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George Osbourne und die BBC werden sicherlich keine Freunde mehr. Osbourne, der in der neuen konservativen Regierung Schatzkanzler und damit zuständig für Wirtschaft und Finanzen ist, bringt die BBC in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. In Zukunft soll die öffentlich-rechtliche Anstalt die unter Gordon Brown eingeführte Gebührenbefreiung für Menschen über 75 Jahren nämlich selbst tragen. Bislang übernimmt der Staat die Kosten, ab 2020/21 soll es nun keinen Ausgleich mehr geben. Die Summe hat es dabei in sich: Im vergangenen Jahr waren es 606 Millionen Pfund, für dieses Jahr werden 631 Millionen Pfund prognostiziert. In Zeiten einer alternden Gesellschaft ist die Tendenz zudem steigend, in britischen Medien geht man von einem künftigen Loch von 750 Millionen Pfund - umgerechnet knapp eine Milliarde Euro - aus.

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Nach den Plänen soll die BBC ab 2018 einen Teil der Kosten selbst tragen müssen, ehe ab 2020/21 dann überhaupt kein Geld mehr vom Finanzministerium an die Anstalt überwiesen wird. Für den Sender ist dies ein herber Schlag: Bei einem Ausfall von knapp einer Milliarde Euro muss die BBC in Zukunft auf ein Fünftel des Budgets verzichten - und das wohl gemerkt nicht einmalig, sondern Jahr für Jahr. Die BBC muss damit künftig mehr einsparen, als man für BBC Two ausgibt. Der Fernsehsender hat ein jährliches Budget von 522 Millionen Pfund. Selbst wenn die BBC sich komplett aus dem Radiosektor zurückzieht, ist das Loch noch nicht gestopft. 650 Millionen Pfund kosten die Radiosender jährlich. George Osbourne hat selbst aber auch schon Vorschläge gemacht und es dabei vor allem auf die Online-Präsenz abgesehen. Die BBC verkomme mit allerlei Features bis hin zu Kochrezepten online auch zur nationalen Tageszeitung, meint Osbourne und unterstellt der Anstalt im Web imperiale Ambitionen. Nachgedacht wird nach wie vor über die Umwandlung der TV Licence in eine Haushaltsabgabe nach deutschem Vorbild, womit man der BBC wenigstens etwas entgegen kommen würde. Wer nämlich auf ein Fernsehgerät verzichtet und lieber die Online-Dienste wie den BBC iPlayer nutzt, muss derzeit nicht zahlen. Hier wurde in Aussicht gestellt, dass die BBC künftig aber auch für den iPlayer die Hand aufhalten darf.

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Die BBC, die seit dem Einfrieren der Gebühren ohnehin auf die Kostenbremse tritt, hatte erst in der vergangenen Woche einen neuen Stellenabbau verkündet, der noch etwas heftiger ausfällt als zunächst erwartet. Über 1.000 Stellen sollen als Antwort auf die sinkenden Gebühreneinnahmen durch das Online-Schlupfloch - alleine dadurch entgehen der Anstalt 150 Millionen Pfund - wegfallen und die BBC schlanker machen, etwa durch eine kleinere Organisation mit weniger Ebenen und Reduzierung von Führungspositionen. Während der Stellenabbau, der 50 Millionen Pfund einsparen und knapp sechs Prozent der Beschäftigen treffen soll, bereits so gut wie definitiv ist, folgte am Dienstag ein weiterer Plan: Bei der BBC freundet man sich mit dem Gedanken an, den Nachrichtensender BBC News im Fernsehen einzustampfen. Der Sender kostet die BBC jährlich 66 Millionen Pfund, der Zuspruch hat in den vergangenen Jahren durch die verstärkte Online-Nutzung aber abgenommen. Priorität hat BBC News mittlerweile ohnehin nicht mehr, der Fokus liegt auf den Hauptnachrichtensendungen in BBC One. In Zukunft könnte der 24-Stunden-Kanal zur Kostensenkung dann nur noch online verbreitet werden und damit BBC Three, das im kommenden Jahr vom TV ins Internet wechselt, folgen.

Weitere Nachrichten

Top Gear / Jeremy ClarksonWo wird das bisherige "Top Gear"-Trio nach dem Aus bei der BBC in Zukunft auf Sendung gehen? Selbst bei der BBC erwartete man bei der Verabschiedung von Jeremy Clarkson schließlich bereits damit, ihn künftig andernorts sehen zu können. Gemeinsam mit Richard Hammond und James May haben nun die Verhandlungen mit anderen Sendern begonnen. Laut "Variety" buhlen der Privatsender ITV und Netflix um das Trio, auch der amerikanische Dienst Hulu hat Interesse bekundet, spielt aufgrund des fehlenden internationalen Einflusses aber eine geringere Rolle. Netflix dürfte gegen ITV dabei deutlich größere Chancen haben. Berichten zufolge schließt Clarksons Vertrag mit der BBC nämlich aus, dass er direkt im Anschluss auf einem anderen Sender eine ähnliche Sendung präsentieren wird und stattdessen zwei Jahre ruhen muss. Allerdings: Dieser Passus, gibt es ihn denn wirklich, soll sich nur auf Fernsehsender beziehen, nicht aber auf die früher noch nicht so bedeutungsvollen Streamingdienste.

ITV© ITV
Ins Finale kamen die englischen Fußballfrauen nicht, aber immerhin haben sie Deutschland aus dem Wettbewerb gekickt und viele Zuschauer unterhalten. Das brachte ITV nun offenbar auf den Geschmack. Beim Privatsender arbeitet man an einem neuen Drama namens "Honeyballers", das sich der ersten Damenmannschaft im Jahre 1894 widmen soll. Vorgesehen ist, dass der Fokus auf Nettie Honeyball und Lady Florence Dixie liegen wird; beide gründeten den British Ladies Football Club. Emma Willis wandelt derweil weiter zwischen den Sendern. Für Channel 5 präsentiert sie derzeit "Big Brother", bei BBC One führt sie durch "Prized Apart" und "The Voice UK" und auch bei ITV taucht sie demnächst auf. Beim Privatsender führt sie durch "The Miracle" und begleitet Menschen, deren Leben sich durch den medizinischen Fortschritt schlagartig verändert hat. ITV2 wird unterdessen im kommenden Jahr wieder nach Ibiza reisen und hat acht neue Folgen der Reality-Party-Soap "Ibiza Weekender" angekündigt.

Channel 4 London© DWDL
Die britische Medienbehörde Ofcom will die Spartensender aus dem Hause Channel 4 stärken. Channel 4 finanziert sich zwar über Werbeeinnahmen, hat aber dennoch einen öffentlichen Auftrag und profitiert dadurch etwa durch einen Top-Sendeplatz im Programmführer. Für Sender wie More4 und E4 gilt dies bislang allerdings nicht, sie schwimmen als reine Privatsender in der Masse. Beim Ofcom zieht man nun Erwägung, auch den Spartenkanälen den Status eines Senders mit öffentlichem Auftrag zu verpassen. Zwar müsste dann auch im Programm darauf Rücksicht genommen werden, doch die Ableger hätten dann ebenfalls Anrecht darauf, in der Programmliste deutlich weiter vorne zu landen. Auch für den Abrufdienst All4 soll dies künftig gelten. Zunächst steht Channel 4 womöglich aber ein Umzug bevor. Das Gebäude im Herzen Londons gehört dem Staat und der denkt derzeit darüber nach, es zu verkaufen. Während ein Umzug innerhalb der Region London möglich ist, wird offenbar aber auch ein Wechsel nach Birmingham oder Manchester in Erwägung gezogen.

UK-Quoten-Update

Fußball© Mr. Nico / photocase
Die englische Nationalmannschaft verpasste am Mittwoch zwar den Einzug ins Finale, sorgte aber für starke Quoten. Im Schnitt sahen 1,74 Millionen Zuschauer die Begegnung, die ab 23:15 Uhr nach dem Erfolg der Mannschaft und der Übertragungen sogar im Hauptprogramm BBC One stattfand. Das Hauptprogramm der BBC erreichte damit starke 33,6 Prozent. Das Spiel um Platz 3 lief am Samstag dann wieder auf BBC Three, wo die komplette Übertragung, also inklusive der Rahmenberichterstattung, auf durchschnittlich 1,44 Millionen Zuschauer und starke 8,5 Prozent kam. In der Spitze dürfte der Wert aber deutlich höher gelegen haben, was ein Blick auf das Folgeprogramm vermuten lässt. "Family Guy" erreichte direkt im Anschluss 2,07 Millionen Zuschauer und 17 Prozent, die zweite Folge hielt sich ebenfalls über zwei Millionen und holte exzellente 19 Prozent. Im Sport hatte dennoch BBC One die Nase vorn. Die Wimbledon-Übertragung erreichte am frühen Abend 4,17 Millionen Zuschauer und 29,5 Prozent. Die Highlights in "Wimbledon 2Day" sahen bei BBC Two derweil nur 754.000 Zuschauer und damit nicht mehr als 4,3 Prozent. Nach Änderungen am umstrittenen Konzept der Sendung waren es am Montag dann aber wieder gute 2,18 Millionen und 10,8 Prozent.

BBC One© BBC
Einen ordentlichen Einstand feierte die neue Staffel von "Fake or Fortune?" am Sonntag auf BBC One. Das kunsthistorische Format erreichte 4,85 Millionen Zuschauer und damit einen Marktanteil von 24,5 Prozent. Das Drama "A Song for Jenny" anlässlich des 7/7-Gedenkens tat sich anschließend allerdings schwer und unterhielt nur 3,12 Millionen Zuschauer. Mehr als 14,8 Prozent waren damit nicht drin, immerhin lief es aber deutlich besser als zuletzt mit "Jonathan Strange and Mr Norrell". Die Miniserie "Black Work" verabschiedete sich dagegen bei ITV auf einem ordentlichen Quotenniveau. 5,14 Millionen Zuschauer sahen die dritte und zugleich letzte Folge, womit der Privatsender einen tollen Marktanteil von 23,5 Prozent verbuchen konnte. Auch "Humans" auf Channel 4 schlägt sich mit 2,30 Millionen Zuschauern nach wie vor sehr ordentlich. Schwach verabschiedeten sich derweil Sir Ian McKellen und Sir Derek Jacobi mit ihrer Sitcom "Vicious", die auf ITV am Abend vor 2,06 Millionen Zuschauern das Finale der zweiten Staffel feierte. mehr als zehn Prozent erreichte der Privatsender damit nicht; im Verlauf der Staffel ging rund eine Million verloren.