Fehlgeschlagen: Der neue "Gong" hängt zwischen den Stühlen
Erklärtes Ziel bei dem Relaunch war, die Ausrichtung als Premium-Programmheft und Familienzeitschrift mit noch umfassenderen Programmlistings zu verknüpfen. Ein ehrenwerter Versuch, der jedoch schon im Ansatz zu kränkeln schien: Auf der einen Seite soll es mit Storys vor und hinter dem Programmteil als Familienzeitschrift dienen, gleichzeitig aber mit umfassenden TV-Listings die Fernsehfreaks bedienen.
Umso spannender als die erste Ausgabe des neuen „Gong“ in den Händen lag. Der erste Eindruck, bekanntlich meist der richtige: Mehr Programminformation geht nicht. In der Tat findet man beim neuen „Gong“ Programminfos zu nahezu allen deutschen Sendern und vielen ausländischen Programmen.
Auf den zweiten Blick wird aber deutlich: Nicht einmal 25 Sender werden komplett abgedruckt und gerade bei den Fernsehsendern mit denen „Gong“ sein Versprechen wahr machte, so viele Fernsehsender abzudrucken wie keine andere Zeitschrift, werden pro Tag gerade einmal fünf oder sechs Sendungen genannt.
Ob es jetzt zwingend notwendig ist, solche Programmhäppchen von drei französischen, zwei luxemburgischen, zwei belgischen, zwei dänischen und einem türkischem Sender abzudrucken, bleibt sicherlich Geschmackssache. Doch leidet unter der Vielzahl der Sender unbestreitbar die Übersicht. Übrigens: Für Premiere-Abonnenten gibt es weiterhin nur eine kleine Auswahl an Highlights.
Nicht ganz logisch auch die Aufteilung der Senderlistings. Direkt am Anfang des Heftes wird so z.b. RTL II noch als Hauptsender aufgeführt. Doch im Programmteil wurde der Sender hinter den dritten Programmen zusammenhangslos auf Programmseite 7 verschoben. Sender wie Kabel 1 oder VOX, deren Marktanteile seit Monaten hinter RTL II stehen, sind dagegen gleich auf der ersten Seite aufgeführt.
Merkwürdig auch: Unter der Überschrift „Die wichtigsten Sender für Kinder & Jugendliche“ finden sich SuperRTL, Ki.Ka sowie die Musiksender MTV, MTV Pop, VIVA, VIVA Plus und Onyx.TV. Was „Du bist nicht allein – Die Roy Black Story“ (Super RTL), „Alfred J. Kwak“ (Ki.Ka) und „Jackass“ (MTV) gemeinsam haben; darüber darf man wohl schmunzeln.
Von Vorteil bleibt weiterhin die ausführliche Programmbeschreibung, die Aufteilung der Hauptsender auf Tages- und Abend-Seiten sowie ein Mantelteil, der sich durch umfassende TV-Thematik deutlich von vielen wöchentlichen Programmzeitschriften abhebt. Es bleibt aber eben die Frage, ob die Aufnahme so vieler neuer Sender mit nur einem kleinen Programmauszug nicht eher eine PR-Nummer war um auf „TV Digital“ zu reagieren.
Für Fernsehfreaks ist der neue „Gong“ sicher ein Eldorado der Programmlistings, doch für Familien, der bislang erklärten Zielgruppe der Zeitschrift, könnte die Neugestaltung des Programmteils schlicht zu viel des Guten sein.