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Ich erinnere mich gerne an ein paar Nachmittage im Frühjahr 1996.

Niels Ruf hieß der Moderator, den mir unsere Programmplanerin Lisa Hackenjos als das größte Talent nach Harald Schmidt anpries. Wir entschieden uns zu einer Live-Sendung um 16.30 Uhr. Wohl eines der ersten Call-in-Formate, was sich dann nach 9 mal einer halben Stunde als äußerst fatal erwies.

Selten habe ich im DSF eine derartige Stille genießen dürfen wie an diesen neun Nachmittagen. Nach jeder Sendung fragte sich jeder Mitarbeiter: wann setzt er es ab. Nach der neunten bat mich Dieter Hahn mit dem ihm eigenen Nachdruck darum.

In den 12 Monaten zwischen den Sommern 1995 und '96 entstanden 13 neuen Formate. "Offensiv! Magazin", moderiert vom begnadigten Guido Bolten, Jan Stecker machte erste Gehversuche bei "Offensiv! Streitlive", Birte Karalus hatte als Nachfolgerin von Berit Schwarz bei "Offensiv! Interview" starke Momente. Und der heutige Pro-Sieben-Chef Thilo Proff verzapfte als Redakteur manch schwindelige Story (s. a. „Kaiserschmarrn beim FC Bayern“), etwa als Otto Rehhagel bei den Roten seinen Hut nehmen musste.

Bernd Heller gruben wir wieder aus, der das zu recht vergessene "Finish – das abschließende Sportstudio" sonntags live moderierte.

Und "Victor – die Sportwahl", zusammen mit Sport Bild und Opel, die damals als Bayern-Sponsor ziemlich hipp waren , moderiert vom damals noch hipperen Jörg Wontorra.

Ob Michael Schumacher, Steffi Graf, Boris Becker, Michael Stich, Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und all die anderen Granden der damaligen Zeit noch wissen, wer dieser Victor (Einzelpreis 1.300,- DM) da in Ihrem Trophäen-Schrank wohl ist?

Wir setzten den damals wie heute urgesteinigen Udo Lattek zusammen mit Dieter Nickles in Barcelona anlässlich des Halbfinalrückspiels der Bayern im UEFA-Cup („Cup der Verlierer“) in eine Kneipe, wo sie wegen der nicht vorhandenen Rechte (Premiere) vom laufenden Fernseher im Hintergrund rummoderierten, was natürlich grauenhaft war.

Auch ein Highlight des Trashs waren die Tagebücher des Lothar Matthäus. Auf den Saarbrücker Medientagen traf ich zufällig Ulrich Kühne-Hellmessen, zusammen mit Tom Bender der Autor dieses biblischen Werks.

Nach drei Gläsern Rotwein wurden die Fernsehrechte verhandelt, nach zwei weiteren war alles klar.

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Alfred Draxler fand das als exklusiver Rechteinhaber bei BILD nicht so lustig, aber ich hatte Blut geleckt, schnappte mir meinen Freund Stefan Bagus, damals Trailer-Redakteur beim DSF und wegen seiner fatalen Ähnlichkeit (nur äußerlich!!!) zu Matthäus der ausgewiesene „Loddar-Experte“, schickte ihn ins Archiv, aus dem er mit gefühlten 6 Bildern wiederkam. Klaus Gronewald war mir wegen seiner sonoren Stimme aufgefallen, wir vertonten den immer gleichen Bilderteppich, es entstanden 10 x 5 Minuten a la Bravo-Foto-Love-Story, was sinnloserweise auch noch Quote machte und mir eine halbe Seite als „Quotenmann der Woche“ in der SZ einbrachte.

Herrgott ja, es war klasse beim DSF. Und Herrgott ja, wir wussten das auch.

Aber es gab – wie bei allem – auch Schatten.

Darüber morgen mehr, wenn wir uns fragen dürfen...

„Wie soll das alles weitergehen“?