Blasberg! Die Kolumne von Kai BlasbergMaßstab heutiger Männlichkeit: Wie aufrecht steht einer unterm Pantoffel? (unbek.Autor)

Siegesgewiss

Der Fußballtrainer des Sohnes meines besten Freundes ist... eine Frau! Als dieser Knabe vor 6 Wochen eingeschult wurde, rief mich mein Freund an und sagte: „Du hattest recht. Nirgendwo mehr Männer.“

Der Lehrkörper der gesamten Schule bestand inklusive des Direktoriums ausschließlich aus Frauen. Seit mehr als 10 Jahren stelle ich diese Entwicklung fest: unsere Jungs werden nur noch von Frauen erzogen. Doch eigentlich geht das schon viel länger so. Und das ist nicht gut!

Die Gesellschaft, hier auch das Fernsehen, ist Spiegel einer unguten Entwicklung.

Die wichtigsten Polit-Talks: Frauen

Der größte Privatsender: eine Frau

Die größte ARD-Anstalt: eine Frau

Die evangelische Kirche: eine Frau

Kanzlerschaft: eine Frau

Außenminister: nun gut...

Eine kleine Bitte: wenn Sie jetzt kein Mann sind, nicht direkt reflexartig nach alten Schubladen suchen. Stellen Sie sich vor, es würde stimmen... .

Wind of Change

Seit den Siebzigern hat sich die Republik enorm und richtigerweise verändert. Die Gleichberechtigung ist vollständig durchgesetzt. Wir Deutschen sind wieder ein Volk. Es gibt keine militärische Bedrohung mehr. Und es gibt neue Opfer: unsere Jungs!

Nehmen wir zum Beispiel die heute30 jährigen Männer: sie machen einen verstörten Eindruck. Nach sanften Kriterien wie soziale Kompetenz und EQ erzogen, das Studium leidlich absolviert (dabei viel gesoffen), das Praktikum in Johannesburg und Kuala Lumpur durchgestanden, suchen sie – endlich wieder in der Heimat - in Organisationen eher den Kompromiss als die Macht. Insbesondere beim Eintritt in die Berufswelt und einer neuen sozialen Interaktion.

Meetings sind ganz sicher eine weibliche Erfindung. Die Entscheidung, das „ja“ oder „nein“ wird ersetzt durch gruppendynamische Prozesse, an deren Ende jeder ein bisschen Macht, und keiner die Verantwortung trägt.

Erstmals in der Geschichte der Moderne sieht sich der nach 1975 geborene Mann einer Konkurrenz in seinem ureigenen Terrain gegenüber: des Broterwerbs. Und da sind in unteren und mittleren Ebenen Frauen – sorry Jungs – schlicht die besseren. 

In den Sekundärtugenden Fleiß, Ordnung, Ehrgeiz lassen sie in der Regel die männlichen Mitstreiter weit hinter sich, in der Schule und im Studium sind sie nicht so lange damit beschäftigt, ihren Platz im Leben zu finden. Wenn es dann in den Beruf geht, sind die Mädchen meist schon da, wo die Jungs es sich früher bequem machen konnten. Dass dies eine Veränderung mit sich bringt, muss ja nicht schlimm sein. Es muss aber festgestellt werden, was aber nie geschieht, da man sich im political-correctness-gesteuerten Deutschland ungern die Nase verbrennt (s. Sarrazin).

Stellt man sich dann noch vor, dass 1980 in der alten Bundesrepublik nur 620.000 Geburten stattfanden vs. fast 1.1 Mio. in meinem Jahrgang (1965), die Jungmanager von heute also auf Schulen und Universitäten viel weniger Konkurrenten hatten, erscheint das Problem doppelt schwerwiegend.

Als ich in diesem Alter in der Geschäftsführung eines Fernsehsenders auf Kosten der bayerischen Landesbank allerlei Blödsinn verzapfen durfte, war ich in meiner Altersklasse wahrlich nicht alleine. Privatfernsehen war das El Dorado der „Baby Boomer“. In Ermangelung an Personal durften wir ganz jung ganz viel machen. Das ist heute anders. Mir fällt kein heute 30 jähriger ein, der meinen Job machen könnte. Und wenn heute nicht, dann auch nicht morgen. Es fehlt da an Drive, Mut, Zuversicht, auch die Selbstsicherheit: „ja, ich kann´s, ja ich weiß es, ja, ich will es.“ 

Allzu viele scheinen mit mittelmäßigem Gehalt, mittelmäßigem Machtanspruch, mittlerer Wohnung und Mittelklassewagen zufrieden. Freizeit und work-life-balance sind da wichtiger. Und von den Wortführern der Mittelklasse (Frauen?) werden diese „Männer“ in ihren Sneakers, den Städtejacken, den Umhängetaschen und der Elternzeit ob Ihrer neuen „Männlichkeit“ auch noch bestätigt.

Die im Beruf oft überlegenen Frauen vermissen übrigens nach Büroschluss männliche Männer, wie ich so höre... .

Nun steh ich nicht besonders im Verdacht, mich in dieser Kategorie angefochten zu fühlen. Aber ich will auch nicht in 10 Jahren alleine sein. Auch wenn ich hier wie mein eigener Opa klinge.

Und weil man ja mit Beispielen am besten voran kommt, hier einige Männer: Tom Ford (männlich geht auch schwul), George Clooney, Magnus Kastner, Sebastian Koch, Gerhard Schröder, Curd Jürgens (ggf. googeln), Peer Steinbrück, Cary Grant, Markus Söder, Gerard Butler, ... (gerne weitere Namen eintragen)

Also Jungs: das ist weniger Rüge als Aufruf! Denkt an Oli Kahn: „Eier, wir brauchen mehr Eier“

P.S. wenn Sie sich als junger Mann, der Sie das lesen, nicht angesprochen fühlen, ist das ein gutes Zeichen!

Grübelt, denkt, zweifelt, spinnt, träumt und visioniert.
Aber bitte mit Mut, Zuversicht und Lautstärke.
Tanzt,
tanzt,
vor allem aus der Reihe.

Diese Woche in Dur:

  • Miele (zu einer großen Marke gehört Kulanz)
  • Mein neues Fitness-Center
  • Mein Verein ist Erster :-)

..und in Moll:

  • Dümmliche Preistreiberei
  • Mario Barth (unmännlicher geht es nicht)
  • ZDFneo (auch diese Woche sinnlose Gebührenverbrennung) 
  • Thomas Middelhoff (Schnauze halten)
  • Mein Verein wird Zweiter :-(