ihnen versprechen", so Reiter im "Tagesspiegel". Seine Intendanten-Kollegen prügeln nach dem Skandal jedoch nicht auf ihn ein, betonte der MDR-Intendant: "Warum sollten sie. Ich bin ja nicht der Betrüger, sondern der Betrogene. Da verdient man ja fast schon Mitgefühl."