
Ein wichtiges Thema für den großen Durchbruch der Digitalisierung ist der neue HD-Standard. Bis Ende des Jahres wollen alle Großen ihre Programmpakete hier komplettiert haben – sofern noch nicht geschehen. Nachdem man bereits seit einigen Jahren mit der Ausstrahlung von Blockbuster-Filmen zu versetzten Uhrzeiten ein Near-Video-on-Demand anbietet, sind interaktive Abruf-Portale in Arbeit. Kabel Deutschland und Kabel BW kündigen entsprechendes für dieses Jahr an. Bei Unitymedia, das erst kürzlich von Liberty Global übernommen wurde, kann man noch kein konkretes VoD-Projekt ankündigen. Allerdings heißt es, man arbeite intensiv an der Einführung interaktiver Dienste. „Natürlich profitieren wir stark von dem Know-how unseres neuen Mutterkonzerns. Liberty Global hat interaktives Fernsehen bereits in vielen anderen europäischen Märkten erfolgreich eingeführt“, so Unitymedia-Sprecherin Köster.
Es ist zu erwarten, dass sich die neuen Dienste der Kabelkonzerne inhaltlich auch an die derzeitigen Möglichkeiten des Telekom-Angebotes T-Home Entertain anlehnen dürften, das zeitversetzte und mobile Funktionalitäten beinhaltet. Künftig will man zum Beispiel bei Kabel BW auch auf Mobilfunk und interaktive Dienste setzen. Es dürfte spannend werden, wie sich in diesem Markt künftig der Satellit, dessen Schwachstelle nach wie vor der direkte Rückkanal ist, positioniert.
In die Karten spielt den Kablern, die sich mit ihrem Leistungsangebot immer mehr den klassischen Telekommunikationsunternehmen annähern – und umgekehrt –, dass der Trend bei den Verbrauchern dahin geht, Infrastrukturleistungen wie Telefon, Internet und Fernsehen aus einer Hand beziehen zu wollen. Für Unternehmen, die in früheren Jahren eher technisch orientiert waren, bedeutet dies zugleich den Wandel hin zu Service-Unternehmen. Entscheidende Kriterien für die Kunden sind laut KDG-Sprecher Gassen der Preis, hohe Bandbreiten und Servicequalität. Kunden seien sehr sensibel gegenüber möglichen Ausfällen und Abrechnungsfehlern. „Diese neuralgischen Punkte wiegen im Fernsehgeschäft weniger schwer, da es weniger unterschiedliche Preispunkte gibt und das TV-Signal eine hohe Ausfallsicherheit besitzt“, erklärt Gassen.
Interessiert, aber doch mit großer Skepsis, beobachten die Kabelunternehmen derzeit die Entwicklung des aktuellen Hypethemas 3D. Hier ist ohnehin fraglich, ob die Technik schon reif ist für den Massenmarkt im Wohnzimmer. Während die entsprechend notwendige Brille im Kino weniger ins Gewicht fällt, dürfte sie zu Hause eher gewöhnungsbedürftig sein. Lösungen ohne Brille sind noch nicht wirklich ausgereift für das große Geschäft. Bei Kabel BW verfügt man über entsprechende Kapazitäten, allein es fehle an Content, erklärt Sprecher Böhler. Auch bei Unitymedia habe man das Thema im Blick, plant einen Showcase noch in diesem Jahr, heißt es. So etwas macht Satellitenbetreiber Astra bereits während der ANGA Cable. Für Kabel Deutschland sagt Marco Gassen: „Wir schauen uns das Thema bereits seit einiger Zeit intensiv an. Wenn der Markt es will und wenn es Inhalte gibt, sind wir mit einem passenden Angebot da“. Da es bei diesem Thema allerdings eher um Netzkapazitäten geht, als um eine neue Übertragungstechnik, geht es bei 3D wohl eher darum zu zeigen, dass man fit ist für neue Trends – ungeachtet dessen, ob sie sich am Markt letztlich auch durchsetzen können.
Das Thema wird während der ANGA Cable am Dienstag, den 4. Mai von 14.45 bis 16.00 Uhr im Programmteil Strategie besprochen:
„Switch-Off, Simulcast und HD – Wo liegt der Königsweg zur Digitalisierung?“
Teilnehmer:
- Moderation: Werner Lauff, Unternehmensberater und Publizist
- Dr. Christoph Clément, General Counsel / Mitglied der Geschäftsleitung, Kabel Deutschland GmbH
- Prof. Dr. Carl-Eugen Eberle, Justitiar, ZDF
- Dr. Hans Hege, Direktor, Medienanstalt Berlin-Brandenburg / Beauftragter der ZAK für Plattformregulierung und digitalen Zugang
- Dr. Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik, Mediengruppe RTL Deutschland