Der März war kein gewöhnlicher Monat: Mit dem Krieg in Libyen, der Katastrophe in Japan und den gewaltigen politischen Verschiebungen bei den Landtagswahlen war er nachrichtlich so dicht gedrängt, dass sich das offensichtlich große Informationsbedürfnis auch spürbar auf die Marktanteils-Verteilung unter den Sendern auswirkte.

So spülte die Nachrichtenlage vor allem den beiden Nachrichtensendern viele Zuschauer zu. Besonders stark profitierte dabei n-tv, das einen Marktanteil von 1,6 Prozent beim Gesamtpublikum erzielte und sich damit noch deutlich vor N24 platzierte, für das es mit 1,4 Prozent Marktanteil aber ebenfalls sehr gut lief. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erreichten beide Sender einen Monatsmarktanteil von 2,0 Prozent. Sowohl für n-tv als auch für N24 war es damit der erfolgreichste Monat in ihrer Geschichte. In den ersten Tagen der AKW-Katastrophe erzielten die Nachrichtensender in manchen Zeitabschnitten gar zweistellige Marktanteile.

 

 

Die Sektkorken werden angesichts der Umstände, die zu diesen Rekorden geführt haben, bei n-tv und N24 vielleicht nicht gerade knallen, doch n-tv Chefredakteur Volker Wasmuth fasst es gut zusammen: "Quoten sind im Hinblick auf die tragischen Ereignisse und die Schicksale der Menschen vor Ort unerheblich. Sie belegen aber auch das enorme Zuschauerinteresse an aktuellen Informationen und sind eine Anerkennung für die Leistung des gesamten Teams."

Auch ARD und ZDF profitieren, doch RTL bleibt vorn

Profitiert haben vom großen Interesse an den aktuellen Ereignissen aber auch Das Erste und das ZDF, die Platz für etliche Sondersendungen im Programm freiräumten und auch mit ihren normalen Nachrichtensendungen noch immer erste Anlaufstelle sind. Das Erste erreichte einen Monatsmarktanteil von 13,2 Prozent - das war der höchste Wert seit Juli vergangenen Jahres. Das ZDF kam auf 13,0 Prozent, was ebenfalls ein sehr guter Wert war. Im Vergleich zum März 2010 konnten die Sender 0,4 bzw. 0,5 Prozentpunkte zulegen.

Für die Marktführung reichte es allerdings trotzdem nicht ganz. Die ging nicht nur in der Zielgruppe, sondern auch beim Gesamtpublikum wieder an RTL - allerdings befinden sich die Kölner nach dem unglaublichen Höhenflug auf dem Weg zurück in normale Sphären. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum ging im März um 0,4 Prozentpunkte auf 13,7 Prozent zurück. In der werberelevanten Zielgruppe fiel der Marktanteil im Vergleich zum Februar sogar um einen ganzen Prozentpunkt auf 18,5 Prozent. Damit lag RTL wieder auf dem Vorjahreswert.

ProSieben, Sat.1 und kabel eins bleiben unter ihren Zielen

Mehr Grund zur Sorge haben aber weiterhin die beiden Verfolger Sat.1 und ProSieben. Denn auch wenn es da im Vergleich zu den sehr schwachen ersten beiden Monaten des Jahres etwas bergauf ging: Von den eigenen Zielen ist man noch immer weit entfernt. Bei ProSieben hieß die ausgegebene Parole zum Beispiel "Voll auf die 12". Doch auch im März reichte es trotz "Topmodels" nur für einen Marktanteil von 11,3 Prozent in der Zielgruppe. Das war ein ganzer Prozentpunkt weniger als noch ein Jahr zuvor. Sat.1 legte zwar im Vergleich zum Februar 0,4 Prozentpunkte zu, lag mit 10,6 Prozent aber ebenfalls unter dem Vorjahreswert und auch unter dem eigenen Ziel, zumindest mal wieder die 11-Prozent-Marke zu knacken.

Dazu kommt noch, dass auch die kleine Schwester kabel eins derzeit nicht gerade in Höchstform ist. 5,8 Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe, auch das waren 0,3 Prozentpunkte weniger als noch im März vergangenen Jahres. Noch stärker erwischt hat es allerdings Vox und RTL II. RTL II verharrte auf dem sehr enttäuschenden Niveau des Vormonats bei 5,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Ein Jahr zuvor hatte der Marktanteil noch bei 6,4 Prozent gelegen. Das liegt zum einen am fehlenden "Big Brother", zum anderen aber auch an etlichen weiteren Primetime-Flops. Auch Vox blieb 0,8 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert und musste sich mit 7,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe zufrieden geben.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
MA 14-49 +/-
Das Erste
13,2 +0,3
6,9
+/-0
ZDF
13,0
+/-0
6,6
+0,3
RTL
13,7
-0,4
18,5 -1,0
Sat.1
10,0
+0,1
10,6
+0,4
ProSieben
5,9
+0,2
11,3
+0,1
Vox
5,4
-0,2
7,4
-0,3
RTL II
3,4
-0,1
5,5
+/-0
kabel eins
3,7
+0,1
5,8
+/-0

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat an. Quelle: DWDL-Recherche