Eine Woche lang haben die US-Networks bei den Upfronts vor Werbekunden und Agenturen ihre Pläne für die kommende TV-Season präsentiert. Fünf Erkenntnisse daraus:

- Es wird weniger gelacht: Sowohl CBS als auch NBC gestalten langjährige Sitcom-Abende künftig völlig Comedyfrei. Bei CBS ist es der Montag-, bei NBC der Donnerstagabend. Eingeläutet wurde dieser Schritt jeweils schon in dieser Saison, nun wird er aber vollständig vollzogen. Beiden Networks war es zuletzt nicht gelungen, wirklich erfolgreiche neue Comedys an den Start zu bringen, sodass die Comedy-Dosis nun deutlich reduziert wurde.

- Superhelden bleiben en vogue - und das bedeutet im Fernsehen vor allem: DC-Comic-Serien. Künftig kommt es montags zum Start in die Woche sogar zum Superhelden-Showdown, wenn "Gotham" bei Fox direkt gegen "Supergirl" bei CBS antreten muss. The CW, sonst nie um eine Superheldenserie verlegen, hält sich raus und setzt dort ungewöhnlicherweise auf Comedy mit "Crazy Ex-Girlfriend".

- Medical-Dramas sind wieder gefragter. NBC versucht es zunächst mit "Hearbreaker" und hat auch noch "Chicago Med" und "Nightshift" in petto, bei Fox steht "Rosewood" auf dem Programm, bei CBS wird der "Code Black" ausgerufen während ABC nach wie vor auf "Grey's Anatomy" setzt.

- Der Dienstag ist der Neustart-Tag, an dem die Karten fast völlig neu gemischt werden. Um 22 Uhr gibt es mit der "Saturday Night Takeaway"-Adaption "Best Time Ever with Neil Patrick Harris", "Limitless" und "Quantico" drei völlig neue Formate, zum Start in den Abend sind mit dem "Muppets"-Revival in Mockumentary-Form bei ABC und "Grandfathered" und "The Grinder" bei Fox völlig neue Sitcoms im Rennen, während um 21 Uhr mit "Scream Queens" und "Heartbreaker" ebenfalls zwei neue Serien um Zuschauer kämpfen. Der Dienstag ist damit der am wenigsten berechenbarste Abend.

- Geek-Duell: NBC hält es für eine gute Idee, "Heroes Reborn" donnerstags direkt gegen "The Big Bang Theory" ins Rennen zu schicken - wobei die Sitcom erst im November auf diesem Platz läuft. Beide Serien haben den Ruf, gerade bei Geeks gefragt zu sein. Das dürfte die Angelegenheit für NBC nicht leichter machen.

Ausführliches zu den Plänen und eine kurze Beschreibung aller neuen Serien gibt's in unserem Special "Hot Stuff from the US".

Was abseits der Network-Upfronts passierte...

Kevin Reilly FOX© Mipcom
Neben den großen Networks hat auch Turner die Upfronts für seine beiden Sender TBS und TNT gehalten, die seit wenigen Monaten vom ehemaligen Fox-Chef Kevin Reilly geführt werden. Und der ist dabei, die beiden Sender kräftig umzukrempeln. "Wenn wir über nächstes Jahr reden, dann wird die Evolution von TNT und die Revolution bei TBS Wirklichkeit werden", so Reilly. Das bedeutet bei TBS: Der Anteil an eigenproduzierten Serien soll massiv steigen. Lange Jahre punktete der Sender vor allem damit, dass die Comedy-Hits der Networks dort in Dauerschleife wiederholt wurden. Vor allem "The Big Bang Theory" verhalf dem Sender damit zu Topquoten. Das Problem: Die Networks tun sich schon länger schwer damit, neue erfolgreiche Sitcoms zu launchen - also will Reilly nun auf mehr Eigenes setzen. Und bei TNT will er weg von den Mainstream-Eigenproduktionen mit abgeschlossenen Einzelfolgen kommen. "Edgy" soll künftig das sein, was TNT produziert, der Sender quasi zu einer männlicheren Version des einstigen Reilly-Senders Fx werden. Man wolle "abenteuerlustiger" werden, was die Bestellung neuer Serien angeht, so Reilly. Dass er damit bisherige TNT-Zuschauer verschrecke, sei ihm klar. Dafür wolle man neue, jüngere Zielgruppen erschließen.

TNT-Logo© TNT
Alles in allem soll die Zahl der Eigenproduktionen binnen drei Jahren verdoppelt werden. Konkrete Serienbestellungen hatte Reilly aber zunächst mal nur wenige vorzuweisen - er ist erst sechs Monate im Amt, die neue Strategie ist also gerade erst in Umsetzung. Konkret geordert wurden "The Alienist" für TNT und "Wrecked" für TBS. Bei "The Alienist" handelt es sich um eine Serienadaption des gleichnamigen Buches von Caleb Carr. Herauskommen soll eine acht Folgen umfassende Mini-Serie, die von Cary Fukunaga ("True Detective") verantwortet wird und als Prestigeprojekt gilt. Schauplatz der als Psychothriller angelegten Serie ist dabei New York City in einer Phase, in der es in den USA wirtschaftlich boomt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird die Stadt von einer Reihe bestialischer Morde heim gesucht. Polizeikommissar Theodore Roosevelt, Zeitungsreporter John Moore und Psychiater Dr. Laszlo Kreizler arbeiten fortan zusammen, um dem ersten richtigen Serienmörder der Stadt das Handwerk zu legen. Eine ähnliche Ausgangssituation wie einst bei der Drama-Serie "Lost", wird es der bestellten Serie "Wrecked" geben - nur, dass diese als Comedy-Serie mit thematisch anderen Schwerpunkten angelegt ist. Das Leben ohne häuslichen Komfort wie eine Toilette, Internet oder Social Media wird für eine Gruppe von auf einer einsamen Insel Gestrandeten zur Herausforderung. Ebenso natürlich wie das Aufeinandertreffen diverser Persönlichkeitsstrukturen und das soziale Miteinander.

USA Network© USA Network
Nun wurde auch eine Entscheidung über den letzten noch ausstehenden Piloten bei USA Network gefällt. Bei der Geschichte wird dabei auf den Besteseller "La Reina Del Sur" des spanischen Autors Arturo Pérez-Reverte zurückgegriffen. Dieser handelt von Teresa Mendoza (Alice Braga), deren Freund, welcher Teil eines Drogenrings in Mexiko war, ermordet wird. Fortan wird Teresa von den Mitgliedern der für den Tod ihres Freundes verantwortlichen Organisation verfolgt und damit zur Flucht in die USA gezwungen. Mit Hilfe einer Person aus der Vergangenheit unternimmt sie den Versuch, den Boss des Kartells zu stürzen und durch das Erlernen der Mechanismen und Strukturen des Drogengeschäfts selbst an dessen Stelle zu treten. Dem Sender gefiel das so gut, dass nun 13 Folgen auf den Bestellzettel geschrieben wurden. Ausgestrahlt wird die Serie dann unter dem Titel "Queen of the South". Übrigens wurde die Geschichte schon einmal im amerikanischen Fernsehen in Serienform gegossen: 2011 lief „La Reina del Sur“ bei Telemundo als Telenovela .

Mad Men© AMC
Am 17. Mai ist es so weit: die gezeichnete Version von Don Draper wird seinen rechten Arm das letzte Mal zur Musik von RJD2 im Vorspann bei AMC ausstrecken. Um "Mad Men" einen ganz besonderen Abschied zu bereiten, werden am Sonntagabend zur Zeit des Finales alle Schwestersender von AMC die Mattscheibe auf schwarz stellen. Mit einem kurzzeitigen Ausstrahlungsstop bei BBC America, IFC, SundanceTV und WE tv will man der Serie über die Kreativen in der Madison Avenue Tribut zollen – und vielleicht auch den einen oder anderen Zuschauer zu AMC rüber locken. Für Nostalgiker, die vor dem Ende der Serie nochmals intensiv ins Thema eintauchen wollen, gibt es zudem den "Mad Men"-Marathon. AMC zeigt dabei nochmals alle Folgen der Drama-Serie von Beginn bis Ende am Sonntagabend. Der Startschuss dazu fiel bereits am Mittwochabend um 18 Uhr.

Nicole Kidman© Eva Rinaldi Celebrity and Live Music Photographer (CC BY-SA 2.0)
"True Detective" hatte Matthew McConaughey und Woody Harrelson. "Big Little Lies" wird Nicole Kidman und Reese Witherspoon haben. Der Pay-TV-Sender HBO hat nun eine neue Mini-Serie bestellt, die mit vergleichsweise ähnlichen weiblichen Schwergewichtern des Filmbusiness daher kommt. Auch was das Drehbuch angeht hat "Big Little Lies" einen bekannten Namen aufzuweisen. David E. Kelley, der einstige Kreativkopf hinter "Ally McBeal" und "Boston Legal", wird sich dabei die gleichnamige Buchvorlage zur Brust nehmen und die Vorlage für die TV-Adaption liefern. Entstehen soll dabei dann eine subversive Comedy-Serie über drei Mütter von Kindergartenkindern, deren Leben sehr perfekt erscheint. Allerdings nur bis zum Zeitpunkt eines Mordfalls.

The Simpsons© FOX
Erst letzte Woche wurde bekannt, dass die Kult-Serie "Simpsons" um eine 27. und 28. Staffel verlängert wurde. Nun gibt es mächtig Aufregung hinter den Kulissen, denn die Stimme von Montgomery Burns, Ned Flanders oder Waylon Smithers, Harry Shearer, kehrt der Serie den Rücken. Nachdem dem Sprecher das gleiche Angebot wie dem Rest der Besetzung unterbreitet wurde, lehnte Shearer ab. Angeblich war dieser nicht d'accord mit Werbeklauseln in seinem Kontrakt, die um die Frage kreisten, welche anderen Aufgaben jenseits der Gelblinge aus Springfield der Sprecher sonst noch annehmen dürfte. Gerüchten zufolge war das Verhältnis des Simpsons-Urgesteins, das bereits seit dem Beginn 1989 Teil des Teams war, und den Produzenten ohnehin nicht mehr das allerbeste. Shearer informierte dabei über Twitter: "Das alles, weil ich etwas wollte, was wir immer hatten: die Freiheit, auch andere Dinge zu tun". Außerdem zwitscherte er ein Statement des Anwalts von Produzent James L. Brooks in die Netzwelt: "Die Sendung wird weitergehen, aber ohne Harry, wünsche ihm alles Gute."

US-Quoten-Update

Revenge© Vox
Am vergangenen Sonntag verabschiedete sich "Revenge" nach einer zwischenzeitlich sehr enttäuschenden vierten Staffel mit einem versöhnlichen Serienfinale vom Bildschirm. Zum Abschied schalteten nochmal 4,8 Millionen Zuschauer ein, in der Zielgruppe ging es auf ein Rating von 1,3 nach oben. Das war der beste Wert seit Mitte November vergangenen Jahres. Zwischenzeitlich war die Serie schon auf ein 0,8-Rating zurückgefallen. Während das Schicksal von "Revenge" besiegelt ist, hat NBC die Zukunft von "A.D.: The Bible Continues" und "American Odyssey" noch offen gelassen. Eine Verlängerung käme hier aber schon überaus überraschend. In der sechsten Woche waren bei "A.D." gerade mal noch 4,5 Millionen Zuschauer übrig, die ohnehin schon enttäuschenden Auftaktquoten der Staffel wurden damit mehr als halbiert. Zur Erinnerung: Der Vorgänger "The Bible" hatte dem History Channel (!) noch über 13 Millionen Zuschauer beschert. "American Odyssey" läuft danach noch schlechter: 2,7 Millionen Zuschauer und 0,5/2 Prozent in der Zielgruppe (Rating/Share) standen diesmal zu Buche.

American Idol Logo© FOX
Fox hat gerade angekündigt, dass "American Idol" im kommenden Jahr mit einer Farewell-Staffel zu Ende gebracht wird. Und wenn man sich die Quotenentwicklung anschaut, dann sieht man auch, warum: Das große Finale sahen am Mittwochabend rund acht Millionen Zuschauer - das waren nochmal zweieinhalb Millionen weniger als im Vorjahr, das den Tiefstwert aus dem Jahr davor schon um fast vier Millionen unterboten hatte. Selbst vier Jahre zuvor hatten noch fast 30 Millionen Zuschauer eingeschaltet. Der Quotenverfall hat also eine atemberaubende Geschwindigkeit angenommen. Besonders bitter auch: Mit einem Marktanteil von 1,7/6 Prozent in der Zielgruppe (Rating/Share) kam das "Idol"-Finale am Mittwoch hinter "Survivor" und Sitcoms wie "The Middle" beim jungen Publikum nur auf dem dritten Platz über die Ziellinie. Für ein Format, das das US-Fernsehen über Jahre hinweg nach Belieben dominiert hatte, ist das schon eine ziemliche Demütigung.