Seit einer Woche rollte der Ball - und erwartungsgemäß dominiert die Fußball-Europameisterschaft im deutschen Fernsehen seither die Quoten-Hitlisten. Die Hoffnungen von ARD und ZDF dürften sich schon jetzt voll und ganz erfüllt haben. Die bislang übertragenen 16 Spiele halfen dabei, die Marktanteile kräftig aufzupolieren. Insbesondere bei den jüngeren Zuschauern, die die Öffentlich-Rechtlichen häufig kaum noch erreichen, führt die EM bislang zu kräftigen Zugewinnen. Nach 15 Tagen liegt Das Erste in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen derzeit bei 11,4 Prozent und damit fast fünf Prozentpunkte über dem Jahresschnitt.

Beim ZDF sieht es ähnlich aus: 11,1 Prozent wurden bislang im Juni erzielt. Zum Vergleich: Seit Jahresbeginn verzeichnete der Mainzer Sender im Schnitt lediglich 6,3 Prozent Marktanteil. Dass ARD und ZDF derzeit nahezu gleichauf liegen, überrascht allerdings trotzdem, weil im Ersten seit EM-Start bislang schon neun Spiele zu sehen waren, während das ZDF bislang nur auf sieben Übertragungen kommt. Allerdings hatten die Mainzer mit der Partie zwischen Deutschland und den Niederlanden auch das bislang erfolgreichste Spiel im Programm: Satte 80,0 Prozent betrug der Marktanteil am Mittwochabend bei den 14- bis 49-Jährigen.

Das Auftakt-Spiel gegen Portugal kam am vergangenen Samstag im Ersten dagegen "nur auf 74,2 Prozent - und versammelte rund fünf Millionen Zuschauer weniger vor dem Fernseher als das Spiel gegen die Niederlande, das von über 27 Millionen Fans gesehen wurde. Die zahlreichen Zuschauer beim Public Viewing und in Kneipen sind natürlich wie immer nicht eingerechnet. Wie sehr die Deutschen vom EM-Fieber erfasst wurden, zeigt auch die Tatsache, dass es bei der kompletten EM bislang nur vier Spiele gab, die weniger als zehn Millionen Fans erreichten.

Das momentan meistgesehene Spiel abseits der der beiden deutschen Partien war die Partie zwischen Gastgeber Polen und Russland, das am Dienstag auf 13,57 Millionen Zuschauer kam. Nur geringfügig weniger Fans versammelte das hochklassige Spiel zwischen Spanien und Italien vor dem Fernseher: 13,53 Millionen Zuschauer wurden hier gemessen - das war zugleich die mit Abstand höchste Reichweite eines um 18:00 Uhr angepfiffenen Spiels. Bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren erreichten abgesehen von den Spielen der deutschen Nationalmannschaft nur das Finale, das Halbfinale der Niederländer sowie die Partie zwischen Brasilien und Nordkorea mehr Zuschauer.

Was steht an?

Gegen die Fußball-Europameisterschaft traut sich erneut kein Sender, neue Formate zu starten - angesichts der starken Quoten ist das natürlich auch verständlich. Immerhin: Am Sonntag um 19:00 Uhr startet in Sat.1 mit "Auf Brautschau im Ausland" eine neue Dokusoap am Vorabend, in der sechs einsame Männer auf ihrer Partnersuche fernab der Heimat begleitet werden. Das Konzept klingt so, als gleiche es dem RTL II-Format "Traumfrau gesucht", das bereits im Vorfeld Kritiker auf den Plan rief. Die Konkurrenz ist für Sat.1 jedoch nicht allzu hart, weil RTL im Gegenprogramm lediglich "Nachbarschaftsstreit" zeigt - und damit eine Sendung, die im vergangenen Sommer wegen schwacher Quoten bereits vorzeitig aus dem Progamm genommen wurde.