Im Frühjahr haben wir das ZDF an dieser Stelle als Comedy-Sender Nummer eins bezeichnet. Geändert hat sich daran nicht allzu viel: Während die privaten Sender - einst ohne Zweifel echte Spezialisten dieses Genres - in den vergangenen Jahren im Comedy-Bereich nicht allzu viel Innovatives an den Start gebracht haben, baute sich das ZDF mit "Neues aus der Anstalt", "Pelzig hält sich" und "Leute, Leute" eine Spaß-Schiene auf, die es erlaubt, aktuelle Ereignisse aus einem humorvollen Blickwinkel zu betrachten. Den größten Mut bewies man allerdings vermutlich mit der "heute-show", von der am Freitag bereits die 100. Ausgabe laufen wird.

Die Nachrichten-Comedy, die sich mit der amerikanischen "Daily Show" messen lassen muss, tat sich auf ihrem Sendeplatz am späten Freitagabend anfangs reichlich schwer. Und vermutlich hätte so mancher Fernsehmacher dem Team um Oliver Welke mehr oder weniger schnell den Stecker gezogen. Nicht so das ZDF. Auf dem Lerchenberg glaubte man an das Format und wurde belohnt. Die Zuschauerzahlen zogen langsam, aber sicher an, und ganz nebenbei entwickelte sich die "heute-show" auch bei sonst so schwer zu erreichenden jüngeren Zuschauern zum echten Erfolg fürs Zweite.

Doch gerade angesichts der guten Quoten verwundert es doch sehr, dass die "heute-show" bislang keine Nachahmer auf den Plan gerufen hat. Wie einsam die Nachrichten-Comedy auf weiter Flur ist, zeigte sich gerade erst bei der Verleihung des Deutschen Comdypreises in Köln, wo die "heute-show" bereits ihre vierte Auszeichnung in Folge gewann. Er hoffe, sagte Welke, dass diese jahrelange Serie an Siegen doch vor allem ein Ansporn für alle Senderverantwortlichen sein müsste, wieder deutlich mehr neue Comedyformate ins Programm zu nehmen. Und tatsächlich: Sein Wünsch könnte schon bald in Erfüllung gehen.

Im Ersten unternimmt man derzeit einen zaghaften Versuch, im Comedy-Bereich Fuß zu fassen - und zwar abseits der Late-Night-Schiene am Samstagabend, wo man derzeit auf Kurt Krömer und Ina Müller im Wechsel setzt. "Wir werden mit jungen Talenten eine Parodie-Farbe für unser Programm pilotieren und da werden die Zuschauer noch vor Weihnachten einen ersten Einblick in die Werkstatt bekommen können", kündigte ARD-Programmdirektor Volker Herres nun im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de an, das in der kommenden Woche zu lesen sein wird. Schon vor einem Jahr hatte es Berichte gegeben, wonach im Ersten ein Parodie-Format unter dem Titel "Das Ernste" geplant sei.

Von einem eigenen "switch reloaded" war die Rede. Angeblich gab es damals Verhandlungen mit Martina Hill, Max Giermann und Martin Klempnow, die allerdings der ProSieben-Show die Treue hielten und nach längerer Pause inzwischen mit neuen Parodien wieder am Start sind. Herres: "Das, was wir damals vorhatten, nämlich ein eigenes Fernsehsatireformat zu etablieren, ist noch nicht zustande gekommen, weil die Protagonisten, die mit uns ursprünglich zusammenarbeiten wollten, zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht zur Verfügung standen." Herres betonte zugleich, wie wichtig diese Farbe sei. "Grundsätzlich brauchen wir Humor im Programm, denn an Ernsthaftem fehlt es uns nicht."

Inzwischen ist man schon einen bedeutenden Schritt weiter, auch wenn man den Testlauf zunächst nicht im Hauptabendprogramm, sondern in einem "geschützten Bereich" angehen möchte. Das ZDF ging einst beim Start der "heute-show" ganz ähnlich vor. Bevor Oliver Welke und seine Mannschaft auf sich alleine gestellt waren, gab es zunächst dienstags Schützenhilfe durch "Neues aus der Anstalt". Mittlerweile hat das Format einen festen Fan-Stamm gefunden und es ist vermutlich kein Zufall, dass die "heute-show" in den vergangenen Wochen immer mal wieder etwas länger dauerte als die übliche halbe Stunde. Ein Wegweiser für die Zukunft? Wie auch immer: Insbesondere mit Blick auf die 2013 anstehende Bundestagswahl kann man sich beim ZDF glücklich schätzen, ein Format wie die "heute-show" im Programm zu haben.