Nahezu 5.000 Folgen sind von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" in den vergangenen fast 20 Jahren über die Bildschirme geflimmert - und mit "Unter uns" oder "Verbotene Liebe" sind noch weitere Dauerbrenner im deutschen Fernsehen unterwegs. Doch insbesondere in den letzten Jahren ist es zu einer wahren Inflation der täglichen Serien gekommen. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt dem Genre Telenovela, das inzwischen Einzug gehalten hat.

Es war der 1. November 2004, als das ZDF die erste Folge von "Bianca - Wege zum Glück" ins Programm nahm und von diesem Tag an riesige Erfolge am Nachmittag feierte. Angesichts dessen ist es aus Sicht des Mainzer Senders fast schon tragisch, dass die mit Abstand beliebteste Telenovela im deutschen Fernsehen heute im Ersten läuft: "Sturm der Liebe". Erst knapp ein Jahr später feierte die Serie ihre Premiere. Dass eine Telenovela eine eigentlich in sich geschlossene Liebesgeschichte erzählt, scheint heute niemanden zu stören.

Offenbar spielend gelingt es den Machern von "Sturm der Liebe", immer wieder neue Liebespaare in die Serie zu integrieren, ohne die Fans zu vergraulen. Dass das alles andere als selbstverständlich ist, musste zwischenzeitlich Sat.1 erfahren. Dort ging nur wenige Monate nach dem Start von "Bianca" die neue Telenovela "Verliebt in Berlin" auf Sendung - eine Serie, die den Sender für ein gutes Jahr in einen wahren Rausch der Euphorie trieb. Häufig schalteten am Vorabend mehr als fünf Millionen Zuschauer ein, um die Wandlung der Lisa Plenske vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan mitzuerleben.

Der Erfolg war mitunter sogar derart beachtlich, dass selbst "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" zittern musste - nicht selten fuhr "Verliet in Berlin" zu dieser Zeit sogar höhere Marktanteile ein. Doch das Undankbare an Telenovelas ist eben, dass die Liebesgeschichten früher oder später mit einem Happy End zu Ende gehen. Und so folgte auf die Hochzeit, die Sat.1 sogar zur besten Sendezeit vor über sieben Millionen Zuschauern ausstrahlte, die bittere Realität. Die zweite Staffel entwickelte sich aus Sicht der Quoten schlecht und lag zumeist nur noch auf Höhe des Senderschnitts.

Und auch die weiteren Versuche von Sat.1, eine tägliche Serie zu etablieren, scheiterten weitgehend: "Schmetterlinge im Bauch", "Eine wie keine" und jüngst "Hand aufs Herz" waren seither die Flops. Hinzu kommt: Auch "Anna und die Liebe" mit Jeanette Biedermann vermag inzwischen das Publikum nicht mehr so recht zu überzeugen. Zudem war auch der Anfang schwer: Auf dem Sendeplatz um 19:00 Uhr gab es bereits ab der zweiten Woche nur noch einstellige Marktanteil, was für Sat.1 gleich doppelt bitter war, konnte RTL doch zur selben Zeit mit "Alles was zählt" Marktanteile von rund 20 Prozent in der Zielgruppe einfahren.