Das medienforum.nrw gibt sich kompakter

Foto: medienforum.nrwEigentlich war es ein Vergleich mit den Medientagen München als LfM-Direktor Prof. Dr. Norbert Schneider von "Selbstkritik und Selbstweihe" sprach. Während man sich in München gerne selbst feiere, gebe es in Köln von Referenten und Teilnehmern kritischere Analysen aktueller Themen. Selbstkritik war aber auch das Schlagwort der gesamten Pressekonferenz zum 17. medienforum.nrw am Montag in Köln.

Mit nur noch zwei Kongresstagen und einer örtlichen Bündelung aller Veranstaltungen in der Halle 6 der Koelnmesse, will man eine "Zuspitzung" erreichen und "konsequenter" auf "vielleicht nicht originelle, aber wesentliche Fragen" Antworten finden. Anders als im letzten Jahr, soll das diesjährige Thema wesentlich griffiger und damit ergiebiger sein. 2004 drehte sich alles um das Schlagwort "Digitalisierung".

Anke Schäferkordt, damals noch VOX-Chefin, fasste den fehlenden Fortschritt bei dem Thema passend zusammen, als sie sagte: "Aus Raider wird Twix, sonst ändert sich nix." Prof. Dr. Norbert Schneider sieht dies ähnlich: Bei Themen wie Digitalisierung diskutiere man jedes Jahr die gleichen Fragen, weil sich im Endeffekt innerhalb eines Jahres zu wenig ändere. Deswegen widmet sich das 17. medienforum.nrw in diesem Jahr der eher inhaltlichen und weniger technischen Frage nach Verantwortung.

Dass dies an nur zwei Tagen geschieht, löse Wehmut aus bei ihm, wenn gleich es nun einmal so sei, dass Entscheidungen getroffen werden müssen, so Schneider. "Das bedeutet aber nicht, dass wir im kommenden Jahr alles am Montag veranstalten und in zwei Jahren alles am Sonntagabend durchziehen". Da war sie, die leise Selbstkritik, die sich mit dezentem Ärger über das noch immer nicht renovierte Kongresszentrum der Koelnmesse mischte.

Deswegen allerdings Köln zu verlassen und einen neuen Standort zu suchen, würde auch Dr. Martina Richter, Organisatorin der Cologne Conference für falsch halten: "Die Mitarbeiter des WDR würden uns fragen, wieso sie jetzt alle woanders hin fahren sollten". Schneider: "Köln ist nun einmal das Medienbiotop in diesem Bundesland". Die Beziehungen zum WDR konnte man im Übrigen endlich verbessern. Unstimmigkeiten zwischen den Organisatoren und dem WDR sorgten in vergangenen Jahren für eine sehr geringe Präsenz des neben RTL zweiten großen Senders in Köln beim medienforum.nrw. "Wir sind froh, dass wir diese Phase hinter uns haben", so das Fazit.

Foto: medienforum.nrwDie frohe Kunde stand dann auch trotz kritischer Töne im Mittelpunkt. Die Eröffnungsrede wird in diesem Jahr vom neuen NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers gehalten und er wird dies vor mehr Menschen tun als es Miriam Meckel in Vertretung für Peer Steinbrück im letzten Jahr tat: Auch wenn genaue Zahlen erst nach dem medienforum.nrw veröffentlicht werden sollen, so liegt die Zahl der Akkreditierung in diesem Jahr "deutlich über der des Vorjahres". Damals waren 3.700 Teilnehmer in Köln. Dass Rüttgers spreche, sei übrigens auch ein Vorteil gegenüber München: "Dort hört man immer nur Stoiber", scherzt Schneider.

Mit dem Partnerland Türkei veranstaltet man in diesem Jahr ein spannendes, aber "nicht ganz risikofreies Stück Veranstaltung". Ein ursprünglich mal geplantes Gipfeltreffen der beiden Staatsoberhäupter kommt nicht zustande. Vergleichen will man die beiden Medienmärkte, die beide die entscheidenden Fragen beschäftigt: "Was sollen wir senden?" und "Wie bezahlen wir es?". Neben der Verantwortung gegenüber dem Zuschauer wird auch die Frage nach der wirtschaftlichen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern eine interessante Rolle spielen. Schneider spricht die neuen digitalen Spartensender an. Ohne Reichweite und ohne Werbung, frage er sich, wie die sich finanzieren. Das wird zu klären sein.

Der Internationale Filmkongress im Rahmen des medienforum.nrw wird sich in diesem Jahr dem gerade akuten Thema der Krise des Kinos widmen. Immer mal wieder sei dies in Deutschland ein Thema und jetzt sei es wieder soweit, so Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW. Darüber hinaus freut er sich besonders auf die KinoSpecials, in denen die Filmkunst, der Spaß am Film und nicht die Diskussion im Mittelpunkt steht. Nationale und internationale Produktionen zeigen einen Querschnitt der Arbeit der Filmstiftung NRW. Eröffnungsfilm ist “Caché”, für den Michael Haneke in Cannes mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet wurde.

Die Seminare und Roundtables der Cologne Conference widmen sich in international besetzten Seminare Themen wie “Good-TV. Modernes Fernsehen und das Prinzip Verantwortung.” Im vergangenen Jahr wurden nach Auffassung von Dr. Martina Richter, Leiterin der Cologne Conference, so viele Fernsehflops wie lange nicht produziert wurden. Wie man "auf Augenhöhe der Zuschauer und Protagnisten" gutes und damit erfolgreiches Fernsehen machen könne, sei eine der zu klärenden Fragen.

Die weiteren Themen sind “TV-Werbung im digitalen Zeitalter” und “Serial Drama revisited. TV-Serien 2005/2006”. Neben der theoretischen Auseinandersetzung geben Festivalreihen, Präsentationen und Screenings on Demand wie in den vergangenen Jahren zudem praktische Einblicke in den aktuellen Status internationalen Fernsehschaffens. ZDF, SAT.1 und kabel eins nutzen die Cologne Conference zur Präsentation von Film-, Serien- und Doku-Neuheiten. So zeigt SAT.1 erstmals Ausschnitte aus der neuen Serie "Nicht salonfähig" und das ZDF erste Bilder vom Kriegsdrama "Dresden".

Beim Generation M Kongressforum werden Medienprofis und Bildungsexperten mit Young Professionals, Absolventen und Studenten über aktuelle Branchentrends, Personalentwicklung und Qualifizierung diskutieren. Bei den parallel stattfindenden Generation M StudioTours öffnen Medienunternehmen ihre Türen für engagierte Einsteiger. Anders als in den letzten Jahren wird die Generation M, von den Studiotouren abgesehen, nicht für für Schüler zugänglich sein. So soll eine produktivere und informativere Veranstaltung für wirklich beruflich interessierte "Young Professionals" garantiert werden.

Am Ende überwiegt die Euphorie: Mit dem neuen Ministerpräsidenten und seiner ersten öffentlichen Rede als solcher, mit dem Partnerland Türkei und einem neuen inhaltlich und örtlich kompakterem Konzept will man zeigen, dass man den Medientagen München Einiges voraus hat. Ob dies gelingt, hängt laut Prof. Dr. Schneider auch vom "hoch- und runterschreiben" der Presse ab. Er sieht diese Diskussion gelassen: "Wenn sie schreiben, Köln sei wieder in, ist Köln wieder in". Immerhin habe die Veranstalter bei der diesjährigen Pressekonferenz selbst das eingehalten, was sie von ihren Referenten erwarten: Selbstkritik statt Selbstweihe.