Vox: Erfolgsverwöhnter Sender im Rückwärtsgang

Vox Jahres-MA 2011© DWDL

Bis 2007 legte Vox einen geradezu kometenhaften Aufstieg hin, seitdem ist die Zeit des Wachstums für die RTL-Schwester allerdings vorbei. In diesem Jahr fiel Vox nach einem Minus von 0,4 Prozentpunkten mit 7,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe hingegen auf den schwächsten Wert seit 2006 zurück. Beim Gesamtpublikum blieb der Marktanteil mit 5,6 Prozent hingegen unverändert.

 

 

Dabei macht vor allem der Blick auf den Quotenverlauf innerhalb des Jahres Sorgen. Im Dezember fiel Vox zum ersten Mal seit Juni 2008 wieder unter die 7-Prozent-Marke auf 6,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Schon im Oktober hatte es mit 7 Prozent Marktanteil nicht gut ausgesehen, der November lief mit 7,2 Prozent nur wenig besser. Das ist vor allem auch deshalb bemerkenswert, weil das die Monate waren, in denen Vox immerhin sein Aushängeschild "X Factor" im Programm hatte. Doch weil Serien wie "CSI: NY" zwar noch gut liefen, aber eben längst nicht mehr so erfolgreich sind, wie sie mal waren, und zudem das Nachmittagsprogramm beinahe eine einzige große Quotenkatastrophe darstellte, konnte das ohnehin unter den Erwartungen gebliebene "X Factor" wenig ausrichten.

kabel eins: Starker Herbst macht schwaches 1. Halbjahr weitgehend wett

kabel eins Jahres-MA 2011

2010 war für kabel eins ein Rekordjahr gewesen. Im August hatte der Sender erstmals die 7-Prozent-Marke geknackt, der Jahres-Schnitt stieg mit 6,2 Prozent ebenfalls auf einen Rekordwert. Angesichts dessen ließ sich 2011 für kabel eins reichlich ernüchternd an. Von Januar bis Mai lag kabel eins durchgehend bei unter 6 Prozent Marktanteil, was auch darauf zurückzuführen war, dass inzwischen auch bei ProSieben auf Sitcoms in der Daytime gesetzt wurde, was die Daytime von kabel eins - lange Zeit das Prunkstück des Senders - unter Druck setzte.

Doch kabel eins konnte sich wieder berappeln. Ab Juni lag kabel eins stets über der 6-Prozent-Marke, konnte sich auf immerhin bis zu 6,5 Prozent Marktanteil steigern - trotz oder gerade weil der Sender die Eigenproduktionen in der Primetime reduzierte und inzwischen nur noch dienstags Dokusoaps zeigt und sich dort nun auf die erfolgreichen Formate konzentrieren kann. Erst im Dezember wurde die 6-Prozent-Marke wieder gerissen. Trotzdem reichte es das dritte Jahr in Folge für einen Marktanteil über 6 Prozent. Letztlich ging es nur 0,1 Prozentpunkt auf 6,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe nach unten. Beim Gesamtpublikum legte kabel eins sogar leicht auf 4,0 Prozent Marktanteil zu, was für den Sender der beste Wert seit 2004 war.

Experimentier-Sender RTL II mit schwächstem Jahr seit 2002

RTL II Jahres-Marktanteil 2011

Es war aus Quotensicht alles andere als ein gutes Jahr für RTL II. 2010 erreichte der Sender im Schnitt einen Marktanteil von 6,0 Prozent in der Zielgruppe. 2011 wurde dieser Wert in keinem einzigen Monat mehr erreicht. Von Januar bis April sah es mit 5,4 bis 5,5 Prozent Marktanteil zappenduster aus, danach ging es immerhin ein klein wenig bergauf. Doch nachdem RTL II im vergangenen Jahr schon auf den letzten Platz der acht großen Sender zurückgefallen war, hat sich der Rückstand in diesem Jahr noch vergrößert: Mit im Schnitt 5,6 Prozent in der Zielgruppe landete RTL II einen halben Prozentpunkt hinter kabel eins. Für RTL II war das der schwächste Wert seit 2002. Beim Gesamtpublikum gab es mit 3,6 Prozent Jahres-Marktanteil sogar den schlechtesten Wert seit 1993 - also dem Gründungsjahr des Senders. Zum Abschluss gab es aber immerhin wieder einen Hoffnungsschimmer: Mit einem Monats-Marktanteil von 5,9 Prozent war der Dezember für RTL II nicht nur der erfolgreichste Monat des Jahres - erstmals seit November 2010 gelang es zudem wieder, kabel eins zu überholen.

Dennoch: RTL II sollte das Jahr am besten also schnell als das abhaken, was es auch war: Ein großes Experimentierfeld. In rekordverdächtiger Geschwindigkeit ließ Senderchef Holger Andersen neue Formate auf die Zuschauer los. In der Tat fanden sich dabei manche Formate, die gar nicht so schlecht liefen. Und sogar richtige Quoten-Hits wie die Dokusoap "Die Geissens" oder den Vorabend-Abräumer "Berlin - Tag & Nacht". Daneben zogen aber eben auch viele Misserfolge, die sich bei Experimenten nicht vermeiden lassen, den Senderschnitt nach unten. 2012 wird es nun darauf ankommen, Lehren aus 2011 zu ziehen, erfolgreiche Formate fortzusetzen und damit zumindest wieder den Anschluss an kabel eins zu finden. Ein weiteres Jahr zieht die Experimentier-Entschuldigung nämlich eigentlich nicht.

Rekorde in Reihe 3: Die Kleinen gedeihen gut

Von den acht großen Sendern haben sechs Sender in der werberelevanten Zielgruppe Marktanteile im Vergleich zum Vorjahr eingebüßt. Zulegen konnten nur RTL und ProSieben. Die kleineren Sender konnten den Großen also Marktanteile abnehmen. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass von etlichen Rekord-Meldungen kommen. Der Männersender DMAX etwa konnte sich auf einen Rekord-Marktanteil von 1,3 Prozent in der Zielgruppe steigern. In seiner Kernzielgruppe, also den 14- bis 49-jährigen Männern, holte DMAX sogar 2,2 Prozent Marktanteil nach 1,9 Prozent im Vorjahr.

Tele 5 steigerte sich auf 1,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Hier war es besonders der Vorabend, der dank Serien-Programmierung massiv um rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen konnte. Auf dem aufsteigenden Ast befindet sich auch der neueste ProSiebenSat.1-Ableger, der seit Februar ebenfalls Quoten ausweisen lässt. Nachdem der anfangs nur digital ausgestrahlte Sender zuletzt auch den Weg in immer mehr analoge Kabelnetze gefunden hat, stieg der Marktanteil kontinuierlich an. Im Jahresschnitt kommt Sixx auf 0,5 Prozent Marktanteil, zum Jahres-Abschluss waren es aber sogar schon 0,8 Prozent. Rekorde fuhren 2011 zudem alle Info-Sender, also n-tv, N24 und Phoenix ein (DWDL.de berichtete). ZDFneo konnte seinen Marktanteil beim Gesamtpublikum von 0,2 auf 0,4 Prozent verdoppeln, ZDFinfo nach dem Relaunch immerhin von 0,1 auf 0,2 Prozent zulegen. All das sind natürlich Bewegungen auf niedrigem Niveau - doch in der Summe sicherten sich die kleinen Sender damit in diesem Jahr ein spürbar größeres Stück vom Kuchen als 2010.