Wer die TikTok-Charts schon länger verfolgt, weiß bereits, dass regelmäßig ein einzelnes Thema zu siebenstelligen Klickzahlen auf verschiedenen Medienaccounts führen kann. Auch in diesem Monat wurde ein Vorfall besonders häufig von unterschiedlichen Medienaccounts aufgegriffen: der Messerangriff auf John Rudat in Dresden. Insgesamt dreimal zogen diverse Publisher mit dem gleichen Berichterstattungsfokus in das aktuelle Ranking ein.
Der thematische Bezug solcher Dauerbrenner ist auf der Kurzvideoplattform so klickstark, dass jeder Publisher mit entsprechenden Inhalten automatisch die Chance auf eine Platzierung in den Charts immens erhöht. Ergo, ein Schulterblick auf die Aktivitäten von anderen Medienkanälen lohnt sich.

Gleichzeitig generieren einzelne Marken mit einem einfachen Trick noch mehr Reichweite: sie veröffentlichen nicht nur eine einzelne Meldung, sondern greifen erfolgreiche Themen wiederholt auf. Die leicht veränderten Versionen - beispielsweise eine Eilmeldung, ein Interview und eine Zusammenfassung - überzeugen basierend auf Erfahrungswerten und führen zu Millionen von Aufrufen, immer wieder. Ein einfacher Multiplikator ohne großen Aufwand.
Das sollten sich Medien abschauen: Bisher setzen diese Strategie nämlich nur eine Handvoll Publisher um, darunter Sachsen Media oder Tag24 – und belegen damit hohe Ränge innerhalb der aktuellen Ausgabe der TikTok-Charts. Dass ein Thema nur einmal gespielt werden kann und die eigene Community von mehreren Beiträgen genervt wäre, ist ein Trugschluss. Zu beachten bleibt dennoch, dass Inhalte veränderte Sichtweisen aufgreifen und neue Informationen präsentieren müssen, reine Duplikate kommen weniger gut an.
Dass Publisher mit dieser Taktik Millionenhits landen, ist für die TikTok-Charts keine Seltenheit. Im August schafften das insgesamt 30 der 124 Marken, die für die Analyse unter Beobachtung stehen. Videos mit mehr als 10 Millionen Aufrufen sind jedoch etwas Besonderes: eine so hohe Sichtbarkeit ist selbst für eine Plattform wie TikTok mit mehr als 24 Millionen User in Deutschland unüblich. Zuletzt erreichte diese Hürde beispielsweise SkySport im Februar mit dem Ausschnitt einer unsportlichen Aktion im Spiel von Arsenal und Manchester City und 10,3 Millionen Aufrufen oder die hessenschau mit einem Blaulichtreport eines betrunkenen Fahrers im Mai und 13,3 Millionen Klicks. Einen viralen Glücksgriff gab es aber auch in diesem Monat:
Mit diesen Thermen waren Publisher im August auf TikTok erfolgreich
10. Platz:
Mit der emotionalen Reaktion auf ein schwerwiegendes Foul erklimmte SWR in diesem Monat als einziger Sportaccount den zehnten Platz innerhalb der TikTok-Charts. Der Ausschnitt im Spiel von Hoffenheim und Rostock erreichte 3,7 Millionen Aufrufe und 126.000 Likes. Zwei weitere Videos konnten im August jeweils 1,1 Millionen Aufrufe erzielen: Das Fußball-Comeback von Nils Petersson sowie die falsche Nationalhymne bei der Turnweltmeisterschaft.
9. Platz:
Warum ist das Wetter so wie es ist? Zeit erklärte dem Publikum das aktuell vorherrschende Tiefdruckgebiet und erntete damit ein Reichweitenhoch: 4,8 Millionen Aufrufe und 313.000 Likes. Zwei politische Beiträge mit jeweils 1,3 Millionen Aufrufen konnten darüber hinaus punkten: Die Vorstellung von Kim Jong Uns Tochter sowie die Gefahr von Urlaubsreisen in diktatorische Gebiete.
8. Platz:
„Daubner ist ne Baddie”, kommentierte ein User auf dem Kanal der Tagesschau. Das Reaktionsvideo der Redaktion führte zu 4,8 Millionen Klicks und 620.000 Likes. Zudem funktionierte die Berichterstattung zu einem Sicherheitsproblem bei Paypal mit einem Vertikalposting mit 3,4 Millionen Aufrufen sowie einem linearen Beitrag mit 2,4 Millionen Aufrufen gleich doppelt.
7. Platz:
Auch die Deutsche Welle spielte den Ausschnitt über die falsche Nationalhymne im Rahmen der Turnweltmeisterschaft, konnte damit jedoch mehr als 4,9 Millionen Sichtungen umsetzen. Reichweitenstark performten zusätzlich militärische Aufnahmen aus Gaza mit 1,5 Millionen Aufrufen und Russland mit 1,4 Millionen Aufrufen.
6. Platz:
nicetoknow erklärte die neuen Regelungen in Bezug auf die Wehrdienstpflicht für betroffene Minderjährige und versammelte damit ein Publikum von über fünf Millionen. Der WDR-Kanal landet damit auf dem sechsten Platz der Publisher-Charts. Ebenfalls reichweitenstark: ein medizinischer Notfall durch Akne mit 2,9 Millionen Klicks sowie die Berichterstattung über junge Rechtsradikale auf TikTok mit 2,3 Millionen Sichtungen.
5. Platz:
Nach dem Messerangriff in Dresden spricht der betroffene John Rudat mit Sachsen Fernsehen über die Folgen der Tat. Das Interview generierte mehr als 5,2 Millionen Sichtungen. Zuvor veröffentlichte Aufnahmen registrierten weitere vier Millionen Aufrufe, eine weitere Gewalttat ebenfalls 2,5 Millionen Klicks.
4. Platz:
RTL West überzeugte im August mit drei Blaulichtmeldungen: das erfolgreichste Video handelte von einer Schlägerei in Herne und rief 5,5 Millionen Sichtungen hervor. Darauf folgten Aufnahmen eines bewaffneten Überfalls in Mönchengladbach mit 5,4 Millionen Klicks sowie die Rettung von zwei Hunden aus einem PKW im Kreis Kleve mit 3,3 Millionen Aufrufen.
3. Platz:
RTL Aktuell setzte ebenfalls auf den beliebten Inhaltsmix und bewährte Plattformthemen: Der Messerangriff in Dresden löste auf dem Account mehr als 7,1 Millionen Sichtungen aus. Auch der bewaffnete Überfall in Mönchengladbach spielte 4,8 Millionen Klicks ein. Ein weiterer Vorfall im Saarland, bei dem ein Polizist starb, setzte 3,5 Millionen Aufrufe um.
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2. Platz:
Tag24 berichtete zweifach über den Messerangriff aus Dresden und zeigte Aufnahmen von John Rudat aus dem Krankenhaus. Das Interview holte sehenswerte 8,2 Millionen Aufrufe. Ein zweiter Ausschnitt über die gleiche Tat beleuchtet die Gedankenwelt des Opfers.
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1. Platz:
ntv kann die Krone verteidigen: beachtliche 15 Millionen Aufrufe spielte die RTL-Marke mit den Aufnahmen eines unkontrollierbaren Betonmischers auf TikTok ein und sichert sich damit erneut den ersten Platz innerhalb des Publisher-Rankings. Zwei Bildslider überzeugten ebenfalls mit jeweils 3,4 Millionen Klicks: Die kostspielige Visavergabe in den USA sowie der Erfahrungsbericht eines Soldaten in der Ukraine.
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Stand der letzten Abrufe: Montag, 1. September 2025, 0 Uhr.
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Offenlegung: Simon Pycha ist als freier Medienanalyst auch für den Westdeutschen Rundfunk tätig und zuständig für die regelmäßige Evaluation des TikTok-Accounts von 1LIVE.