Die Fragmentierung durch immer mehr kleinere Sender und auch durch ein stärker werdendes Pay-TV - sie dient den großen Sendern seit Jahren als Begründung für sinkende Marktanteile. Und auch zum Start in die neue Saison muss man fast überall auf diese vielzitierte Fragmentierung verweisen - denn die Werte im September fielen für die großen acht Sender überwiegend ziemlich ernüchternd aus. Zusammen erreichen die acht Vollprogramme erstmals in einem September weniger als 60 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum. Bei den 14- bis 49-Jährigen waren es noch 63 Prozent, auch hier war es aber der schwächste September-Wert jemals, über drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

Das Erste mit historischem Tief

Wo wir gerade bei historischen Tiefs sind: Der September 2015 war für Das Erste aus Quotensicht der schwächste Monat in dessen Geschichte. 10,9 Prozent betrug der Marktanteil beim Gesamtpublikum nur noch, damit wurde der bisherige Negativrekord aus dem Juli nochmal ganz knapp unterboten. Wenn man bedenkt, dass Das Erste gerade eine seiner größten Schwachstellen, nämlich das Vorabendprogramm, langsam in den Griff bekommt, ist das schon ein ziemlich enttäuschender Wert. Und bevor nun der Verweis auf viele Sondersendungen, vor allem zum Thema Flüchtlinge, kommt: Die hatten überwiegend Marktanteile über dem Senderschnitt, waren also nicht das Problem.

Doch nicht nur Das Erste gab im Vergleich zum September 2015 0,4 Prozentpunkte ab, auch das ZDF verlor in gleicher Höhe auf nun 12,1 Prozent Marktanteil. Das reichte für die klare Marktführung, doch glänzend ist dieser Wert nicht. Das ZDF hat vor allem weiterhin enorme Probleme, ein jüngeres Publikum zu erreichen. Hier war der Rückgang mit 0,6 Prozentpunkten auf einen Monatsmarktanteil von 5,6 Prozent sogar überdurchschnittlich hoch. Probleme bereiten hier beispielsweise die vielen Krimis, die dem ZDF zwar insgesamt viele Zuschauer bescheren, aber die auch überwiegend einen sehr hohen Altersschnitt aufweisen. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag Das Erste mit 6,1 Prozent Marktanteil klar vor dem ZDF.

RTL vermeidet Fehlstart

RTL war im September vergangenen Jahres noch der große Prügelknabe. Die große Nachmittags-Reform ging schief und "Rising Star" entpuppte sich als so teurer wie bitterer Totalausfall. In diesem Jahr ging RTL auf Nummer Sicher und sparte sich große Experimente. Stattdessen setzte man auf Altbewährtes - und traute sich selbst im Show-Bereich nur eine "Let's-dance"-Kopie, die allerdings auch nicht zu überzeugen wusste. Dafür war auf "Bones", "Supertalent", "Cobra 11", "Die 25", aber auch auf Rückkehrer Rach Verlass.

Diese Sicherheits-Strategie zahlte sich letztlich aus: Mit 13,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen lag RTL 0,9 Prozentpunkte über dem - allerdings wirklich sehr ernüchternden - Septemberwert des Vorjahres. Für RTL war der September somit der zweiterfolgreichste Monat in diesem Jahr nach dem Dschungel-geprägten Januar. Das zeigt sich übrigens auch beim Gesamtpublikum, wo RTL mit 10,6 Prozent 0,6 Prozentpunkte über dem Vorjarheswert lag. Für RTL war es überhaupt erst der zweite Monat in diesem Jahr mit einem zweistelligen Marktanteil beim Gesamtpublikum.

ProSieben und Sat.1 patzen

ProSieben und Sat.1 verpatzten den Saison-Auftakt hingegen. Bei Sat.1 bleibt natürlich vor allem der bittere Flop am Vorabend mit "Mila" und "Unser Tag" in Erinnerung. Doch auch die Tatsache, dass das einst erfolgreiche Krimi-Lineup am Sonntag rund um "Navy CIS" inzwischen häufig durchweg einstellig läuft, trägt seinen Teil dazu bei, dass im September nicht mehr als 9,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen drin waren, 0,3 Prozentpunkte weniger als im September ein Jahr zuvor.

Noch deutlich stärker erwischt hat es ProSieben, das binnen Jahresfrist einen ganzen Prozentpunkt verlor und mit mageren 10,8 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe in die Saison startete. Gründe dafür gibt's einige. "Undateable" schlägt beispielsweise die "Big Bang Theory"-Fans montags in die Flucht, dienstags tun sich "The Flash" und "Gotham" sehr schwer, "Under the Dome" kann mittwochs nicht an alte Erfolge anknüpfen und donnerstags hatte "Got to dance" in der dritten Staffel mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Beim Gesamtpublikum lag ProSieben nach einem Minus von 0,8 Prozentpunkten mit 5,1 Prozent sogar wieder hinter Vox zurück.

Auch Vox, RTL II und kabel eins im Rückwärtsgang

Doch falls sich nun der Eindruck ergeben haben sollte, dass das an der Stärke von Vox lag, dann trifft das die Situation nicht ganz. Immerhin: Die tiefe Quotendelle aus dem Sommer konnte Vox wieder ausbügeln, mit einem Marktanteil von 6,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen lag der Sender aber trotzdem satte 0,7 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass die "Höhle der Löwen" sogar noch erfolgreicher ist als in der ersten Staffel. Probleme machen weiterhin die US-Serien, auch neue wie "How to get away with Murder" oder "The Night Shift" am Montagabend.

Doch wenn geteiltes Leid halbes Leid ist, dann kann man sich auch einfach die Marktanteils-Entwicklung der Konkurrenz anschauen, um sich zu trösten. RTL II legte nach dem sehr schwachen August zwar wieder auf 6,0 Prozent zu, lag damit aber 0,4 Prozentpunkte unter dem Septemberwert des Vorjahres. Für kabel eins war der September sogar der schwächste Monat seit Januar mit genau 5,0 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Der Rückgang binnen eines Jahres: Stattliche 0,6 Prozentpunkte.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Sep 14
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
Sep 14
Das Erste
10,9
-0,3
-0,4
6,1
+0,1
-0,2
ZDF
12,1
+/-0
-0,4
5,5
-0,1
-0,6
RTL
10,6
+1,6
+0,6
13,8 +1,4
+0,9
Sat.1
8,1
-0,3
-0,5
9,2
-0,6
-0,3
ProSieben
5,1 -0,4
-0,8 10,8 -0,6
-1,0
Vox
5,2
+0,3
-0,4
6,7
+0,4
-0,7
RTL II
3,6
+0,1
-0,3 6,0
+0,4
-0,4
kabel eins
3,8
-0,1
-0,1
5,0 -0,3
-0,6

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche