Das Vierte-Chefin Elena FedorovaFrau Fedorova, als Herr Lesnewski Das Vierte im vergangenen Jahr übernommen hat, gab es große Ankündigungen. Danach hörte man lange nichts mehr. Wurde Das Vierte inzwischen von der Wirklichkeit eingeholt?

Was wir zunächst angekündigt haben, war ein Programm-Maximum, das nicht in einem oder zwei Jahren realisiert werden kann. Aber dennoch: Das ist der Weg, den Das Vierte gehen wird. Dazu stehen wir nach wie vor. Natürlich hat sich seit den ersten Ankündigungen etwas geändert: Die ganze Welt und mit ihr der TV-Markt. Darauf mussten auch wir entsprechend reagieren.

Könnte nicht gerade Das Vierte mit einem starken Investor im Rücken trotz Krise auftrumpfen?

Schon Lenin sagte: Man kann nicht in einer Gesellschaft leben und frei von dieser Gesellschaft sein.

Mit anderen Worten: Auch ein Dmitrij Lesnewski kann sich der Krise also nicht entziehen?

Es geht nicht darum, ob er sich persönlich oder als Unternehmer der Krise entziehen kann. Das Vierte ist ein unabhängiges Unternehmen, das auf eigenen Füßen steht. Es kann nicht das Ziel eines Unternehmens sein, immer den Investor um Geld zu bitten. Wir wollen ein gut funktionierendes Unternehmen, das als TV-Sender gutes Programm anbietet und gleichzeitig wirtschaftlich rentabel arbeitet.
 
Entpuppte sich der deutsche TV-Markt als so, wie sie ihn erwartet haben oder gab es Überraschungen?

Die gab es allerdings. Die Rahmenbedingungen sind hier schon komplett anders. Der Wettbewerb im deutschen TV-Markt ist natürlich ein besonderer, auch und gerade wegen des dualen Systems und der großen Anzahl frei empfangbarer TV-Sender. Wir haben auch dazu lernen müssen, wie sich etwa die Beziehungen im Markt gestalten.

Die Erfahrungen haben sie aber offenbar nicht gänzlich verschreckt...

Nein, überhaupt nicht. Jeder Markt ist auf seine Art und Weise schwierig und hat seine Regeln. In Deutschland gestaltet z.B. sich für einen kleinen Sender besonders die Frage der Verbreitung schwierig, und vor allem kostenintensiv. Wir sorgen als kleiner Sender für eine Vielfalt in Deutschland, müssen aber erstmal die hohe Hürde der Verbreitungskosten nehmen. Als Content-Lieferant, der den Zuschauern gute Unterhaltung bietet, zahlen wir an die Kabelgesellschaften und Satellitenbetreiber. Und nicht umgekehrt, wie es in Amerika zum Beispiel der Fall ist. Dort bezahlen die Netzbetreiber die Sender dafür, dass sie gutes Programm liefern.

Das VierteDas amerikanische Modell würde Ihnen ja auch deshalb entgegenkommen, weil man dann auch die Vermarktung ein Stück weit den Netzbetreibern überlassen könnte, was für kleine Sender einfacher ist...

Es ist nur logisch, als kleiner, unabhängiger Sender auch auf Vermarktungsseite Verbündete zu finden. So hatten wir beim Bundeskartellamt angefragt, ob wir unsere Werbezeiten durch einen der großen Vermarkter verkaufen könnten. Dafür haben wir grünes Licht bekommen, auch wenn die Zusammenarbeit mit SevenOne Media letztlich nicht zustande gekommen ist.

Also vermarkten Sie Das Vierte weiter selbst?


Ja. Aber wir überprüfen natürlich auch mögliche Alternativen. Gerade bei Themen wie der Vermarktung oder der Verbreitung sollten die kleineren Sender viel enger zusammenarbeiten und neue Ideen anstoßen: Warum sollte, zum Beispiel, nicht ein kleiner, prozentualer Anteil der GEZ-Gebühren dazu genutzt werden, die Sender bei den hohen Kosten der Distribution zu unterstützen und damit für die Sicherung der Vielfalt in Deutschland zu sorgen?