Klein aber fein: Der Sendestart des "History Channel"

Logo: The History Channel / Get On Air GmbHAm Montagabend startete der digitale Fernsehsender The History Channel in Deutschland. Der deutschsprachige Sender ist Teil des digitalen Programmpakets Kabel Digital Home der Kabel Deutschland Gesellschaft (KDG). Im Einsäulensaal der Münchener Residenz lud die Get On Air GmbH als Veranstalter des Senders in Deutschland zum Launch-Dinner.

Die Get On Air GmbH wurde im Herbst 2000 gegründet. Shareholder sind Jochen Kröhne und Thomas Brönauer. Get On Air hält eine gültige Sendelizenz der BLM an einem digitalen Pay-TV-Sender für Kinder und war zuständig für die Entwicklung der digitalen TV-Strategie der Tele München Gruppe. Das Kerngeschäft von Get On Air besteht im Aufbau und Management des Free-TV-Senders Tele 5. Die in München ansässige Firma wurde mit der Lizenzierung, dem Aufbau und dem Launch des Pay-TV-Senders The History Channel in Deutschland beauftragt.

Mit Oldtimern zum Dinner

Foto: DWDLMit Oldtimern aus den 60er Jahren, wie dem legendären „Barockengel“, dem BMW 501, wurden die geladenen Gäste samt wehenden History Channel-Fähnchen durch die bayrische Hauptstadt zur Residenz chauffiert. Dort begrüßte Get On Air-Chef Jochen Kröhne die rund 30 Gäste zum Start des deutschen Ablegers und stellte vor, wer sich nach München begab, um mitzufeiern.

Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, Präsident der Bayerischen Landesmedienanstalt, sowie Dr. Klaus Schäfer, Geschäftsführer goto Bavaria / Film und Fernsehfonds Bayern, vertraten die medienpolitische Fraktion, Simon Pollock, Isabelle Hen-Wollmarker und Michael Katz kamen aus London bzw. New York und waren als Vertreter von AETN International sozusagen die internationalen Gastgeber.

A&E Television Networks ist ein gemeinsames Unternehmen von The Hearst Corporation, ABC Inc. und NBC und setzt sich zusammen aus A&E Network, The History Channel, The Biography Channel, History International, The History Channel en Espanol, AETN International und AETN Consumer Products. Die Sender und das Programm von AETN waren bereits in mehr als 130 Ländern und über 230 Millionen Haushalten zu sehen.

Foto: The History Channel / Get On Air GmbHKabel Deutschland war ebenso personell vertreten wie ZDF Enterprises, die ZDF-Tochter für Programmvertrieb. Prominentester Gast des Abends in der Münchener Residenz: ZDF-Aushängeschild und Historiker Prof. Dr. Guido Knopp. Um 20 Uhr wurde dann gespannt gemeinsam der Sendestart des deutschen History Channel verfolgt. Zuvor gab Get On Air-Chef Jochen Kröhne (Foto, links) allerdings schon zu: „Wir haben hier keinen roten Button und wollen gar nicht erst so tun als würden wir den Sender hier starten. Das passiert natürlich nicht hier.“

Auch der Präsident der Bayerischen Landesmedienanstalt, Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, bezeichnete den Launch danach als ungewöhnlich und stellte fest: „Diesmal gab es keinen kleinen oder großen Button.“ Als Sender der Wissenschaft mit Anspruch liegt der History Channel Ring offenbar sehr am Herzen. Im Vergleich zu manch anderem Sender in der heutigen Zeit freue er sich besonders über den Start des deutschen Ablegers.

Vier Stunden Programm in Dauerschleife

Foto: The History Channel / Get On Air GmbHDer Sender zeigt täglich 24 Stunden geschichtliche Dokumentationen, Serien und Specials, zunächst in einer vierstündigen Schleife. Täglich um 20 Uhr beginnt das neue Programm. Zu sehen gibt es neben synchronisierten Sendungen des eigenen internationalen Programmkatalogs des History Channel-Netzwerks auch speziell für den deutschen Markt und in Deutschland produzierte Programme. Diese werden vom ZDF geliefert und machen in der Startphase nach Auskunft von Pressesprecher Sebastian Wilhelmi rund 20 Prozent des Programms aus.

Im deutschen Programm vom History Channel finden sich u.a. die international bereits bekannten Sendereihen „Biography“, „Moderne Wunder“, „Waffen und Konflikte“ und „Der Geschichte auf der Spur“. Darüber hinaus stellt ZDF Enterprises dem History Channel in Deutschland eine große Menge geschichtlicher Programminhalte aus dem ZDF-Angebot zur Verfügung. Dazu gehören Programme wie „Terra X“, „Sphinx“, „Imperium: Aufstieg und Fall Großer Reiche“ und „Die Große Freiheit“. All diese Formate zeigt der Sender an jeweils speziellen Thementagen. Von Montag bis Freitag sind die Tage wie folgt thematisiert: „Mysterien der Geschichte“, „High-Tech“, „Moderne Wunder“, „Zeitmaschine“ sowie „Angriff und Verteidigung“. Am Wochenende zeigt History Channel Folgen der Reihe „Biography“ sowie Specials.

Foto: The History Channel / Get On Air GmbHWeiter wird durch die Vereinbarung eine langjährige Kooperation zwischen dem ZDF und dem
History Channel fortgeführt. Beide haben seit 1995 zeitgeschichtliche Dokumentationen und Miniserien koproduziert. Zusätzlich strahlt das ZDF zusammen mit dem History Channel seit drei Jahren die sonntägliche Sendung „ZDF History“ mit Dr. Guido Knopp aus und erzielt damit nach seiner Sicht „sehr zufriedenstellende Werte“, wie Knopp gegenüber DWDL verriet. Dr. Alexander Coridaß von ZDF Enterprises betonte dann auch, dass die Zusammenarbeit auf Gegenseitigkeit beruhe. Neben den ZDF-Produktionen im Programm des History Channel wird auch der History-Sendeplatz im ZDF „noch lange Zeit Bestand haben“.

Ein Programm für wenige tausend Zuschauer?

Foto: The History Channel / Get On Air GmbHAn den Tischen wurde zwischen den vier Gängen allerdings weniger euphorisch über den neuen Sender gesprochen. Dabei sorgte sich mancher um die Reichweite des Senders. Erste Abonnenten-Zahlen für das neue Digitalangebot sehen nicht berauschend aus: Gut 100.000 Kunden gibt es bislang. Auch aus Nordrhein-Westfalen ist bekannt, dass der dortige Kabelnetzbetreiber Ish ein Jahr nach dem Start eines eigenen digitalen PayTV-Angebots nicht einmal 10.000 Haushalte dafür begeistern konnte. Bleibt also auch der History Channel als Teil der Kabel Deutschland Plattform ein Programm für wenige tausend Zuschauer?

Allein durch die anteiligen Abo-Gebühren der Kabel Deutschland-Plattform kann und will man sich ohnehin nicht finanzieren, betont Pressesprecher Wilhelmi. Es gibt Werbung im Programm, allerdings nur zwischen den Sendungen. Auf Unterbrecherwerbung wird verzichtet. Damit folgt der deutsche History Channel anderen Doku-Sendern wie dem Discovery Channel, der über die Premiere-Plattform bereits seit längerer Zeit Werbung zwischen den Sendungen zeigt.

History Channel bald auch bei Ish

Foto: The History Channel / Get On Air GmbHBeim Thema Verbreitung verriet Michael Katz, AETN-Vice President Programming & Production International Devision, gegenüber DWDL: Die Verhandlungen mit dem NRW-Kabelnetzbetreiber Ish laufen gut. Dem pflichtet später auch Get On Air-Chef Jochen Kröhne (Foto, links)bei. Zusammen mit National Geographic und dem Spielfilmsender AXN soll der History Channel noch in diesem Jahr auch digitalen Kabelkunden in Nordrhein-Westfalen zugänglich sein. Eine Bestätigung dieser Information seitens Ish steht bislang aus.

Auch wenn vorerst keine deutschen Eigenproduktionen in Planung sind und somit zumindest vorläufig Dr. Guido Knopp unfreiwillig zum personellen Aushängeschild des History Channel wird, so arbeite man in Zukunft wie schon in der Vergangenheit auch mit Experten und Historikern aus Deutschland zusammen, um dann die internationalen Produktionen zu stemmen, die im Endeffekt dann auch beim deutschen History Channel zu sehen sein werden. Knopp allerdings betonte immer wieder, nur durch seine Produktionen und nicht persönlich beim History Channel mitzuwirken. Das gäbe Konflikte zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Interessen.

DWDL-Bildershow
Dinner zum Sendestart des History Channel
Der Erfolg des History Channels in den verschiedenen Märkten liege auch in der Lokalisierung, betonte am frühen Abend Simon Pollock, AETN-Managing Director Europe & Asia. Pressesprecher Sebastian Wilhelmi versuchte sich später mit einer Erläuterung: Man habe bei der Auswahl der Themen auf den deutschen Markt geachtet und dabei zum Beispiel allzu ausführliche Dokumentationen über US-Waffentechniken und ähnliches verzichtet.