Fiction vs. Non-Fiction: Der Kampf um Sendeplätze
Im Rahmen der Podiumsdiskussion zum Thema "Fiction im Fernsehen" debattierten WDR-Fernsehdirekotor Ulrich Deppendorf zusammen mit Hansjörg Füting, Geschäftsführer Neue deutsche Filmgesellschaft, Gebhard Henke, Leiter Programmbereich Fernsehfilm & Unterhaltung beim WDR sowie Gisela Marx, Geschäftsführende Gesellschafterin filmpool Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co KG und Michael Souvignier, dem Geschäftsführer der Zeitsprung Film + TV. Letzter hatte u.a. "Das Wunder von Lengede" zu verantworten.
Wie können Serien ähnlich günstig produziert werden, wie schnell gemachte Shows am Nachmittag? Diese Frage stand im Raum. WDR-Fernsehdirektor Deppendorf gab ein öffentlich-rechtliches Beispiel zur Kostensenkung. Die WDR-Serie "Die Anrheiner" könne man jetzt mit weniger Mitteln produzieren, ohne dass es dem Zuschauer unbedingt auffallen würde.
So fallen überflüssige oder verspielte Kameraaktionen weg und auch die Zahl der Aussendrehs sei reduziert worden. Er sei stolz auf diesen Erfolg der Kostenreduktion, so Deppendorf. Ansonsten legte er Wert darauf zu betonen, dass die Öffentlich-Rechtlichen auch in Zeiten der Krise weiter Aufträge an Produktionsfirmen vergeben hat - anders als es die Privaten getan haben.
Gisela Marx führte das Thema zurück zu den Courtshows und attestierte Ihnen eine immens hohe Bedeutung für die Sender. "Gerichtsshows am Nachmittag finanzieren die Abendprogramme", so Marx. Was die Sender am Nachmittag sparen bzw. durch hohe Zuschauerzahlen einnehmen, kann am Abend investiert werden.
Deppendorf, der auf die Frage von Marx, wieso sich nicht die ARD mal ein Format wie "The Apprentice" gesichert hätte, gar nicht antworten wollte, lenkte die Diskussion lieber auf die bösen Privaten. "RTL ist in der Krise", so der WDR-Fernsehdirektor. "Sie haben die Dschungelshow, Fear Factor und das war es." Anklang fand sein Themenvorschlag allerdings kaum.
Zurück im Nachmittagsprogramm: Bei dem Erfolg der Courtshows der Privaten, sieht die ARD mit ihrem Nachmittagsangebot derzeit schwach aus. Mehrere Versuche dort bessere Quoten zu holen scheiterten. Dabei lobt Gebhard Henke die Ratgebershow von Dieter Speck, die zeitweilig lief: "Das war seriös und interessant". Danach allerdings "Schreinemakers" zu zeigen, sei nicht der große Knüller gewesen, ergänzte Deppendorf.
Generell sei das Problem in der DayTime, dass die Schere zwischen den Kosten einer gut produzierten Serie und einer Show zu weit auseinander liegen. In der PrimeTime seien Shows wie "Ich bin ein Star" dann schon gar nicht mehr soviel billiger als ein durchschnittlicher TV-Movie, so Hansjörg Füting, Geschäftsführer der Neuen deutschen Filmgesellschaft, aber in der DayTime sind Shows eben einfach billiger.
Vom Nachmittag wieder in die PrimeTime: "Das Wunder von Lengede" habe bei SAT.1 gezeigt, dass sich auch teure Produktionen rechnen, so Michael Souvignier, Geschäftsführer der Zeitsprung Film + TV. "Lengede hat sich schon mit der Erstausstrahlung finanziert." Mittlerweile habe man den Zweiteiler bereits in 34 Länder verkauft.
Deppendorf kontert mit dem ARD-Erfolg des Films "Stauffenberg". Da habe man sich auch als öffentlich-rechtlicher Sender einmal der professionellen Trailer-Produktion und PR-Mitteln wie Pressekonferenzen etc. bedient, um den Film gebührend zu promoten. Und es war ein voller Quotenerfolg, auch bei den jungen Zuschauern. Allerdings dürfen solche Ausnahmefilme mit ihren Kosten keine Nischenprogramme verdrängen, gerade bei der ARD.
Beim Stichwort "Serien" sieht Gisela Marx ein Problem bei den Privaten. Dort würden Serien viel zu lange laufen - im Vergleich zur USA. Dass innovative Serien eine Chance haben, zeigten die ARD-Serien "Berlin, Berlin" und "Dr. Kleist". In diesem Bereich stünde die ARD derzeit besser da als RTL und SAT.1. Letztere können lediglich "Edel & Starck" als innovativ anführen.
Das Problem für sie als Produzenten sei der teilweise rasante Wechsel von Bedürfnissen innerhalb von wenigen Wochen. Floppt ein Sender mit einem neuen Genre, ist gleich das ganze Feld verbrannt und andere Sender stornieren ähnliche Pläne. Da fehlt oft der Mut, so Hansjörg Füting von der Neuen deutschen Filmgesellschaft.
Einen Trend der kommenden Jahre sieht Füting in LiveSoaps, idealerweise einem täglichen Format. Eine solche klassisch geskriptete Serie die live gespielt wird, habe besondere Reize, auch wenn es nicht billig werden würde. Marx verweist bei den Trends der kommenden Saison auf das ZDF, welches sich erklärtermaßen an Telenovelas probieren will. Sie halte solche Produktionen für zu schwierig und teuer. WDR-Fernsehdirektor Deppendorf stimmt zu: Das puristische Format, so wie es in Lateinamerika funktioniert, würde in Deutschland durch zu viele Darsteller und zu teure Sets zu nichte gemacht.