Jerry, zum Dritten
New York, Ground Zero, nachts. Die Kamera rückt den Ruinen des World Trade Center näher, verknüpft Hudson River und den Himmel über New York mit der traumatischen Ausstrahlung dieses Platzes. Am Rande des Areals, an einem eisernen Absperrgitter, steht Mac Taylor, Erste Spürnase und Leiter des Spurenanalytikerlabors der New Yorker Polizei. Hier endet die Premierenfolge von CSI:NY, "Blink."
Der New-York-Spinoff der Serie ist bereits der zweite, den Hollywoods Goldesel Jerry Bruckheimer im deutschen Programm platziert. Er personalisiert nach Produktionen wie "Con Air", "Armageddon" oder "Pearl Harbour" den künstlerisch grenzwertigen Blockbuster, Unterstützung für seine Filme holt er sich gerne mal vom amerikanischen Verteidigunsministerium. Nach Paramount- und Disney-Verträgen rechnen sich die Einspielergebnisse seiner Filme auf über 12 Milliarden Dollar zusammen.
CSI nun, als "Ur"-CSI und jüngster Ableger "CSI:New York" bei Vox, als "CSI:Miami" bei RTL zu sehen, erntet Traumquoten, schäumt Bruckheimer-üblich vor Bildgewalt, ist aufwändig produziert und führt dem Zuschauer ein oft spannendes Tänzchen um Spuren und Spüren vor, in dem Mac Taylor, schlafkranker Analytiker, die Hauptrolle spielt. Eines ist, bei jedem Heuhaufen, den eine neue Folge von CSI offeriert, jedenfalls sicher: Entscheiden werden die Spuren.
Deshalb ist es eine detektivisch-technische, von Laborutensil und raffinierten Gerätschaften geprägte Arbeitsamkeit, die die Grundlage für jede Vertiefung ist. Vergewaltigungen, Raubmorde, Verstümmelungen wirken in Bild und Botschaft heftig, aber für jeden Krater der Stadt findet sich eine ausreichend starke Lampe, um hineinzuleuchten. Mac Taylor und seine Kollegin Buonasera mögen für eine Fernsehserie vielschichtige, bis zu einem gewissen Punkt patriotisch-gefühlsbetonte Figuren sein, ihre Arbeit aber wirkt mit der Prägnanz der Aufklärung tröstlich, wenn in den Fängen eines Monsters wie New York der Kontrollverlust droht.
Mac Taylor steht also vor Ground Zero. Der Zuschauer hat zuvor erfahren, dass seine Frau hier den Tod gefunden hat, gleich in der ersten Folge wird Nineeleven zumständigen Begleiter des Schauplatzes erkoren. Taylor hat einen Wasserball behalten, als einzige Erinnerung, denn "darin steckt noch ihr Atem". Hier mag man den "Pearl Harbour"-Bruckheimer trapsen hören, aber CSI:New York ist nur eine Fernsehserie, und mögen Verschwörungstheoretiker noch so sehr wettern über Bruckheimers gesammelte Allianzen, dafür ist sie sehr unterhaltsam.